Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mord Im Garten Eden

Titel: Mord Im Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
Schwerverbrecher, der eine lange, berüchtigte Karriere als brutaler Gewalttäter und Vergewaltiger hinter sich hatte, mit einem Heldenbegräbnis zur letzten Ruhe gebettet wurde.

Mami und Jack
    mit Jesse Kellerman
    »Mami und Jack« - eine makabre Fabel, in deren Mittelpunkt eine seltsame Mutter und ihr sonderbarer Sohn stehen - ist das Produkt meiner ersten Zusammenarbeit mit meinem Sohn Jesse. Jesse ist Romanschriftsteller und Drehbuchautor und hat diese Geschichte mit dem ihm eigenen, unvergleichlichen schwarzen Humor angereichert, einem Wesenszug, den er sowohl mit seinem Vater als auch mit seiner Mutter teilt. Dies nur als Hinweis darauf, dass ein verquerer Kopf genetisch bedingt sein kann.
    Als ich klein war, sagte meine Mami immer zu mir: Wenn du brav bist, erzähle ich dir eine Gutenachtgeschichte . Aber jetzt kann sie das nicht mehr, weil sie zu krank ist. Inzwischen ist es so, dass ich mich um sie kümmern muss und nicht umgekehrt. Ich muss für meine Mami dies und das erledigen. Ich muss Mami ihre Medizin holen und ein bisschen was für ihre Lebensgeister kaufen. Ich muss Mami jeden Abend das Essen bringen. Sie ist aber noch nicht so krank und alt, dass sie mir nicht sagen kann, was ich tun soll. Sie hat ihre eigenen Anschauungen.
    Das hat sich in letzter Zeit immer mehr zum Problem entwickelt, weil ich dem einen oder anderen Mädel gern den Hof machen würde (auch sie will das, glaube ich), und dann muss ich das Mädel nach Hause bringen und richtig vorstellen. Das macht Mami mir manchmal sehr schwer. Ihre Anschauungen. Es sind unumstößliche Anschauungen. Ich bin jedoch ein anständig erzogener Gentleman, und mir wurde beigebracht, Mami zu respektieren, auch wenn ihre Anschauungen extrem speziell und unumstößlich sind. Ich gebe immer mein Bestes, um sie glücklich zu machen.
    Und manchmal wünsche ich mir eben eine Gutenachtgeschichte.
    Vor ein paar Wochen beschloss ich, abends ein wenig bummeln zu gehen. Ich kämmte mir den Schnurrbart. Mami mag meinen Schnurrbart, und sie sagt mir, ich sähe tipptopp und fesch aus. Ich freue mich, wenn ich ihr gefalle. Ich strich also meine frisch gestärkte Weste glatt, nahm dann meinen Stock, meinen Mantel und ein paar andere Sachen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es schon spätabends war, aber Mami hörte, wie ich die Tür aufmachte.
    Jack! , rief sie.
    Ja, Mami? , sagte ich, wie ein guter Junge sagt.
    Jack, wohin gehst du?
    Ich gehe ein bisschen spazieren , sagte ich.
    Dazu ist es schon viel zu spät, Jack , sagte sie.
    Es ist nicht so spät, Mami. Ich habe mir nur überlegt, vielleicht ein bisschen frische Luft zu schnappen ...
    Geh nicht, Jack! , sagte sie. Fast schrie sie mich aus dem anderen Zimmer heraus an, und ihre Stimme war wie ein sehr scharfes Messer. Lass mich hier nicht allein, Jackie!
    Ihre Stimme stach mitten in mein Herz. Ich glaubte, dass sie vielleicht stürbe, wenn ich sie allein ließe. Ganz plötzlich ängstigte ich mich. Deshalb ging ich in ihr Zimmer, um sicher zu sein, dass ihr nichts fehlte. Als ich den Kopf zur Tür hineinsteckte, sah ich, dass sie von einem Stapel Kopfkissen umringt war (Kissen, die ich mit dem Geld kaufte, das ich für sie verdiente), und das sah aus, als umarmte sie ein fetter weißer Mann. Sie saß aufrecht im Bett, und vielleicht weinte sie sogar ein wenig. Es tut mir weh, wenn sie mit ihrer schmerzerfüllten Stimme weint. Ganz besonders, weil sie mit ihren dünnen Knochen und den weißen Haaren so schwach aussieht.
    Bitte geh nicht fort, Jack! , bettelte sie.
    Ich bin ja gleich wieder zurück, Mami , sagte ich. Ich hol dir auch was für deine Lebensgeister. Ich bring dir eine Halbe mit . (Ich wusste, dass Mami gelegentlich gern eine Halbe trank und sich bestimmt über meinen Vorschlag freute.)
    Ach wirklich, Jack? Das wäre so lieb ... so lieb .
    Ich bin bald wieder da, und dann bringe ich dir eine Halbe mit, Mami , versprach ich.
    Ja, aber keine Halbe. Bring uns ein Fläschchen Rotwein mit, Jack , sagte sie. Einen Portwein, wenn du so lieb wärst, Jackie. Der wärmt mir die Knochen so richtig auf .
    Also gut, Mami , antwortete ich. Einen alten roten Port .
    Du bist ein Schatz , sagte sie dankbar.
     
    Ich verließ das Haus und lief ein wenig herum. Nach einiger Zeit hatte ich mich sehr weit von dort entfernt, wo wir wohnten. Ich wusste nicht genau, wo ich war, obwohl es mir wie Whitechapel vorkam. Ich wollte die Stimme meiner Mami hören, wenn sie mir eine Gutenachtgeschichte erzählte, und wollte ihre

Weitere Kostenlose Bücher