Mord im Dirnenhaus
sorgen, dass die Gefangenen so lange bei Kräften bleiben, bis die Befragung beendet oder aber die Haft aufgehoben wird.»
«Du könntest ebenfalls zu Schaden kommen.»
Neklas verzog spöttisch die Mundwinkel. «Nicht mehr als die Männer, die die Hübschlerinnen gewöhnlich auf dem Berlich aufsuchen. Eher weniger, wenn man bedenkt, dass ich ihnen ja nur Wundverbände und Arzneien bringe.»
«Wann willst du gehen?»
Lächelnd zog er sie an sich, obwohl sie sich sträubte. «Ich dachte, morgen Mittag nach Keppelers Beerdigung wäre der richtige Zeitpunkt.»
«Also gut, dann also morgen Mittag. Dann lass mich jetzt das Brot fertig kneten, oder willst du heute Abend hungern?»
«Auf keinen Fall.» Er ließ von ihr ab, fuhr ihr jedoch leicht mit dem Daumen über die Wange. «Du hast Mehl im Gesicht.»
«Du möglicherweise gleich auch, wenn du mich nicht endlich arbeiten lässt.» Drohend griff sie in die Schüssel mit dem Schrotmehl, doch da hatte Neklas bereits lachend die Flucht ergriffen. Kopfschüttelnd ließ Adelina das Getreideschrot durch die Finger rieseln. Zu teuer, um es Neklas in den Rachen zu stopfen. Wie ärgerlich, dass er mit seinen Argumenten recht hatte.
Sie klopfte ihre Hände ab, formte dann einen länglichen Laib aus dem Teig und deckte ihn mit einem Tuch ab. Während das Brot aufging, heizte sie den Ofenvor. Danach setzte sie das Gemüse und die Grützwürste für das Abendessen auf.
Sie war einfach zu lange auf sich selbst gestellt gewesen. Immer hatte sie allein die Verantwortung für ihr Handeln übernommen. Dass sie nun einen Mann an ihrer Seite hatte, der sie beschützen wollte, war einfach noch zu ungewohnt für sie. Doch hatte sie Neklas während seiner Abwesenheit nicht genau deshalb so sehr vermisst? Sie hielt inne und beobachtete Fine, die sich durch den Spalt der Küchentür quetschte und mit einer ziemlich großen toten Maus im Maul auf sie zukam. Mit einem Maunzen legte sie Adelina die Maus vor die Füße.
Adelina starrte auf das leblose Fellbällchen. «Also so was, soll das etwa ein Versöhnungsgeschenk sein?» Adelina ging in die Hocke und strich der Katze über den Rücken. Schnurrend rieb sich Fine an ihrem Knie, maunzte noch einmal und sah sie aus ihren grünen Augen auffordernd an. Dann drehte sie sich um und stolzierte mit steil aufgerichtetem Schwanz wieder zur Tür hinaus.
Adelina blickte zwischen der Tür und der Maus hin und her, dann stieg es plötzlich in ihr hoch. Haltloses Lachen.
«Was bin ich doch für ein dummes Huhn!» Sie ließ sich zu Boden sinken und wollte sich schier ausschütten vor Lachen. Glucksend hielt sie sich mit der einen Hand den Bauch, mit der anderen wischte sie sich die Lachtränen aus den Augen.
So fand sie Franziska, die wenig später mit einem Korb voll Eiern die Küche betrat.
«Herrin, was ist los? Ist Euch schlecht geworden?»
«O nein, nichts dergleichen.» Adelina bemühtesich, ihren Lachanfall unter Kontrolle zu bringen, und rappelte sich auf. «Ist schon gut, Franziska. Ich habe nur … über mich selbst gelacht. Wärest du wohl so gut und wirfst diese Maus in die Abortgrube? Fine hat sie mir vermacht.»
«Fine?» Franziska stellte den Eierkorb neben dem abgedeckten Brot ab und hob das tote Tierchen vorsichtig am Schwanz hoch. Dann grinste sie. «Also ich muss schon sagen, viele Mäuse fängt sie ja nicht, aber wenn, dann sucht sie sich immer die größten und fettesten aus.»
«Wo ist Griet?»
«Mit Vitus im Garten. Er wollte ihr seinen Lieblingsplatz bei den Rosen zeigen. Das ist doch in Ordnung, hoffe ich?»
Adelina stellte den Eierkorb an seinen Platz neben dem Spülstein. «Es ist gut, dass sich die beiden vertragen. Griet ist ein liebes Mädchen.»
Franziska nickte zustimmend. «Sie bemüht sich, alles richtig zu machen. Und sie ist noch Kind genug, um Vitus nicht wegen seiner Art zu verurteilen. Trotzdem sehe ich jetzt besser nach den beiden. Nicht, dass sie noch etwas anstellen.» Fröhlich pfeifend verschwand die Magd zur Küchentür hinaus, und nur einen Moment später trat Magda, ein zerknülltes Bettlaken unter dem Arm und mit sorgenvoller Miene, ein. Adelina, die sich gerade wieder ihrem Brotteig zugewandt hatte, blickte überrascht auf. «Gibt es etwas, Magda?» Ihr Blick fiel auf das Laken. «Zum Waschen ist es heute aber schon zu spät.»
Magdas Miene wurde noch besorgter. «Herrin, dieses Laken habe ich beim Aufräumen unter Griets Bett gefunden. Anscheinend hat sie es dort versteckt. Es sind Flecken
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