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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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du uns denn da angeschleppt, Fine?» Die Katze miaute noch einmal und strich um das Tier – denn ein solches musste es sein – herum.
    Ganz vorsichtig streckte Adelina die Hand danach aus, zuckte jedoch zurück, als es sich erneut bewegte und seinen wuscheligen Kopf hob. Just blickte sie in ein Paar dunkler Augen, die sie trotz des erbarmungswürdigen Aussehens des Tierchens anzulächeln schienen. «Ist das etwa ein Hund?» Erstaunt schüttelte Adelina den Kopf und musste plötzlich lachen. «Ein Hund, der bei uns um Asyl bittet?» Sie warf Fine einen amüsierten Blick zu. Die Katze führte sich auf, als sei sie die Beschützerin des zerzausten Wesens. «Wo hast du den denn bloß aufgetrieben?»
    Und was sollte sie jetzt mit dem Tier machen? Ein weiterer Blick in diese hübschen, freundlichen Augen genügte jedoch für ihre Entscheidung. Sie streckte erneut die Hände nach dem Hund aus, und als er sichnicht wehrte, hob sie ihn hoch – er war erschreckend mager – und trug ihn in die Küche, dicht gefolgt von Fine. Dann eilte sie zurück und verriegelte die Tür. Auf dem Boden hatte sich eine beachtliche Wasserlache ausgebreitet. Rasch holte sie einen Putzlumpen und wischte das Wasser zusammen. Dann ging sie in die Küche und betrachtete ihr Fundstück, das sich unter der Ofenbank zusammengerollt hatte, genauer.
    «Was machen wir denn nun mit dir?» Sie betrachtete das Tier und beobachtete, wie sich Fine mit einem genüsslichen Schnurren neben den Hund niederließ und sich zu putzen begann. Seufzend nahm Adelina zwei der Grützwürste aus dem Topf neben der Feuerstelle und legte sie in eine Steinschale. Dann füllte sie eine zweite Schale mit Wasser aus dem Krug, der immer auf dem Spülstein stand, und stellte beides vor den Hund hin. Dieser hob seinen zerzausten Kopf, schnüffelte und machte sich dann hungrig über beides her.
    «Grundgütiger, du scheinst ja halb verhungert zu sein!»
    Nachdem er alles hinuntergeschlungen hatte, rollte sich der Hund wieder unter der Bank zusammen, schnaufte und legte den Kopf auf die Pfoten. Er blickte aus seinen hübschen Augen zu ihr auf und das, was offenbar sein Schwanz war, wedelte leicht.
    Adelina konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. «Also gut, du kannst hierbleiben, bis das Unwetter abgezogen ist. Dann sehen wir weiter.»
    Der Hund schnaufte wieder und schloss die Augen. Adelina schüttelte erneut den Kopf. Diesmal jedoch eher über sich selbst als über den Hund. Dann zog sie die Küchentür hinter sich zu und wollte nach oben gehen, um endlich auch ein bisschen Schlaf zu finden.Ihr Blick fiel jedoch auf die Kellertreppe. Warum hatte sie nicht schon längst nachgesehen, was Neklas dort unten getrieben hatte? Ihre Finger schlossen sich fester um den Henkel der Öllampe.
    Vorsichtig, um nicht zu stolpern, stieg sie die Treppe hinab und stieß die Tür zum Laboratorium auf. Ein scharfer, leicht metallischer Geruch schlug ihr entgegen, der sich mit dem Duft getrockneter Kräuter und dem Staub in den Ecken mischte.
    Hier hatte ihr Vater viele Jahre lang gearbeitet und versucht, die Geheimnisse der Alchemie zu lüften. Besonders hatte es ihm die Suche nach dem Stein der Transmutation angetan, jener Substanz, mit der man angeblich unedle Metalle in Gold verwandeln konnte. Sie hatte diese verrückte Suche gehasst und war der festen Überzeugung, dass die giftigen Dämpfe, die aus solchen alchemistischen Versuchen aufstiegen, an Alberts jetziger Geistesverwirrtheit Schuld trugen.
    Ärgerlicherweise hatte auch Neklas eine Schwäche für die Alchemie. Er hatte das Laboratorium mittlerweile zu seinem Reich gemacht. Sie konnte ihm nur zugutehalten, dass seither die unangenehmen, zuweilen ekelhaften Gerüche, die früher durch das Haus gezogen waren, erheblich abgenommen hatten. Außerdem schien sein Augenmerk nicht nur auf der Herstellung von Gold zu liegen, sondern darauf, so hatte er ihr erklärt, alle Dinge in einen besseren, höheren Daseinszustand zu verwandeln. Auf ihre Frage hin, ob dies auch bei Menschen funktioniere, hatte er überzeugt genickt.
    Als Adelina sich in dem Laboratorium nun umsah, konnte sie auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches entdecken. Die komplizierte Apparatur mit dendaran befestigten Glastiegeln und -flaschen und dem Blasebalg stand wie immer an der Wand. Die Lüftungsschlitze unter der Decke waren sorgfältig mit Tüchern und Decken verschlossen, die Regale, die sich über alle vier Wände zogen, ordentlich aufgeräumt. Zu ordentlich

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