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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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ja, auch das war ein Grund für Sonntagskleidung.
    »Und wo ist Peter?«
    »Vielleicht am Stadl? Wenn er wos arbeiten wollt.«
    »Aha, und der ist wo?«
    »Des kimmt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Zu was für einem Stadl er g'fahrn is.«
    Kathi seufzte. Es gab hier Hunderte von Stadel, wahrscheinlich Tausende. Kleine, größere, windschiefe.
    »Wahrscheinlich beim dritten«, meinte der Mann.
    Das war auch nicht wirklich hilfreich.
    »Bezogen auf was?«, fragte Kathi.
    »Hä?«
    Irmi versuchte ein aufmunterndes Lächeln. »Inwiefern der dritte? Der dritte von was?«
    »Der dritte, wo's baut ham. Den kenna S' scho. Der is neu.« Der Mann machte eine vage Handbewegung. »Do ummi, den sehn S' scho.« Es folgte noch eine detaillierte Wegbeschreibung mit vielen auis und ois und ummis. Dann beäugte er kritisch Irmis Cabrio. »Wollts damit fahrn?«
    »Ja, wieso?«
    »Dann müssts den linken Weg am Kreiz nehma. Beim andern kimmst ned weit, weilst aufhockst.«
    »Vergelt's Gott!«, sagte Irmi mit Inbrunst.
    Der Mann radelte davon, und Kathi sah ihm nach. »Am Kruzifix links! Genau! An der dritten Kuh rechts und am zehnten Schaf wieder links, oder. Himmel!«
    »Ich weiß, ich weiß. Die Buckelwiesen werden uns allen ein ewiges Geheimnis bleiben. Vertrau der Rede dieses auskunftsfreudigen Mannes«, lachte Irmi. »Wir fahren mal ummi, dann aui, dann wieder oi, erneut ummi, und dann sehn mer's scho.«
    Kathi gab ein »Puh« von sich, und sie holperten vom Hof. Bald schon war das Kruzifix zu sehen, und Irmi steuerte den Weg bergan, der mehrere Richtungswechsel machte, bis sie an einem Stadel ankamen. Der war ziemlich neu und groß, das Holz war kaum verwittert. Außer ein paar Schafen, die sich in einer Ecke ihrer Abzäunung zu einem Knäuel zusammengeballt hatten, war niemand zu sehen. Sie riefen, und eines der Schafe blökte ein zögerliches Hallo.
    Kathi ging zum Schiebetor, das einen Spaltbreit offen stand. Sie schob es etwas weiter auf. »Herr Fichtl? Peter Fichtl?« Keine Reaktion. Die beiden Polizistinnen quetschten sich durch das Tor. Drinnen gab es zwei Kutschen, einen Marathonwagen und ein altes Gäuwagerl, außerdem einen Ladewagen und ein paar Rundballen Heu. Neben dem Heu führte eine Treppe hinauf, ein Viertel des Stadels besaß eine Art Empore, ein Maisonettestadel sozusagen.
    »Vielleicht pennt er da oben?«, schlug Kathi vor.
    Was Irmi eher unwahrscheinlich fand. Weit und breit war kein Fahrzeug zu sehen. Sie hatten nur ein paar Wanderer getroffen, die dem Auto auf dem gesperrten Sträßchen böse Blicke zugeworfen hatten. Ein Mittzwanziger ging jedenfalls nicht zu Fuß, da war sich Irmi sicher. Auto, Moped, Bulldog – eventuell noch ein Mountainbike.
    Sie stiegen auf die Empore und fanden sich inmitten von Pferdegeschirren wieder. Gerade wollten sie wieder gehen, als Irmi hinter einem Kummet und nachlässig verteilten Zaumzeugen und Leinen ein Spalt im Holz auffiel. Sie schob das ganze Gehänge und Gebändsel zur Seite – und siehe da, dahinter befand sich eine Tür. Öffnen konnte man sie nur, indem man den Finger in ein Astloch im Brett steckte.
    Irmi hatte ihre kleine Maglite herausgezogen und leuchtete ins Dunkel. Der Lichtstrahl fiel in eine Kammer, an deren Wänden Bundeswehrjacken, Klettergurte und Kletterhelme hingen – alles topmodern, darunter auch genau jene Jackenprototypen, die Kathis Onkel eindeutig als Bundeswehreigentum identifiziert hatte.
    Kathi pfiff durch die Zähne. »Das Sportgeschäft der etwas anderen Art, oder!«
    Irmi nickte. »Oder aber Hightech auf Staatskosten. Vermutlich treibt Peter Fichtl Schindluder mit Staatseigentum. Frage: Woher hat er das Zeug, und was macht er damit?«
    »Antwort: Er hat es aus der Kaserne und vertickt es«, entgegnete Kathi.
    »Frage zwei: Kann man so was einfach in solchen Mengen verschwinden lassen?«
    »Oder hat man da einen oder mehrere Mitwisser in der Kaserne?«
    »Ich tippe auf Mitwisser!« Irmi begann, Fotos zu machen, man wusste ja nie, ob der Fuchs seinen Bau irgendwann mal räumen würde. Vor allem hatten sie ja keinen offiziellen Durchsuchungsbeschluss. Den allerdings würden sie sicher bekommen. Und auch Peter Fichtl würden sie kriegen.
    Blieb nur der bislang ungeklärte Mord. Hatte Peter Fichtl den Bruder wegen Erbschaftsstreitigkeiten umgebracht? Oder hatte Pius das Depot entdeckt und seinen Bruder zur Rede gestellt? Waren sie darüber in Streit geraten?
    »Wir müssen Peter Fichtl finden, und zwar schnell«, sagte Irmi. »Der Gute muss

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