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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Viehfuader aus. Und er war in Penzberg und Seeshaupt, hot er g'sogt«, erklärte Sailer.
    »Kann er das beweisen?«, wollte Irmi wissen.
    »Hob i ihn auch g'frogt. Er hätt a Büchl, wo des ois drinnasteht«, meinte Sailer.
    »Und zwar eins, das er selber führt. Tolles Alibi! Wenn, dann müssen wir seine Kunden anrufen. Aber das wird eventuell gar nicht nötig sein. Dazu kann ich euch nämlich was erzählen.«
    Irmi berichtete von dem Gespräch mit Meike, in dem diese erzählt hatte, dass sie Leismüller am Mordtag gesehen habe. Auch dann noch, als die anderen schon weg gewesen waren.
    »Da wir von keinem der anderen Demonstranten den Namen Leismüller gehört haben, können wir es als gesichert ansehen, dass er tatsächlich erst nach dem Almauftrieb der Politiker gekommen ist oder aber sich vorher schon irgendwo versteckt hatte«, meinte Kathi.
    »Genau, und da wird uns der Herr Leismüller mal erklären müssen, warum er gelogen hat. Penzberg und die Fischbachalm, da liegen doch ein paar Kilometer und Höhenmeterchen dazwischen.« Irmi war auf einmal richtig gut gelaunt. Endlich kam Bewegung in die Sache.
    »Und dieser Diepold?«, fragte Andrea, der der Kopf zu rauchen schien.
    »Den haben wir auch im Blick. Ach, Andrea, bleiben Sie da mal dran. Wenn er zu Hause ist, fahren Sie doch mit Sailer hin, und lassen Sie sich erklären, warum er früher weg ist und wo er war.«
    In Andreas Augen trat so was wie Panik.
    »Das schaffen Sie schon. Mit tatkräftiger Hilfe von unserem Sailer. Gell, Sailer!«
    »Jawohl, Frau Irmgard.«
    »Gut, Kathi und ich schauen uns den Leismüller junior mal genauer an.« Sie sah auf die Uhr. Es war Viertel vor vier. »Sieht nach Überstunden aus. Wir tauschen unsere Ergebnisse gegen sieben noch mal aus, ja?«
    Auf dem Weg Richtung Mittenwald setzte sie Kathi ins Bild, was Orlowski betraf. »Den dürfen wir nicht ausblenden.«
    »Meinst du, dieser Alpenvereins-Kultur-Natur-Schwafler kann einem kräftigen Bauern wie Fichtl was antun?«
    »Sicher. Wenn er ihn gestoßen hat? Und Fichtl dann dumm gefallen ist? Dem Orlowski dürfen wir Ortskenntnisse zutrauen. Der wuselt laut Meike schon seit Wochen auf der Alm rum.«
    »Okay, das ist ein Argument. Wann willst du dir die Schwallerbacke vorknöpfen?«, fragte Kathi.
    »Morgen, heute interessiert mich vor allem Vinzenz Leismüller.«
    Irmi war ziemlich angespannt, als sie sich Wallgau näherten. Sie hatte noch überlegt, ob sie Kathi vorwarnen sollte, unterließ es aber lieber. Kathi sollte sich der seltsamen Vater-Sohn-WG ganz unvoreingenommen nähern.
    Als sie auf den Hof fuhren, wirkte das Anwesen noch verwahrloster als am Vortag, was aber auch daran liegen mochte, dass sich gerade dunkle Wolken am Himmel zusammenballten. Es war ein verdammter Gewittersommer gewesen. Die Feuchtigkeit hatte nicht weichen wollen, und die Sonne hatte nur selten angenehm gewärmt, sondern stechende Sonnenpfeile vom Himmel gesandt. Auch jetzt würden bald wieder der Donner in den Karwendelwänden widerhallen und die Blitze über das Land zucken.
    Als sie ausstiegen, war es stickig. Heute standen zwei Rostlauben-Lkws auf dem Hof, was den Schluss zuließ, dass die beiden Herren Leismüller daheim waren.
    »Ich geh da nicht rein«, flüsterte Kathi.
    Das war auch nicht nötig, denn Tassilo Leismüller polterte heraus. Er wollte schon wieder zu einer Schimpftirade ausholen, als er Irmi erkannte. Mit kaum verhohlener Gier musterte er Kathi.
    »Sie schon wieder! De ham die Katzenviecher schon geholt.«
    »Ich freu mich auch, Sie zu sehen«, bemerkte Irmi ironisch. »Aber freuen Sie sich nicht zu früh, Herr Leismüller. Heute würde ich gerne Ihren Sohn sprechen. Holen Sie ihn doch bitte mal raus.«
    »Vinzi?«
    »Ja, oder haben Sie etwa noch einen Sohn?« Der Rest von Irmis guter Laune war verflogen.
    »Wir würden gerne Vinzenz Leismüller sprechen. Ich habe heute schon mal mit ihm telefoniert. Es ging um eine seiner Lieferfahrten. Er wollte mir sein Notizbuch zeigen.« Kathi klang sehr kühl  – und sah dabei wie immer sehr schön aus. Das bemerkte auch Leismüller.
    »Hast du keinen besseren Beruf gefunden?«
    »Ach, das höre ich öfter. Danke der Nachfrage. Ich bin sehr zufrieden. Wo ist Ihr Sohn?«
    Kathi war heute überraschend beherrscht, fand Irmi, und erfolgreich dazu, denn Leismüller brüllte plötzlich in Richtung Haus: »Vinzi, kimm! Zwei Damen wollen dich sprechen.« Er lachte dreckig.
    Vinzi sah seinem Vater überhaupt nicht ähnlich. Er war größer,

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