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Mord im Garten des Sokrates

Mord im Garten des Sokrates

Titel: Mord im Garten des Sokrates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Berst
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gehört?», fragte ich, nachdem ich eingetreten war und die Tür verschlossen hatte.
«Ja, das habe ich.» Er wusste sofort, was ich meinte.
«Und?»
Myson zuckte mit den Schultern.
«Ich bin ein alter Mann», sagte er und lächelte verzagt. «Ich fürchte mich nicht mehr. Hätte ich Kinder oder Enkel, würde ich mich sorgen. Aber ich bin allein. Meine Frau wartet schon lange auf mich …»
Er setzte sich. Jede Bewegung fiel ihm schwer. Erst jetzt, im Schein der Lampe, sah ich sein Gesicht deutlicher. Seine Haut war wie trockener Papyrus. Es war, als hätte er sich in eines seiner Bücher verwandelt. Myson schien unendlich gealtert und unendlich müde.
«Es tut mir leid, dass ich mich nicht um dich gekümmert habe, Myson», sagte ich mit einem Kloß im Hals.
«Entschuldige dich nicht», wehrte er ab. «Du hast eine Familie, um die du dich kümmern musstest. Du hast das Richtige getan. Ich hätte es nicht anders gewollt … Aber jetzt sprich, wie kann ich dir helfen?»
«Thrasybulos, weißt du, wo er ist?»
Myson nickte. «Ja, ich habe Nachrichten von ihm. Es geht ihm gut. Er ist in Theben, zusammen mit der ganzen Besatzung seines Schiffes.»
Ich schüttelte den Kopf. Ich verstand nicht.
«Thrasybulos hatte eine Triere unter sich. Sie kreuzten vor Samos. Als er erfuhr, was mit unserer Flotte geschehen war, wollte er nach Athen zurück, fand das Meer aber schon von den Spartanern blockiert. Er konnte gerade noch beidrehen. Sie umschifften Euböa und flohen nach Theben. Dort hat er mit seiner Mannschaft bei Freunden Unterschlupf gefunden. Seitdem wartet er dort.»
«Was wird er tun?», fragte ich.
Myson zuckte mit den Schultern. «Ich weiß es nicht. Von der Versammlung heute kann er noch nichts erfahren haben.»
«Bist du sein Mittelsmann hier? Ich meine, schickst du ihm Botschaften, um ihn auf dem Laufenden zu halten?», fragte ich. Myson zögerte einen Augenblick, bevor er nickte. «Das ist gut», sagte ich. «Ich glaube, du solltest ihm schreiben. Er muss wissen, was heute geschehen ist. Grüße ihn von mir. Schreib ihm, ich versuche hier zu bleiben, solange es geht.»
    ich kam spät nach Hause in jener Nacht. Trotzdem war Aspasia noch nicht zu Bett gegangen. Sie erwartete mich in der Küche am Kaminfeuer sitzend.
    «Schlechte Nachrichten?», fragte sie, als sie mich eintreten sah.
«Sehr schlechte Nachrichten», erwiderte ich und setzte mich erschöpft zu ihr.
Wortlos reichte sie mir einen Becher Wein. Er war kaum gemischt; gerade so, wie ich es mochte. Ich trank und sah in die Flammen. Aspasia legte mir eine Hand auf die Schulter.
«Hast du es schon gehört?», fragte ich. Sie nickte. Ihr Vater war hier gewesen. Er hatte ihr von der Versammlung erzählt.
«Was hält er davon?»
«Er hat gelacht. Du kennst ihn ja. Er macht sich um nichts Sorgen.»
«Und du?»
«Ich glaube, wir sind in Gefahr», antwortete sie. Sie war ganz ruhig bei dieser Feststellung.
«Das denke ich auch. Er kann meinen Auftritt vor dem Areopag nicht vergessen haben.»
Aspasia erhob sich langsam und strich mir über den Nacken.
«Komm zu mir», sagte sie in ungewohnter Offenheit und ließ ihr Gewand vor meinen Augen fallen. Das Feuer zeichnete einen goldenen Schimmer auf ihre nackte Haut. Das üppige schwarze Haar fiel ihr über die Schultern auf die weißen Brüste. Ich erhob mich und küsste sie. Mein Herz schlug wie wild. Ihre Lippen schmeckten nach Honig, nach Wein. Der betörende Geruch ihres weiblichen Körpers stieg mir in die Nase, eine Mischung von Blütenduft, Haut und Haar. Sie löste meinen Chiton und schmiegte ihren schlanken Körper an mich. Ihr Bauch schien zu glühen, wie sie ihn gegen meine Lenden drückte. Ich umarmte sie und umfasste ihren festen Po. Aspasia seufzte leise. Dann zog sie mich zu Boden, wo ein dickes Fell den Eingang zu unserem Kellerversteck verbarg. Sie öffnete ihre Beine und nahm mich sofort auf. Ich musste achtgeben, mich nicht gleich in ihr zu verlieren wie ein Jüngling. Ich sah sie an. In ihren Augen spiegelten sich die Flammen. Für einen Moment wusste ich nicht, ob sie ein Mensch, ein Tier oder eine Göttin sein mochte. Sie war so schön, dass ich ihren Anblick kaum ertragen konnte. Ich schloss die Augen, fühlte ihren Körper, lauschte ihrem Atem, roch ihren Duft und glaubte irgendwann ganz mit ihr zu verschmelzen.
In jener Nacht hatte ich einen Traum, an den ich mich selbst heute noch nur mit Furcht und Scham erinnere. Ich fand mich bei der großen Panathenäenfeier inmitten von Freunden und Nachbarn.

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