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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Doktor!«, sagte sie.
    »Sie können mir kein X für ein U vormachen, meine Liebe! Dazu kenne ich Sie schon viel zu lange. Ein plötzlicher Todesfall in ›Gossington Hall‹, und die Münder in St. Mary Mead stehen keinen Augenblick still. Stimmt’s? Sofort redet jeder von Mord, lange ehe das Ergebnis der gerichtlichen Voruntersuchung überhaupt feststeht.«
    »Wann findet sie denn statt?«, fragte Miss Marple unbeeindruckt.
    »Übermorgen. Und bis dahin werden die Damen die ganze Geschichte durchgesprochen und ein Urteil gefällt haben. Sicherlich auch noch über eine Menge anderer Dinge. Also«, fügte er hinzu, »ich werde hier nicht länger meine Zeit vertrödeln. Der Patient braucht mich nicht mehr. Die Wangen sind rosig, die Augen blitzen – Sie befinden sich eindeutig auf dem Wege der Besserung. Nichts geht über die Freude am Leben. Ich mache mich wieder auf die Beine.« Er stürmte hinaus.
    »Er ist mir zehnmal lieber als Sandford«, sagte Mrs Bantry.
    »Mir auch«, stimmte Miss Marple zu. »Außerdem ist er ein so guter Freund«, ergänzte sie nachdenklich. »Er kam nämlich nur, um mir grünes Licht zu geben.«
    »Dann war es also doch Mord!«, rief Mrs Bantry. Sie sahen sich an. »Jedenfalls nehmen es die beiden Ärzte an.«
    Miss Knight, die den Arzt hinausbegleitet hatte, brachte Kaffee. Zum ersten Mal in ihrem Leben waren die beiden Damen zu ungeduldig, um diese Unterbrechung genießen zu können. Nachdem Miss Knight wieder hinausgegangen war, sagte Miss Marple hastig:
    »Also, Dolly, du warst dort, als…«
    »Praktisch habe ich es miterlebt«, erwiderte Mrs Bantry, nicht ohne einen gewissen Stolz.
    »Großartig«, sagte Miss Marple. »Ich meine – na, du weißt schon, was ich meine. Du kannst also ganz genau beschreiben, was passierte.«
    »Ich wurde ins Haus gebeten«, sagte Mrs Bantry. »Weil ich zur feinen Gesellschaft gehöre.«
    »Wer holte dich?«
    »Ach, ein schlanker junger Mann, ich glaube, er ist Marina Greggs Sekretär oder so was. Er führte mich in den ersten Stock. Oben an der Treppe stand das Empfangskomitee.«
    »An der Treppe?«, fragte Miss Marple erstaunt.
    »Es sieht da jetzt etwas anders aus. Die Wände zu einem Gästezimmer wurden herausgebrochen, sodass eine ziemlich große Halle entstand. Es ist recht hübsch geworden.«
    »Und wer war alles da?«
    »Marina Gregg, sehr charmant und natürlich, in einem grau-grünen Kleid, das ihr sehr gut stand. Und ihr Mann und diese Ella Zielinsky, ihre Sekretärin. Außerdem ungefähr – ungefähr acht oder zehn Leute, würde ich sagen. Ein paar kannte ich, ein paar nicht. Ein paar waren vom Film. Die kannte ich natürlich nicht. Der Pfarrer war da und Sandfords Frau. Sandford selbst erschien erst später. Dazu Oberst Clittering mit Frau und der große Sheriff. Ich glaube, auch ein Journalist. Und eine junge Frau, die ständig fotografierte.«
    Miss Marple nickte. »Weiter.«
    »Heather Badcock und ihr Mann kamen gleich nach mir. Marina Gregg sagte ein paar freundliche Worte zu mir, dann noch zu jemand anderem – ach ja, es war der Pfarrer –, und danach erschien Heather mit ihrem Mann. Sie ist die Sekretärin des Ortsvereins, weißt du. Jemand machte eine Bemerkung, dass sie sehr viel arbeite und unersetzlich sei, und Marina Gregg sagte irgendetwas Freundliches. Dann begann Mrs Badcock – die ich übrigens ziemlich ermüdend fand, Jane –, eine lange Geschichte über eine frühere Begegnung mit Marina Gregg zu erzählen. Sie war nicht sehr taktvoll, denn sie beschrieb genau, wann es gewesen war, dass es schon viele Jahre her gewesen sei und so weiter. Ich bin überzeugt, dass Schauspielerinnen und Filmstars nicht gern daran erinnert werden, wie alt sie wirklich sind. Doch ich glaube, daran hat sie gar nicht gedacht.«
    »Zu der Sorte Frauen gehörte sie nicht«, sagte Miss Marple. »Und weiter?«
    »Nun, es geschah nichts Besonderes. Nur Marina Gregg war nicht wie sonst.«
    »Sie ärgerte sich?«
    »Nein, nein, das meine ich nicht. Ich bin nicht mal sicher, dass sie auch nur ein einziges Wort von Mrs Badcocks Geschwätz in sich aufnahm. Die ganze Zeit starrte sie auf einen Punkt hinter Mrs Badcock. Nachdem sie dann mit ihrer ziemlich dummen Geschichte zu Ende war, entstand eine seltsame Stille. Dann sah ich ihr Gesicht.«
    »Wen meinst du? Mrs Badcock?«
    »Nein, die Gregg. Sie schien tatsächlich kein Wort gehört zu haben. Sie starrte immer noch auf einen Punkt an der Wand hinter Mrs Badcock, mit einem Ausdruck… ich weiß

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