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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Sennerin. Und dann passte das alles mit Meikes Aussage zusammen. Es klang durchaus plausibel, nur konnte das natürlich auch pure Erfindung sein. Vielleicht wollte Vinzi dem Orlowski einfach etwas anhängen und den eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen? »Vinzenz, wie ist das denn mit Ihrer Lieferung? Ist die ganz ausgefallen?«
    »Naa, am nächsten Tag war i auch in der Gegend. De Lieferung hob i dann ausg'fahrn. Is ja koa große Sach ned.«
    Keine große Sach ... Wenn der Drang zu spannen so groß war, dann mussten die Kunden eben warten. Der Donner hatte eingesetzt und kam näher.
    »Herr Leismüller, wenn Sie morgen auf Ihrer Fahrt in Garmisch vorbeikommen, schauen Sie bitte bei uns rein! Sie müssten das alles zu Protokoll geben. Geht das?« Irmi bemühte sich, freundlich zu bleiben.
    Er nickte, und Irmi drückte ihm eine Karte in die Hand. Nun kam der Regen, und mit einem hastigen »Auf Wiedersehen« spurteten die Frauen zum Auto. Vinzi blieb auf dem Hof stehen, das Wasser tropfte von seinem Hut.
    »Glaubst du ihm das?«, fragte Kathi, als Irmi vom Hof gefahren war.
    »Ich glaube, er ist ein mieser Spanner, aber kein Mörder. Sagt mir mein Gefühl.« Ihr Gefühl sagte ihr auch, dass sie gleich zerspringen würde vor Wut über Kathi. Aber sie beherrschte sich.
    Kathi sah aus dem Fenster, und Irmi starrte in den Regen. Der Scheibenwischer kämpfte auf der höchsten Stufe gegen die himmlische Flutwelle an. Die Wischblätter gehörten dringend ausgewechselt, aber das bemerkte sie nun mal immer nur bei Regen, und dann war weder eine Tankstelle noch ein Autohaus in Sicht. Außerdem wollte Irmi schnell ins Büro. Kathi hatte immer noch nicht zur Ohrfeige Stellung bezogen, und Irmi war zu feige und zu müde für eine Konfrontation.
    »Und Orlowski?«, fragte Kathi nach einer Weile. »War er's?«
    »Zumindest hat er momentan extrem schlechte Karten. Der muss uns einiges erklären.«
    Im Büro trafen sie auf Sailer und Andrea. Irmi berichtete von Leismüller.
    »Und des hoaßt dann, der Fichtl hot Streit g'habt, und der, wo mit ihm g'stritten hot, des is der Mörder, oder? Und des könnt der Orlowski sein?«, fragte Sailer staunend.
    »Ja, Sailer, das klingt zumindest nach einer brauchbaren Hypothese. Wir müssen bloß noch den finden, mit dem er Streit hatte.« Diepold oder Orlowski, dachte sie bei sich. Es wäre falsch gewesen, sich nun nur noch auf Orlowski zu fokussieren.
    »Wart ihr bei Diepold?«, erkundigte sie sich.
    »Ja«, entgegnete Andrea.
    »Ja, und weiter?« In Irmis Kopf pochte es. »Andrea! Jetzt mal los. Im ganzen Satz, wenn's geht!« Himmel, das Mädchen war einfach zu soft. Sie hatte keine Präsenz, sie strahlte keine Souveränität aus, keine Sicherheit.
    »Äh ja ... wir waren da.« Sie atmete tief durch. »Der Herr Diepold war aus Riem zurück, und ich habe ihn gefragt, warum er die Demonstration auf der Fischbachalm deutlich früher als die anderen verlassen hat.«
    »Schön. Und was hat er gesagt?« Irmi redete mit dem Mädchen wie mit einer kranken Kuh.
    »Er hätte einen Decktermin gehabt.«
    Kathi entfuhr ein Glucksen, und Andrea lief blutrot an. »Natürlich nicht er, sondern sein Hengst!«
    Auch Irmi bemühte sich, die Contenance zu wahren. »Okay, Andrea, und stimmt das? Konnten Sie das überprüfen? Wer war der Stutenbesitzer?«
    Fast trotzig warf Andrea den Kopf zurück. »Das muss ich nicht überprüfen.«
    Irmi war platt. Lag das etwa nicht in ihrem Aufgabenbereich? Doch bevor sie etwas sagen konnte, fuhr Andrea fort: »Wir haben September. In einer Woche findet in Rottenbuch der Kaltblutfohlenmarkt statt. Kein Mensch deckt jetzt eine Stute. Decksaison ist von Mitte Februar bis Mitte Juli, die Fohlen sollen schließlich im Frühjahr auf die Welt kommen und Anfang September verkauft werden. So ein Absetzer sollte schon sechs Monate alt sein, bevor er von der Mutter wegkommt.« Andrea blickte in die Runde.
    Irmi sah sie überrascht an. Sie war mit Rindern aufgewachsen. Die Rossbauern waren für sie immer ein Buch mit sieben Siegeln gewesen, und Pferde hatten bei ihr nie die Hysterie ausgelöst wie bei vielen anderen kleinen Mädchen. Aber Andrea hatte recht.
    »Wie lange tragen Pferde denn?«, fragte Irmi nach.
    »Elf Monate, drum schaut man ja auch, dass die Fohlen spätestens im Mai da sind. Alles andere ist Quatsch.«
    »Ich wusste ja gar nicht, dass wir eine Pferdefachfrau unter uns haben«, bemerkte Irmi lächelnd.
    Andrea lächelte zurück. Sie bewegte sich auf einem Terrain, auf dem

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