Mord Im Garten Eden
seinen hervorquellenden Augen sah er fast wie eine Gottesanbeterin aus. »Da ist Kaschmir drin, Jimbo. Zehn Prozent.«
Schultz nahm den Mantel und hielt nach dem Etikett eines Kaufhauses Ausschau. Herausgerissen. Er durchsuchte auch die überdimensionierten Außentaschen, fand aber nichts als ein paar Staubflöckchen. Er strich mit den behandschuhten Händen über das Satinfutter und fühlte eine winzige Innentasche - groß genug für eine Fahrkarte, aber nicht viel mehr. Er zog die Handschuhe aus, steckte zwei fleischige Finger in das glatte Material und zog ein gelbes Stückchen Papier heraus.
Einen Kreditkarten-Abbuchungsbeleg von Macy’s.
Schultz sagte: »Vorausgesetzt, der Mantel gehört unserer Dame, dann haben wir jetzt einen Namen, Leute: Ophelia Wells.«
Schultz gab den Namen an die Polizei von St. Louis durch.
Niemand, der so hieß, war als vermisst gemeldet worden. Einen Augenblick später lieferte das SLPD, das St. Louis Police Department eine Adresse und eine Telefonnummer. Schultz rief dort an, aber niemand meldete sich.
Er schaffte es noch vor Mittag zur Gateway City. Der Tag war wolkenverhangen und beißend kalt, und die graue, bewaldete Landschaft endete in einem leblosen Innenstadtwinter. Ophelia Wells wohnte in einem der neueren Außenbezirke. Das SLPD hatte Schultz gebeten, zuerst bei ihnen vorbeizukommen, bevor er etwas unternahm, aber er schlug ihre Bitte in den Wind. Es war seine Leiche, und er würde es so machen, wie er es für richtig hielt.
Er fand das Haus, klopfte mit den Knöcheln an die Tür. Zu seiner Überraschung wurde die Tür geöffnet. Der Mann sah fuchsteufelswild aus, bald aber nur noch neugierig, als er Schultz’s Uniform musterte.
»Mr. Wells?«, fragte Schultz.
»Ja?«
»Ich bin Deputy James Roy Schultz vom Kenton County Sherriff’s Department.« Er zückte seine Marke. »Darf ich einen Augenblick hereinkommen?«
»Worum geht es?«
»Mr. Wells, es ist elend kalt hier draußen.«
»Entschuldigen Sie...« Wells gab die Tür frei. »Kommen Sie herein.«
Schultz trat ein, Wells schloss die Tür und streckte ihm die Hand hin: »Brian Wells.«
»Guten Tag, Mr. Wells.« Schultz schüttelte ihm die Hand und stellte dann einen Plastikmüllsack auf den Fußboden. Er machte es sich auf einem Sofa mit Geranienmuster bequem. Wells nahm sich einen Lehnstuhl. Die Männer taxierten einander kurz, dann legte Schultz los.
»Wir haben eine Leiche knapp innerhalb der Stadtgrenze von Kenton... oben in den Wäldern gefunden. Das Opfer ist eine Frau. Ich glaube, dass es sich um Ophelia Wells handelt.«
Brians Augen weiteten sich. Er machte den Mund auf und wieder zu. Sein Flüstern war ein heiseres » Waaaas ?«
Schultz fragte: »War sie Ihre Frau, Sir?«
Wells war stumm, wie betäubt.
»Mr. Wells?«
Brian beugte sich vor. »Ja... ja, das ist meine... O mein... Ich kann es nicht glauben...Sind Sie sicher, dass es Filly … äh, Ophelia ist? Sind Sie sicher, dass es...?«
Schultz reichte ihm die zensierten Post-mortem-Fotos. Brian wandte den Kopf ab, murmelte ein »O Gott...«
»Ist sie es, Mr. Wells?«
Brian nickte hastig; Tränen standen in seinen Augen. Dann barg er sein Gesicht in den Händen. »Ich... Das ist... Guter Gott, was ist denn passiert ?«
»Das weiß ich im Moment noch nicht«, sagte Schultz. »Haben Sie eine Vorstellung, was sie in Kenton gemacht haben könnte?«
Augenblicklich wurde Brians Blick bedrohlich düster wie ein heranziehender Tornado. »Keine Ahnung. Meine Frau hat mich gestern verlassen.«
Stille. Dann antwortete Schultz: »Sie verlassen?«
»Gestern«, bemerkte Brian. »Wegen eines anderen Mannes.« Er holte tief Luft. »Ich weiß absolut nichts von ihm außer seinen Namen - Justice C. Flatt. Sie lernte ihn in einem Chatroom im Internet kennen. Filly hat auf ihrer Arbeit einen Computer. Nach ihrem Abschiedsbrief zu schließen, ging das schon eine ganze Weile so.«
Brian atmete ein und stieß langsam die Luft aus.
»Ich kann mir vorstellen, dass dieser Justice in Kenton wohnt. Ich meine... man landet doch nicht einfach mir nichts, dir nichts an einem Ort wie Kenton, oder?«
Schultz’s Gesicht blieb ausdruckslos. »Nein, eigentlich nicht. Es ist ein kleines Nest.« Nur ein Fliegenschiss auf der Landkarte. »Mr. Wells, Ich kenne jeden in Kenton, Haustiere eingeschlossen. Ich kenne niemanden, der sich Justice Flatt nennt.«
»Was hat Filly dann da gemacht ?«
Schultz bat: »Erzählen Sie mir mehr über diesen Justice
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