Mord Im Garten Eden
»Ich dich umbringen!«
Pasqual machte ein zutiefst verdutztes Gesicht. Er sprach auf Spanisch: » Du hast sie umgebracht, du kleiner Scheißer. Du hast sie totgeprügelt, als wir den Ring nicht finden konnten!«
José sah mich an, und seine Miene sagte: Verstehst du das? Etwas in meinen Augen musste ihm gesagt haben, dass ich es verstanden hatte. Ich forderte ihn auf, die Waffe wegzulegen. Stattdessen drehte er mir den Rücken zu und heftete den Blick auf Pasqual. »Du lügen. Du trinken, du töten Martina!«
Auf Spanisch sagte Pasqual: »Ich habe versucht, dich aufzuhalten, du Arschloch !«
»Du lügen!«, rief José. Und dann drückte er ab.
Ich sprang ihn an, bevor er einen weiteren Schuss abfeuern konnte, aber der Schaden war angerichtet. Pasqual war bereits tot, als die Sirenen sich näherten.
Die beiden anderen Brüder stützten Josés Geschichte. Sie hatten Martina auf den Ring angesprochen. Sie erzählte ihnen, sie habe ihn zu Hause liegen lassen. Aber als sie zum Haus kamen, sei der Ring nicht da gewesen, und Pasqual, besoffen wie er war, hatte Martina zu Tode geprügelt und in den Müllcontainer gesteckt.
José wird des Mordes zweiten Grades an Pasqual angeklagt werden, und vielleicht wird ein guter Anwalt die Anklage auf Totschlag herunterhandeln. Aber ich sehe noch immer den mörderischen Blick in Josés Augen vor mir, als er erklärt hatte, Martina habe ihn angelogen. Wenn ich Staatsanwalt wäre, würde ich José des Totschlags an Martina und des Mordes ersten Grades an Pasqual anklagen. Aber so funktioniert das System nicht. Wie dem auch sei, mein Urteil - richtig oder falsch - konnte Martina auch nicht mehr zum Leben erwecken.
Nachdem alles vorüber war, rief ich Mrs. Pollack an. Mit tränenerstickter Stimme wünschte sie, sie hätte sich nie an den Ring erinnert. Es war nicht ihr Fehler gewesen, aber dennoch fühlte sie sich mit verantwortlich. Einen kleinen Trost gab es jedoch. Ich wusste mit ziemlicher Sicherheit, wo der Ring war.
Ich bin nicht schlecht mit Vermutungen - wie der, dass Pasqual seine Kappe im Kampf verloren hatte. Dieser simple Schnappschuss in meinem Kopf mit den Brüdern vor der Kirche - drei mit verschlissenen Dodgers-Kappen, der vierte mit einem neuen Malerkäppi. Das passte einfach nicht zusammen.
Also war meine Vermutung richtig. Pasqual hatte einmal eine Dodgers-Kappe besessen. Wo war sie hingekommen? Dorthin, wo auch Mr. Pollacks Morgenmantel gelandet war. Martina hatte den Morgenmantel am Montag früh in ihre Tasche gesteckt. Ich sehe sie vor mir, wie sie den Sack, als José und seine Brüder sie aus dem Bus zerrten, schnell in den Müllcontainer an der Bushaltestelle stopfte, in der Hoffnung, ihn später wieder zu holen. Diese Möglichkeit sollte sie allerdings nicht mehr haben.
Was den Ring betraf, war er genau dort, wo ich ihn vermutete: unter den Altkleiderschichten, die Malibu Mike in der Nacht, in der er starb, getragen hatte. Die Dodgers-Kappe lenkte meine Gedanken in die richtige Richtung. Wenn Malibu Pasquals Kappe in die Hände gefallen war, hatte er vielleicht auch den Sack gefunden, den Martina verstaut hatte. Schließlich war dies der Müllcontainer an seinem Platz.
Der gute alte Malibu. Eine seiner Schichten war ein schmieriger alter Morgenmantel gewesen. In der hintersten Ecke einer Tasche, ein Diamantring. Wäre Malibu an jenem Montag nicht gestorben, wäre José heute vielleicht ein freier Mann.
Mrs. Pollack hielt es nicht für richtig, den Ring zu behalten, deshalb bot sie ihn Yolanda Flores an. Yolanda wusste die Großzügigkeit zu schätzen, lehnte das Geschenk aber ab und sagte, der Ring sei verflucht. Mrs. Pollack war nicht brüskiert; Yolanda war eine Frau, die ihren Stolz hatte. Nach reiflicher Überlegung schenkte Mrs. Pollack den Ring schließlich dem Begräbniskomitee für Malibu Mike. Malibu hatte nie in Reichtum gelebt, aber ganz bestimmt würde er nun in großem Stil von uns gehen.
Einsame Herzen
»Einsame Herzen« fällt unter die Kategorie »Sei vorsichtig bei dem, was du dir wünschst«, besonders heutzutage im Zeitalter der unmittelbaren Kommunikation auf dem Wireless Highway. Es ist nicht sehr schlau, alles zu glauben, was man liest. In manchen Fällen kann es tödlich sein.
Es gibt einen Arm - lang und geschmeidig -, der sich über Gigabytes erstreckt, mit Fingern, die Impulse abgeben und ahnungslose Herzen erst berühren, um sich ihrer dann ganz zu bemächtigen. So war es auch mit Ophelia. Was als Jux begann, um der
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