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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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aufgesprungen und in Richtung Stall gegangen. Irmi folgte ihm.
    Etwas abseits stand ein neuer Laufstall, und zwar vom Feinsten. Der alte Stall hingegen war umgebaut worden. Es gab auf der einen Seite Pferdeboxen, die ihr doppelt so groß vorkamen wie normale Boxen. Sie hatten große Fenster, aus denen die Kaltblüter ihre Nasen herausstrecken konnten. Auf der anderen Seite des Mittelgangs befanden sich zwei große Laufboxen. In der einen tummelten sich Schafe, die andere war leer. Durch ein paar transparente Gummibahnen war draußen ein mit Hackschnitzeln ausgestreuter Paddock zu sehen.
    »Ist ja vorbildlich«, meinte Irmi.
    Er lachte. »Nadine hat darauf bestanden. Wenn wir nicht diese Boxen gebaut hätten, wär sie ausgezogen. Das hätt sie fertiggebracht.« In diesem Moment rumpelten drei Wuschelköpfe durch die Gummibahnen. Die Isländer, die wohl Stimmen gehört hatten und nach dem Rechten sehen wollten. Ein Fuchs, ein Schimmel und ein Rappe. Der Fuchs wieherte.
    »Saubande«, sagte Franz, aber es klang gutmütig. »Elektrozäune interessieren die rein gar nicht. Schlimmer wie Flöhe hüten.«
    Antwort kam von der anderen Stallseite. Ein markiges Wiehern. Da stand er. Wie eine Statue. Ein schönes Tier. »Der wiehert wie ein Mann«, sagte Franz. Er hatte die Schiebetür geöffnet und tätschelte den Hals des Tieres. »Es gibt ja Hengste, die klingen wie ein Fohlen.«
    Nein, der hier sah aus wie ein ganzer Kerl und klang auch so.
    »Ein schöner Bursche«, sagte Irmi, »und sicher keiner, der jetzt Ende August noch deckt, oder, Franz?«
    Er schwieg und schob die Tür wieder zu.
    »Oder, Franz?«, wiederholte Irmi.
    Diepold lehnte an der Tür und sah Irmi in die Augen. »Nein«, sagte er schließlich.
    »Das hast du gestern aber gesagt. Zu meinen Leuten. Du hättest einen Decktermin und hättest deshalb die Alm vorher verlassen. Bloß dumm, dass Andrea sich auskennt. Keine alte Sau deckt um diese Jahreszeit.« Irmi hatte nun mehr Schärfe in ihre Stimme gelegt.
    »Ja, ich weiß.«
    »Ich glaube, dass du das weißt. Du bist doch der Züchter. Ich weiß es jetzt auch. Wieso verzapfst du so einen Schmarrn?«
    Der Hengst zog die Zähne an einem der Gitterstäbe entlang. Ein Schaf mähte. Draußen krähte irgendwo der Hahn.
    »Hör mal zu, Franz! Ihr habt dieses bescheuerte Haberfeldtreiben gemacht. Und du warst auf der Alm. Am Tag, an dem Pius Fichtl ums Leben gekommen ist. Du bist früher weg. Keiner hat dich mehr gesehen. Du hättest Zeit gehabt, Fichtl aufzulauern. Du hast ihn gehasst. Genau wie Bernhard. Ihr seid verbohrte Idioten. Aber das nur am Rande. Wo warst du? Hast du Fichtl getroffen? Hattet ihr Streit?« Irmi suchte seinen Blick, doch er sah nur sein Pferd an. Dieses stolze Tier, das zu wissen schien, dass es schön war.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Franz schließlich.
    »Was – natürlich nicht? Nicht früher weg? Nicht gehasst? Nicht getroffen?« Irmi funkelte ihn an. Sie hasste das. Dieses Stolpern über den weiteren Bekanntenkreis. Vielleicht sollte sie sich in die Einöde versetzen lassen. Wo sie unbekannt war und sie die Leute auch nicht kannte. Unvoreingenommen war. Eine Versetzung nach Schleswig-Holstein vielleicht oder Mecklenburg-Vorpommern. Natürlich wusste sie, dass sie Bayern nie den Rücken kehren würde. Und den Hof würde sie niemals verlassen.
    »Ich habe ihn nicht gehasst. Das mit dem Haberfeldtreiben ist irgendwie entgleist.«
    »Ja, das hat Bernhard auch gesagt.«
    »Wirklich, wir haben uns da verrannt. Nadine hat ein paar Tage nicht mit mir geredet. Weil ich in ihren Augen ein unterbelichteter Idiot gewesen bin.«
    »Kluges Mädchen. Und weiter: Warum bist du früher weg von der Alm?«
    »Ich hatte was zu erledigen.« Er wand sich.
    »Verdammt, Franz! Ich glaube, du verkennst die Situation. Hier geht's um einen ungeklärten Todesfall, um Mord oder Totschlag. Ich bin nicht zu einem morgendlichen Plauderstündchen gekommen!« Irmi wurde lauter.
    »Es ging um eine Überraschung«, sagte er schließlich.
    »Franz, wenn du mir jetzt nicht sofort eine plausible Erklärung lieferst, nehm ich dich fest!«
    Er tätschelte dem Hengst die Nase. »Nadine hat morgen Geburtstag. Ich hab ihr ein Geschenk besorgt, und ich hatte sonst nie die Gelegenheit, länger wegzubleiben. An dem Tag waren wir eh auf der Demo, und da hat's gepasst.«
    »Und darf ich fragen, was das für ein Geschenk ist? Red endlich, Franz!«
    »Ein Pferd. Ein Isländer«, sagte er leise.
    »Was?«
    »Nadine wollte immer

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