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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Ohr drangen, wurde ihr klar, dass die Klatschmäuler in der Stadt bereits ganze Arbeit geleistet hatten.
    Mit steinerner Miene verfolgte sie die Messe und versuchte gleichzeitig, mit gespitzten Ohren herauszufinden, inwieweit sich die Geschichte bereits verselbständigt hatte.
    Das Stimmengesumm ließ selbst während der Erhebung der Hostie kaum nach. Es gab lediglich ein leichtes Geschiebe durch diejenigen, die sich einen besseren Blick verschaffen wollten. Dadurch wurde auchein bulliger Mann in Kaufmannskluft vor Adelina gedrängt und versperrte ihr die bisher gute Aussicht auf den Altar. Der Kerl stank nach Schweiß und schalem Bier. Sie rümpfte die Nase und stemmte sich gegen die Drängler, damit sie nicht zu sehr vom Rest ihrer Familie abgetrieben wurde. Dabei sah sie sich nach einem besseren Standort um, fand jedoch keinen. Die Kirche war voll bis auf den letzten Platz. Während sie sich umsah, fiel ihr Blick auf eine Gestalt ganz in Weiß, die nicht weit von ihr in der Nähe eines kleinen Seitenaltars stand und das Haupt andächtig gesenkt hielt.
    Thomasius! Sie runzelte erbost die Stirn. War er ihr etwa hierher gefolgt? Doch es machte den Eindruck, als hätte er sie noch gar nicht bemerkt. Zu sehr schien er in sein Gebet vertieft. Was hatte er schon wieder hier zu suchen? Gab es bei den Dominikanern keine Messen?
    Adelina presste die Lippen zusammen und lauschte der inzwischen kaum noch zu verstehenden Stimme des Priesters, der sich wenig Mühe gab, mit seinen Abschlussworten das anschwellende Stimmengewirr zu übertönen. Die ersten Gottesdienstbesucher wandten sich bereits ab und schoben sich in Richtung Portal.
    Gern hätte sich Adelina unauffällig davongemacht, doch Bruder Thomasius wurde von den Menschen unbarmherzig voran- und genau auf sie zugetrieben, sodass sie Seite an Seite das Kirchenschiff verließen.
    «Frau Apothekerin!» Sein leutseliges Lächeln jagte ihr einen Schauder über den Rücken. «Ich hoffe, es geht Euch wohl. Es freut mich, dass Ihr so brav dem Ruf des Herrn folgt und die Messe zu Ehren unseres heiligen Apostels besucht. Euer Gemahl hingegen …»
    «Konnte nicht mitkommen, weil er sich von seiner anstrengenden Reise erholen muss.» Sie funkelte ihnherausfordernd an und registrierte zufrieden das überraschte Aufflackern in seinen Augen. Doch er hatte sich bemerkenswert gut unter Kontrolle.
    «Dann ist er wieder zurück? Wie schön für Euch. Jedoch höchst bedauerlich, dass er der heiligen Messe fernbleiben musste. Wirklich bedauerlich. Selbstverständlich bin ich gerne bereit, ihm den verpassten Segen zu übermitteln. Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich Euch begleite?»
    Adelina zog unwillig die Brauen zusammen. «Doch, ich habe etwas dagegen, Bruder Thomasius. Geht und bringt jemand anderen in Schwierigkeiten.»
    Sie wandte ihm den Rücken zu und winkte ihre Familie zusammen, die es mittlerweile ebenfalls geschafft hatte, die Kirche zu verlassen.
    Thomasius ließ sich jedoch nicht so schnell abwimmeln.
    «Gute Frau, ich verstehe ja, dass Ihr es mir übel nehmt, wenn ich Euch Wahrheiten über Euren zweifelhaften Gemahl sage, doch ich versichere Euch, es ist nur zu Eurem Besten.»
    Sie blickte ihn über die Schulter an. Er stand da, die Hände in die Ärmel seiner Kutte geschoben und lächelte selbstgefällig. Ihr schauderte erneut vor diesem Mann.
    «Bruder Thomasius, was auch immer Ihr über meinen Gemahl meint sagen zu müssen …» Sie fixierte ihn mit einem Blick, der einen weniger selbstsicheren Menschen zerschmettert hätte, «… behaltet es für Euch.»
    Thomasius erwiderte ihren Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. «Ihr seid verstockt, mein Kind. Dabei will ich Euch nur vor Schaden bewahren.»
    «Was will dieser Mönch von dir, Sieglinde? Belästigter dich?», mischte sich plötzlich Albert ein, der Thomasius mit gerunzelter Stirn musterte. Adelina erschrak. Ihr Vater hatte sie mit dem Namen ihrer Mutter angesprochen. Das bedeutete nichts Gutes.
    Thomasius hatte es natürlich auch bemerkt und blickte Albert mit höchster Aufmerksamkeit an. Ehe er jedoch das Wort an ihren Vater richten konnte, erklärte sie: «Nein, Vater, er belästigt mich nicht. Komm, wir gehen jetzt nach Hause. Es gibt ein gutes Mittagessen, und danach kannst du dich ausruhen.» Sie hakte sich bei ihrem Vater unter und führte ihn Richtung Alter Markt, ohne den Dominikaner noch eines Blickes zu würdigen. Der Rest der Familie folgte ihnen auf dem Fuße. Bis auf Vitus, der ununterbrochen vor

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