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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gesagt…»
    Sie hob irritiert die Schultern. «Können Sie jetzt nicht gehen? Ich habe es Ihnen gesagt. Ich will nicht mehr darüber reden.»
    «Woher hatten Sie die Pistole, Mrs Protheroe?»
    «Die Pistole! Oh, es war die meines Mannes. Ich habe sie aus der Schublade seiner Kommode geholt.»
    «Ich verstehe. Und Sie haben sie mit ins Pfarrhaus genommen?»
    «Ja. Ich wusste, dass er dort sein würde…»
    «Um welche Zeit war das?»
    «Es muss nach sechs gewesen sein – fünfzehn – zwanzig Minuten nach – so etwa.»
    «Sie nahmen die Pistole, um Ihren Mann zu erschießen?»
    «Nein – ich – wollte mich töten.»
    «Ich verstehe. Aber Sie gingen ins Pfarrhaus?»
    «Ja. Ich ging an der Glastür vorbei. Ich hörte keine Stimmen. Ich schaute hinein. Ich sah meinen Mann. Etwas überkam mich – und ich habe geschossen.»
    «Und dann?»
    «Dann? Oh, dann ging ich weg.»
    «Und erzählten Mr Redding, was Sie getan hatten?»
    Wieder fiel mir das Zögern in ihrer Stimme auf, bevor sie sagte: «Ja.»
    «Hat jemand gesehen, wie Sie das Pfarrhaus betraten oder verließen?»
    «Nein – oder doch. Die alte Miss Marple. Ich redete ein paar Minuten mit ihr. Sie war in ihrem Garten.»
    Unruhig bewegte sie sich in ihren Kissen. «Reicht das nicht? Ich habe es Ihnen gesagt. Warum wollen Sie mich weiter belästigen?»
    Haydock ging zu ihr und fühlte ihr den Puls. Er winkte Melchett.
    «Ich bleibe bei ihr», flüsterte er, «während Sie die nötigen Vorkehrungen treffen. Sie sollte nicht allein gelassen werden. Könnte sich etwas antun.»
    Melchett nickte.
    Wir verließen das Zimmer und gingen die Treppe hinunter. Ein dünner, ausgezehrter Mann kam aus dem Nebenraum, und einem plötzlichen Einfall folgend kehrte ich um. «Sind Sie Colonel Protheroes Diener?»
    Der Mann sah überrascht aus. «Ja, Sir.»
    «Wissen Sie, ob Ihr verstorbener Herr irgendwo eine Pistole aufbewahrt hatte?»
    «Nicht dass ich wüsste, Sir.»
    «Nicht in einer Schublade seiner Kommode? Denken Sie nach, Mann.»
    Der Diener schüttelte entschieden den Kopf. «Ich bin ganz sicher, dass er keine hatte. Wenn, dann hätte ich sie gesehen. Zwangsläufig.»
    Ich eilte den anderen nach.
    Mrs Protheroe hatte gelogen, was die Pistole anging.
    Warum?

Neuntes Kapitel
     
    N achdem Melchett eine Nachricht auf der Polizeiwache hinterlassen hatte, kündigte er an, er wolle Miss Marple besuchen.
    «Sie kommen besser mit, Pfarrer», sagte er. «Ich will ein Schäfchen aus Ihrer Herde nicht zur Hysterie treiben. Also steuern Sie das Gewicht Ihrer tröstlichen Anwesenheit bei.»
    Ich schmunzelte. Trotz ihres gebrechlichen Aussehens kann Miss Marple sich durchaus gegenüber jedem Polizisten oder Polizeichef behaupten.
    «Wie ist sie?», fragte Melchett, als wir läuteten. «Kann man sich auf das, was sie sagt, verlassen oder nicht?»
    Ich überlegte.
    «Ich glaube, sie ist recht zuverlässig», sagte ich vorsichtig. «Das heißt, wenn sie über etwas redet, was sie tatsächlich gesehen hat. Darüber hinaus natürlich, wenn es darum geht, was sie meint – nun, das ist etwas anderes. Sie hat viel Phantasie und denkt grundsätzlich von jedem das Schlimmste.»
    «Also die typische alte Jungfer.» Melchett lachte. «Nun, inzwischen sollte ich die Sorte kennen. Allmächtiger, die Teegesellschaften hier zu Lande!»
    Wir wurden von einem winzigen Mädchen eingelassen und in einen kleinen Salon geführt.
    «Ein bisschen überfüllt.» Colonel Melchett schaute sich um. «Aber viele gute Sachen. Ein Damenzimmer, was, Clement?»
    Ich stimmte zu; in diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Miss Marple trat ein.
    «Bedaure sehr, Sie zu belästigen, Miss Marple», sagte der Colonel, als ich ihn vorgestellt hatte. Er gab sich auf die raue, aber herzliche militärische Art, die seiner Meinung nach bei älteren Damen gut ankam. «Muss meine Pflicht tun, wissen Sie.»
    «Natürlich, natürlich», sagte Miss Marple. «Das sehe ich ein. Möchten Sie nicht Platz nehmen? Und darf ich Ihnen ein Gläschen Kirschlikör anbieten? Selbst gemacht. Ein Rezept meiner Großmutter.»
    «Danke vielmals, Miss Marple. Sehr freundlich von Ihnen. Aber lieber nicht. Nie vor dem Mittagessen, das ist mein Motto. Jetzt möchte ich mit Ihnen über diese traurige Angelegenheit reden – sehr traurig, wirklich. Hat uns alle mitgenommen, ich weiß. Nun, möglicherweise können Sie uns dank der Lage Ihres Hauses und Gartens etwas mitteilen, was wir über gestern Abend wissen möchten.»
    «Tatsächlich war ich

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