Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Labor

Mord im Labor

Titel: Mord im Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Phantasie!«
    Beide Hände wie Klauen
ausgestreckt, kam sie auf mich zugestürzt. Ich erwischte ihre Handgelenke,
drehte sie in einem engen Kreis um sich selbst und ließ los. Sie wirbelte, um
ihr Gleichgewicht gebracht, durchs Zimmer, und wenn meine Berechnungen
stimmten, mußte sie ausgestreckt auf der Couch landen. Eine Sekunde später
stellte ich fest, daß ich mich verrechnet hatte. Sie verfehlte die Couch und
kollidierte bäuchlings mit der Rücklehne eines Sessels. Die Schwungkraft schob
sie nach vorn, sie klappte zusammen, und es hatte den Anschein, als würde sie
vollends über die Rücklehne hinunterkippen. Aber dann glitten ihre Beine doch
wieder hinten an der Sessellehne herab, bis ihre Füße den Boden berührten. Das
Wesentliche jedoch war, daß ihr Happycoat blieb, wo
er war, nämlich bis zur Taille hochgeschoben. Ich konnte ihr hysterisches
Schluchzen hören, allerdings zu gedämpft, weil ihr Gesicht noch immer im
Polster vergraben war, und ich glaube, sie war sich nicht einmal der Tatsache
bewußt, daß ihr schönes, nacktes, rundes Hinterteil meinen lüsternen Blicken
preisgegeben war. Es war ein Augenblick, der im Gedächtnis haften blieb — ein
Augenblick, der in der Truhe mit all dem Kram und der Aufschrift »Memoiren«
aufbewahrt werden mußte.
    Das Schluchzen wurde lauter und
noch hysterischer. Es war einfach physisch unmöglich, ihr Klapse ins Gesicht zu
verabreichen, solange es noch im Polster vergraben war, sagte ich zu mir
selbst, aber warum sollte ich mir darüber Gedanken machen, wenn Klapse auf die
Kehrseite denselben Zweck erfüllten? Ich ging zum Sessel hinüber, genoß ein
paar Sekunden lang die prachtvolle vista und verpaßte ihr dann mit beträchtlicher Energie einen Schlag
auf jede Hinterbacke. Sie stieß einen schrecklichen — wenngleich nach wie vor
gedämpften — Schrei aus, dann folgte eine erschreckende Stille.
    »Es ist ein altes, aber gutes
Hausmittel gegen Hysterie«, sagte ich. »Sie brauchen sich nicht zu bedanken.«
    Ihre Absätze begannen gegen den
Boden zu trommeln, und den Geräuschen nach zu schließen, die aus dem
Sitzpolster drangen, mußte sie Schaum vor dem Mund haben. Ich ging in die Küche
hinaus, goß gemächlich zwei Drinks ein und brachte die Gläser ins Wohnzimmer.
Judy Trent stand da, unmittelbar hinter dem Sessel, und hielt seine Rücklehne
fest umklammert. Ihr Gesicht war von lebhaftem Scharlachrot, und ihre Augen
waren ein bißchen blutunterlaufen.
    »Ich dachte, ein Drink würde
vielleicht gut sein.« Ich streckte ihr ein Glas hin.
    Sie riß es mir aus der Hand und
ließ mir einen Blick zukommen, der am ehesten dem glich, den eine Schlange,
einem Mungo zuwerfen würde, der soeben ihre Mutter umgebracht hat.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«
schlug ich vor.
    »Ich kann nicht!« Sie erstickte
beinahe an den Worten. »Nicht, nachdem Sie mich so sadistisch geschlagen haben.
Ich habe das Gefühl, als ob da hinten ein Feuer brennen würde.«
    »Das gibt sich«, sagte ich.
»Zumindest hat es Ihren hysterischen Anfall behoben.«
    »An meinem hysterischen Anfall
war nichts auszusetzen«, sagte sie mürrisch. »Ich habe ihn genossen. Warum, zum
Teufel, mußten Sie sich einmischen?«
    »Verzeihung«, entschuldigte ich
mich. »Ich meine, wegen meiner blöden Unterstellung bezüglich Tim Vailes . Er kann sie aus tausend völlig harmlosen Gründen
besucht haben.«
    »Er wollte mit mir reden.« Sie
trank das Glas mit einem wilden Schluck halb leer. »Warum bilden Sie sich
eigentlich ein, ich sei das bereitwilligste Mädchen von Pine City?«
    »Das glaube ich gar nicht«,
sagte ich. »Ich habe aber nun mal eben eine schmutzige Phantasie.«
    »Das ist widerwärtig«, sagte
sie. »Sie sollten sie mal in die Reinigung bringen.«
    »Ich werde es mir überlegen.«
    »Ich weiß nicht—« Es klang, als
spräche sie mit sich selbst. »Ich frage mich die ganze Zeit, was ich Ihnen
eigentlich angetan habe? Vor knapp zehn Minuten war ich im Begriff, mich ganz
friedlich zu duschen. Dann haben Sie sich hier eingeschlichen, und nun sehen
Sie sich mal die Bescherung an!«
    »Ein unglücklicher Zufall,
weiter nichts«, sagte ich.
    »An den ich während der
nächsten vierundzwanzig Minuten jedesmal , wenn ich
mich setzen möchte, schmerzlich erinnert werde. Und das soll nun mein Urlaub
sein!« Sie lachte kurz, und es klang wie das Lachen eines Hundes, der gerade
entdeckt, daß er die Tollwut bekommen hat. »Sollten Sie nicht überhaupt auf der
Suche nach dem Mörder unterwegs

Weitere Kostenlose Bücher