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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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darauf …»
    «Flecken?» Ahnungsvoll nahm Adelina ihr das Laken ab.
    «Ich glaube, sie hat es in der Nacht nass gemacht.»
    Adelina breitete den Stoff aus und nickte dann. «Sieht ganz so aus, aber …» Ihr Blick fiel auf einen kleinen roten Fleck. «Magda, das hier ist ein Blutfleck!»
    «Ich weiß.» Magda hob ratlos die Schultern. «Hab mich auch schon gefragt, wie das sein kann. Das Mädchen ist doch noch zu jung, um …»
    «Das ist sie auf jeden Fall.» Grimmig faltete Adelina das Laken wieder zusammen und drückte es ihrer Magd in die Hand. «Pack es zu der anderen Wäsche für den Waschtag. Ich glaube, ich muss mich einmal mit Griet unterhalten.»
    «Vielleicht hat sie sich ja irgendwo verletzt», meinte Magda.
    «Möglicherweise. Aber das hätte sie mir doch sagen können.»
    «Ich glaube, dazu ist sie zu schüchtern, Herrin.»
    Adelina legte den Kopf auf die Seite. «Du hast recht. Sie ist ein sehr stilles Mädchen. Und alles hier ist noch sehr neu für sie. Vielleicht hat sie deshalb auch …»
    «… eingenässt?»
    «Ich sollte mich noch mehr um sie kümmern. Sie ist ja noch ein Kind.»
    «Ja, ja, Kinder brauchen viel Zuwendung, wenn man sie vernünftig groß bekommen will.» Auf Magdas Gesicht zeichnete sich ein wehmütiges Lächeln ab. «Ich hatte ja nie das Glück, welche bekommen zu können. Aber ich hab in vielen Haushalten mit Kindern gearbeitet. Ist nicht immer leicht, aber Ihr werdet das schon schaffen, Herrin. Auch wenn sie nicht Euer eigenes Kind ist. Ihr seid genau die richtige Mutter für die Kleine.»Mit diesen Worten drehte sich Magda um und verließ die Küche. Adelina sah ihr einen Augenblick lang verblüfft nach. Die alte Magda sprach selten so vertraut mit ihr. Ihre Worte hatten sie diesmal auf merkwürdige Weise berührt.
    Würde sie Griet tatsächlich eine Mutter werden? Wollte sie das überhaupt? Adelina lauschte in sich hinein, während sie sich erneut um den Brotteig kümmerte. Sie wollte Kinder. Wollte selbst welche bekommen. Doch was, wenn das nicht ging? Ob Neklas ihr deswegen wohl böse wäre? Er hatte nie etwas gesagt, nie den Wunsch nach Kindern geäußert. Aber Männer wollten doch auch Kinder, oder nicht? Meistens Söhne, wenngleich sie auch einige Männer kannte, die ebenso vernarrt in ihre Töchter waren. Aber Neklas hatte niemals Derartiges geäußert, und jetzt hatte er ja bereits eine Tochter.
    Adelina seufzte. Selbstverständlich würde sie sich bemühen, Griet eine Mutter zu werden. Die Kleine war erst acht Jahre alt. In diesem Alter hatte sie, Adelina, ihre Mutter ebenfalls verloren. Doch damals hatte es keine mütterliche Frau gegeben, die sich um sie gekümmert hätte. Adelina war immer mit ihrem Vater und Vitus allein gewesen. Vitus, der noch ein Säugling gewesen war. Ihn hatte sie damals schon versorgt, sie hatte ihn beinahe allein aufgezogen.
    Mit geübten Griffen schob sie den Brotlaib in den Ofen und sah dann nach den Würsten, die mittlerweile zusammen mit dem köchelnden Gemüse einen angenehm würzigen Duft in der Küche verbreiteten.
    ***
    Adelina wartete bis nach dem Abendessen. Erst als Neklas damit beschäftigt war, Vitus ein neues Spiel mit dessen geliebten Holzfigürchen zu zeigen, und die beiden Mägde sowie Ludowig sich zurückgezogen hatten, sprach sie Griet an.
    «Es wird Zeit für dich, zu Bett zu gehen.» Sie gab ihrer Stimme einen belanglosen Klang. «Komm, ich werde dich hinaufbegleiten.» Griet nickte und stand gehorsam auf. Schweigend stiegen die beiden die schmale Stiege bis zur Dachkammer hoch.
    In Griets Kammer herrschte penible Ordnung. Die Bettdecke war glatt gestrichen, die Kleider in der Truhe verstaut. Das Wachstäfelchen und die Griffel für den Unterricht bei den Beginen waren sorgfältig in einem kleinen Korb verpackt. Nichts lag herum, nicht einmal ein Spielzeug. Wie anders hatte die Kammer ausgesehen, als Neklas sie noch bewohnt hatte! Damals war der einzige Gegenstand, der sich ordentlich an seinem Platz befand, sein Gelehrtenmantel gewesen.
    Griet ging zum Bett, setzte sich und zog ihre Schuhe aus. Adelina half ihr dabei, die Verschnürung am Rücken ihres Kleides zu lösen. Bevor Griet ins Bett schlüpfte, hängte sie das Kleid noch ordentlich an den Haken neben der Tür.
    Als sie dann unter die Decke gekrabbelt war, setzte sich Adelina auf die Bettkante. Sie wusste nicht recht, wie sie beginnen sollte. Das Mädchen sah sie mit einer Mischung aus Überraschung und Erwartung an.
    «Griet …», fahrig strich Adelina die

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