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Mord im Labor

Mord im Labor

Titel: Mord im Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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habe es zumindest viermal mit Kontaktlinsen versucht, aber alles, was ich
damit ernte, ist ein Tränenstrom. Meine Mutter starb, als ich noch ganz jung
war, und mein Vater zog mich auf. Er war Wissenschaftler, und er hatte eine
sehr rationalistische Lebensauffassung. >Was immer du sonst bist, sei in
erster Linie Realist< war seine Devise, und ich machte sie mir von meinem
vierzehnten Lebensjahr an zu eigen, glaube ich. Vor zwei Jahren, an meinem
fünfundzwanzigsten Geburtstag, machte ich Bestandsaufnahme. Ich bin
Forschungschemikerin, sagte ich mir, und ich liebe meine Arbeit. Ehe und der
Gedanke, eine Familie zu gründen, interessierten mich überhaupt nicht.
Andererseits war mir bewußt, daß ich gewisse physische Bedürfnisse hatte, die
befriedigt werden mußten. Ich wirkte auf Männer nicht sehr attraktiv, also
konnte ich nicht sonderlich wählerisch sein. Meine nähere Umgebung mußte dazu
herhalten.«
    »Wollen Sie mir klarmachen, daß
Sie doch mit Everard geschlafen haben?«
    »Danke, Lieutenant.« Sie
lächelte flüchtig. »Das erleichtert mir die Sache. Justin war ein sehr ernsthafter
Mensch, den lediglich seine Karriere interessierte. Was mich betraf, so war er
die ideale Wahl, und ich könnte mir vorstellen, daß er in bezug auf mich dasselbe empfand. Wir waren das letztemal vor ungefähr zwei Wochen in seiner Wohnung zusammen. Ich verbrachte die Nacht
dort. Er war sehr erregt wegen einer neuen Linie in seinen Forschungsarbeiten,
die er entwickelt hatte. Er nannte das ganze die > Everardlösung <. Anscheinend war er überzeugt, kurz vor
einem Durchbruch zu stehen.«
    »Eine Lösung wofür?« fragte
ich.
    Sie zuckte die Schultern.
»Keine Ahnung. Auch wenn wir zufällig miteinander schliefen, änderte das nichts
an der grundsätzlichen Tatsache, daß wir rivalisierende Forscher waren. Justin
hätte sich lieber den rechten Arm abhacken lassen, als mir gegenüber
auszupacken, und ich hätte in seiner Situation ähnliches empfunden. Ich
versuchte natürlich, ihn auszuholen, aber er sah nur selbstgefällig drein und
hielt den Mund. Eines hat er allerdings gesagt, aber das klang wie ein
schlechter Scherz. Seine >Lösung< würde, sofern sie erfolgreich wäre,
eine Revolutionierung der Drogenindustrie bedeuten. Für mich ergab das
keinerlei Sinn.«
    »Und?« bohrte ich nach.
    » Gestern
nacht —«, ihr Gesicht überzog sich mit zartem Rot, »-war nicht ich
diejenige, den Tim Vaile in Justins Labor hörte, aber
ich war heute abend dort.«
    »Und suchten nach Notizen?«
    Sie nickte, und ihr Gesicht war
nach wie vor rosig überhaucht. »Ich vereinfachte die ganze Situation natürlich.
Ich stand ihm wahrscheinlich näher als irgend jemand sonst
bei CalCon , und ich war in gewisser Weise berechtigt,
an seinen Forschungsarbeiten teilzuhaben. Also schlich ich mich vor zwei
Stunden in sein Labor und stellte fest, daß der Schrank leer war. Keinerlei
Notizen.«
    »Vielleicht nahm er sie mit
sich, als er gestern nacht wegging?«
    »Das halte ich zwar für
möglich, Lieutenant, aber auch für überaus unwahrscheinlich. Warum sollte er
sie mitnehmen, wenn er wußte, daß sie unter den Augen des Nachtwachmanns bei CalCon ganz sicher waren?«
    »Vielleicht hat Browning sie
heute irgendwann kassiert?«
    »Daran habe ich auch gedacht«,
sagte sie grimmig, »und ihn zu Hause angerufen. Er sagte, er habe Justins Labor heute nachmittag gleich nach Ihrem Besuch durchsucht
und nichts gefunden. Also hat er entweder gelogen, oder dieser große Windbeutel
Charles Demarest ist als erster dort gewesen.«
    »Sie meinen, gestern spät in
der Nacht?«
    »Natürlich.«
    Der Martini war eine Wucht.
Vielleicht machte das der Schuß Pernod aus. Ich stellte mein leeres Glas ab,
und Ellen Speck füllte es sofort wieder. Auch ihr eigenes, wie ich feststellte.
    »Glauben Sie, Demarest hat die Gabe des >Zweiten Gesichts< oder so
was ähnliches?« fragte ich.
    »Wieso?«
    »Wenn er Everards Notizen gestern nacht weggenommen hat, muß er gewußt
haben, daß Everard sie nicht mehr brauchen würde.«
    Sie starrte mich ein paar
Sekunden lang mit weit aufgerissenen Augen an. »Um Himmels willen, das stimmt!
Er muß gewußt haben, daß Justin ermordet werden würde.«
    »Falls er die Notizen genommen
hat«, pflichtete ich ihr bei. »Wir haben immerhin noch ein paar logische
Alternativen. Zum Beispiel könnte Everard sie gestern nacht doch aus irgendeinem Grund mitgenommen haben,
oder aber Browning hat gelogen, als er sagte, er habe an diesem

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