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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Straßenstaub, die Ohren waren an den Spitzen leicht abgeknickt.
    Adelina bückte sich und hielt ihm ihre Hand hin. Dabei ignorierte sie Franziskas Warnruf einfach. Der Hund erschien ihr jetzt genauso wenig gefährlich wie am Vorabend, und er reichte ihr auch kaum bis zum Knie.
    Er beschnüffelte ihre Hand und leckte ihre Fingerspitzen.
    «Was ist das für ein Viech?», wollte Franziska wissen und trat nun doch neugierig näher.
    Adelina zuckte mit den Achseln. «Kein Viech, sondern ein Hund, wie du sehen kannst. Ich fand ihn gestern Abend auf der Schwelle der Hintertür. Fine hat ihn wohl angeschleppt.»
    «Fine? Die fängt doch nicht mal Mäuse!», gluckste die Magd.
    «Sie hat mich jedenfalls auf den Hund aufmerksam gemacht. Und weil das Wetter so schlimm war …» Adelina verstummte. Sie merkte gerade, wie verrückt das klang. Franziska warf ihr denn auch einen äußerst verwunderten Blick zu, der sich jedoch gleich darauf in ein breites Lächeln verwandelte.
    «Und was machen wir jetzt mit dem Tier, Frau Adelina?», fragte Griet, die die ganze Zeit gebannt auf den Hund starrte, sich jedoch nicht traute, ihn anzufassen.
    «Was schon, ihn rauswerfen vermutlich», kam es von Mira. Adelina warf ihr einen Blick zu. Das Mädchen gab sich noch immer gelangweilt, konnte jedoch das faszinierte Blitzen in seinen Augen nicht ausreichend verbergen.
    «Wir werfen ihn nicht hinaus», bestimmte Adelina daraufhin mit Entschlossenheit. «Er sieht zwar etwas merkwürdig aus, ist aber ein Hund, und als solcher kann er uns vielleicht gute Dienste erweisen.»
    «Ihr meint als Wachhund?», hakte Franziska nach und betrachtete das Tier noch einmal näher. «Hoffentlich taugt er dabei mehr als Fine beim Mäusefang. Er bleibt also hier?»
    «Dann braucht er einen Namen», befand Griet.
    «Wie wäre es mit Zausel?», schlug Mira mit gerümpfter Nase vor.
    «Das ist doch kein Name!», schimpfte Griet aufgebracht.
    Adelina hob abwehrend die Hand. «Schluss jetzt, wir werden schon noch einen Namen finden. Doch nun geht und zieht Euch an, und zwar die guten Kleider!» Ihr war nämlich gerade eingefallen, dass heute der Tag des heiligen Matthäus war. «Beeilt euch, die nächste Messe in St. Brigiden wird bald beginnen.»
    Neklas war nicht wach zu bekommen; er lag unter der Decke begraben wie ein Toter. Deshalb zog Adelina sich rasch ihr hübsches blaues Samtkleid an und lauschte dabei den Stimmen von unten, als Franziska dem restlichen Gesinde sowie Vitus und Albert erklärte, woher der Hund so plötzlich kam. Ein Findelkind sei er, sagte sie auf Vitus’ neugierige Fragen. Adelina musste grinsen. Gerade war ihr ein passender Name eingefallen.
    «Lasst Moses kurz in den Garten, dann sperrt ihn in die Küche. Dort kann er nichts anstellen», forderte sie wenig später die Mädchen auf. Magda, die sich gerade ihren Mantel überwarf, hob erstaunt den Kopf.
    «Moses? Soll das etwa der Name für diesen Hund sein?»
    «Ist Moses nicht ein jüdischer Name?», warf auch Franziska zweifelnd ein.
    Adelina bedachte beide mit einem strafenden Blick. «Moses ist ein biblischer Name. Und er passt, denn obwohl der Hund nicht in einem Weidenkörbchen lag, ist er dennoch ein Findelkind, nicht war, Franziska?»
    «Wenn Ihr meint.» Die junge Magd zuckte mit den Schultern. «Zausel hätte meiner Meinung nach besser gepasst.»
    Nachdem die Mädchen das Tier versorgt hatten, machte sich der gesamte Haushalt schließlich auf den Weg zur Gemeindekirche. Sie reihten sich nahtlos in den stetig wachsenden Strom von feiertäglich herausgeputzten Fußgängern ein, die ebenfalls auf St. Brigiden zusteuerten.
    Der nächtliche Regen hatte die Gassen in tiefe Schlammlöcher verwandelt, die bereits von den ersten Wagen und Karren umgepflügt worden waren. Adelina war froh über die hölzernen Überschuhe, denn selbst die eigens für die Bürger ausgelegten Trittsteine waren von Morast bedeckt und glitschig. Mit gerafften Röcken bahnte sie sich ihren Weg, dicht gefolgt von den Mädchen, die sich größte Mühe gaben, ihre Kleider nicht zu beschmutzen und bei jedem Schlammspritzer empört quiekten. Nur Vitus schien Gefallen an den matschigen Straßen zu haben, und Magda und Franziska mussten ihn gemeinsam davon abhalten, in jede einzelne Pfütze hineinzuspringen.
    Hier und da fing Adelina Blicke ihrer Nachbarn auf, die sie dem Umstand zuschrieb, dass ihr Gemahl heute nicht an ihrer Seite war. Als jedoch vor und in der Kirche immer deutlicher Wortfetzen und Getuschel an ihr

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