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Mord im Labor

Mord im Labor

Titel: Mord im Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sein?«
    »Sie haben recht«, sagte ich.
»War es das, worüber Vaile mit Ihnen sprechen
wollte?«
    »Worüber sonst, zum Teufel?«
    »Hat er eine Theorie?«
    »Nur daß er und ich unschuldig
seien. Ich glaube, er verdächtigt sonst so ziemlich jeden, der bei CalCon arbeitet.«
    »Genau wie ich«, sagte ich.
»Abgesehen davon, daß ich Sie beide ebenso verdächtige wie alle übrigen dort.«
    Sie trank ihr Glas leer und
hielt es mir hin. »Geben Sie mir Ihren Drink.« Ich gehorchte, und sie schnappte
sich das noch fast volle Glas aus meiner Hand. »Tun Sie mir einen Gefallen?«
flehte sie. »Scheren Sie sich zum Teufel, verlassen Sie mein Apartment und
fallen Sie jemand anderem zur Last!«
    »Gern.« Ich stellte das leere
Glas auf das Kaffeetischchen und strebte der Tür zu.
    »Acht Uhr«, sagte sie, als ich
in den Korridor hinaustrat. »Was?« Ich blickte über die Schulter zurück und
bemerkte, daß sie bereits den zweiten Drink verkonsumiert hatte.
    »Was sind Sie eigentlich für
ein Mensch?« sagte sie spöttisch. »Erst anbieten, und dann wieder wegnehmen?«
    »Sie meinen, Sie wollen heute
mit mir zu Abend essen?«
    »Warum nicht?« Sie zuckte
ausdrucksvoll die Schultern. »Wenn ich es nicht tue, kommen Sie wahrscheinlich
das nächstemal aus der Brause gekrochen, wenn ich
versuche, mich zu duschen.«
    »Acht Uhr«, sagte ich beglückt.
»Ich werde sogar noch ein neues teures Restaurant finden.«
    »Ich werde mich nicht weiter
herausputzen«, sagte sie mit tonloser Stimme. »So wie die Dinge liegen, werden
Sie eine Methode gefunden haben, mir die Kleider vom Leib zu reißen, noch bevor
ich aus der Wohnungstür getreten bin!«
     
     
     

7
     
    Vaile wartete auf mich. Er stand auf
dem Gehsteig neben meinem Wagen und versuchte so auszusehen, als warte er
darauf, einen alten Freund zu begrüßen.
    »Lieutenant!« Ich war
vorübergehend durch das Aufblitzen seiner superweißen Zähne geblendet.
»Hoffentlich haben Sie nichts dagegen, daß ich auf Sie gewartet habe. Ihre
Bemerkung, als Sie in den Aufzug traten, hat mich ein bißchen aus dem
Gleichgewicht gebracht. Vielleicht können wir zusammen ein Glas trinken? Ein
Häuserblock weiter unten ist eine Bar.«
    »Warum nicht?« sagte ich.
    Die Bar paßte zur übrigen Umgebung; heruntergekommen wie sie war, tat sie so, als merkte sie
es nicht. Wir fanden eine leere Nische und ließen uns dort nieder, den kleinen
Tisch zwischen uns. Vaile zündete sich eine Zigarette
an, bestellte Scotch auf Eis mit einem Schuß Soda für mich und einen Daiquiri für sich.
    »Wie gesagt, Lieutenant—«,
wieder das gleißende Lächeln, »-Sie haben mich mit dieser Bemerkung über eine
Matinee verblüfft! Ich war so sehr beunruhigt, daß ich auf Sie wartete. Einen
Augenblick lang dachte ich tatsächlich, es sei Ihr Ernst gewesen.«
    »Das war es auch«, sagte ich.
    Seine Krawatte war ein seidenes
Meisterstück des Schneiderhandwerks. Ich sah zu, wie seine Rechte sie behutsam
liebkoste.
    »Zwischen mir und Judy Trent gibt
es überhaupt nichts«, sagte er schnell. »Wir sind Bürokollegen — sie ist
schließlich meine Sekretärin—, aber darüber hinaus besteht keine Beziehung.«
    »Okay«, sagte ich. »Warum, zum
Teufel, ist es Ihnen nicht egal, was ich denke?«
    »Weil Sie Polizei-Lieutenant
sind, der Ermittlungen in einem Fall von Doppelmord anstellt, der alle CalCon -Angehörigen betrifft«, sagte er. »Ich möchte nicht,
daß Sie falsche Vorstellungen von mir haben. Oder von Judy«, fügte er
nachträglich hinzu.
    »Nun haben Sie mir’s also gesagt, und ich habe keine falschen
Vorstellungen von Ihnen und Judy.«
    »Das freut mich, Lieutenant.«
Seine Stimme klang überaus aufrichtig, aber seine Augen sahen keineswegs
glücklich drein.
    Ich trank einen Schluck und
ließ ihm dabei meinen jahrelang praktizierten steinernen Polypenblick zukommen. Er drang recht schnell zu ihm durch, und er scharrte unruhig mit den
Füßen.
    »Ich habe, wie Sie vorschlugen,
die Zeitkontrollunterlagen nachgesehen«, sagte ich schließlich. » Wen immer Sie in Everards Labor
herumrumoren hörten, es war nicht Everard . Er verließ
an diesem Abend das Gebäude um zwanzig Uhr siebenundfünfzig.«
    »Wirklich?«
    »Die einzigen Leute, die zu dem
Zeitpunkt, als Sie dort eintrafen, im Gebäude waren, waren Demarest und Ellen Speck.«
    »Sie glauben, ich müsse einen
von den beiden gehört haben?«
    »Nicht unbedingt.« Ich nahm mir
die Zeit, erneut an meinem Glas zu nippen. »Vielleicht haben Sie die

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