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Mord im Labor

Mord im Labor

Titel: Mord im Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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es zu schätzen
wissen, wenn es zwischen uns beiden bliebe.«
    »Ich werde es versuchen«, sagte
ich. »Versprechen kann ich nichts.«
    »Na ja—«, seine Finger schoben
das Glas in engen Kreisen auf dem Tisch herum. »Ich war nicht allein. Judy
wartete in meiner Wohnung auf mich, und wir verbrachten die Nacht zusammen.«
    »Wissen Sie was?« sagte ich.
»Das Ärgerliche bei einer schmutzigen Phantasie ist, daß sie intuitiv fast
immer hinhaut.«
    Er starrte mich an. »Was soll
das nun wieder heißen?«
    »Nichts«, sagte ich. »Und so
ein Alibi ist fast noch schlimmer als gar keines.«
    »Was?«
    »Vielleicht waren zwei Leute
erforderlich, um zwei andere umzubringen?« sagte ich müde. »Und so hatten die
Mörder die brillante Idee, sich gegenseitig mit einem Alibi zu versorgen. Wenn
das wahr ist, haben Sie hervorragend Theater gespielt, Vaile .
Die Nervosität, aus der heraus Sie auf mich gewartet haben, um den falschen
Eindruck richtigzustellen, daß Sie am Nachmittag Ihre Geliebte besucht hätten,
dann — unter Druck — Zusammenbruch und das Eingeständnis, daß Sie in der
fraglichen Nacht doch mit dem Mädchen geschlafen haben. Sehr saubere Arbeit!«
    »Ich habe es nicht nötig, hier
zu sitzen und mir das alles anzuhören!« sagte er mit erstickter Stimme.
    »Da haben Sie recht«, sagte
ich. »Jedenfalls nicht jetzt.« Ich stand auf und trat aus der Nische. »Danke
für den Drink, Mr. Vaile . Sie bezahlen doch wohl
dafür?«
    Es gibt Zeiten, dachte ich, als
ich die Bar verließ, in denen ich nichts dagegen hatte, ein Schweinehund zu
sein, und dies war eine dieser Gelegenheiten gewesen. Ich ging in die
Telefonzelle des nächsten Drugstores und wählte die Nummer von CalCon . Die nunmehr aufgetaute Dame am Empfang bedauerte
außerordentlich, aber Mr. Browning habe sich heute
nachmittag nicht wohlgefühlt und sei frühzeitig nach Hause gegangen. Er
wohne in Daydream Valley (wir Südkalifornier sind
manchmal ein bißchen tiefgründig mit unseren Ortsbezeichnungen), was eine
zwanzig Minuten lange Fahrt bedeute. Ich hatte nichts dagegen, denn bis acht
Uhr abends, wo ich Judy Trent in ein anderes teures Restaurant ausführen
wollte, hatte ich ohnehin nichts Besseres vor. Der Gedanke daran entzückte mich
übrigens keineswegs. Wenn ich nicht bald Captain wurde, mußten meine
finanziellen Verhältnisse bald einen deutlichen Abschwung in Richtung völliger
Zerrüttung nehmen.
    Das Haus, vor dem ich
schließlich parkte, war recht hübsch und auf konventionelle Art in zwei Ebenen
gebaut. Ohne hinzuschauen konnte ich sofort sagen, daß sich im Garten dahinter
eine Barbecue-Grube befand, und wenn nächstes Jahr wirklich ein Bonus fällig
war, dann würde man sich ernsthaft durch den Kopf gehen lassen, einen Swimming-pool anzulegen. Was mich an Vororten stört, ist
die Tatsache, daß alles so vororthaft ist. Ich stieg aus, erklomm die drei
Stufen zur Vorveranda hinauf und drückte auf den Klingelknopf.
    Browning ließ sich mit dem
Öffnen Zeit, und das war verständlich. Der arme Kerl war krank, hatte sein Büro
frühzeitig verlassen müssen, um nach Hause zu fahren und seine Neurosen zu
pflegen. Ich klingelte ein zweitesmal und ließ den
Finger gleich auf dem Knopf. Darauf wurde die Haustür plötzlich geöffnet, und
vor mir stand Browning, nervös und zappelig. Was mir nur recht war, genauso
wollte ich ihn im Augenblick haben.
    »Was ist, zum Teufel?« Er zog
eine Schau verzögerten Begreifens ab, wie sie heutzutage nicht einmal mehr im
Fernsehen üblich ist. »Lieutenant Wheeler!«
    »Tut mir leid, Sie stören zu müssen,
Mr. Browning«, sagte ich äußerst höflich. »Aber es hat sich gerade etwas
herausgestellt, das so wichtig ist, daß ich damit nicht warten kann.«
    Er trug einen blauen Bademantel
mit Tupfen, der eigentlich in eine der Fernsehspätsendungen gehört, in denen
jemand Tallulah Bankhead drastisch zu nahe tritt. Die
rötliche Verfärbung in seinen Augen, die mir am Morgen schon aufgefallen war,
war nun noch viel dunkler geworden. Unter seinem rechten Auge zuckte
fortgesetzt ein Nerv, und er wirkte so reif für ein Geständnis, wie das ein
Verdächtiger nur sein kann. Ich konnte mich gerade noch enthalten, mir nicht
die Lippen zu lecken.
    »Haben Sie was dagegen, wenn
ich hereinkomme, Mr. Browning?«
    »Aber nein«, sagte er in
zweifelndem Ton. »Überhaupt nicht.«
    Also gingen wir in das
Wohnzimmer, das ziemlich einfallslos im Stil der fünfziger Jahre eingerichtet
war. Die Couch stöhnte schmerzlich,

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