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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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erklärend hinzu: »Mrs Bain ist eine Nachbarin.«
    »Ich verstehe«, sagte Cornish.
    »Ich hole noch eine Tasse«, sagte Mrs Bain.
    Sie verschwand. Badcock führte den Inspektor in das fröhliche Wohnzimmer mit den bunt bedruckten Vorhängen rechts vom Eingang.
    »Sie ist sehr freundlich«, sagte Badcock. »Sehr freundlich.«
    »Sie kennen sie schon lange?«
    »Nein. Erst seit wir hier wohnen.«
    »Also seit zwei Jahren. Oder sind es schon drei?«
    »Ungefähr drei«, antwortete Badcock. »Mrs Bain ist erst vor etwa sechs Monaten zugezogen«, erklärte er dann. »Ihr Sohn arbeitet hier, und nach dem Tod ihres Mannes kam sie her und lebt jetzt bei ihm.«
    In diesem Augenblick brachte Mrs Bain das Teetablett aus der Küche herein. Sie war eine ziemlich energisch wirkende Frau von ungefähr vierzig Jahren und hatte dunkle Augen und dunkles Haar wie das einer Zigeunerin. Mit ihren Augen schien etwas nicht zu stimmen. Sie blickten sehr misstrauisch. Mrs Bain stellte das Tablett auf den Tisch, und der Inspektor machte eine freundliche, unverbindliche Bemerkung. Irgendetwas, vielleicht der Kriminalbeamte in ihm, riet ihm zur Wachsamkeit. Der misstrauische Blick der Frau, ihr Schreck, als Badcock sie vorstellte, waren ihm nicht entgangen. Dass sich die Leute in Gegenwart der Polizei unbehaglich fühlten, war ihm nichts Neues. Doch es gab zweierlei Unbehagen. Die einen empfanden eine Art natürlichen Misstrauens, eine instinktive Abwehr. Sie hatten Angst, unwissentlich gegen ein Gesetz verstoßen zu haben. Und es gab die anderen. Diese zweite Kategorie war hier im Raum vertreten, das spürte Cornish. Mrs Bain, überlegte er, musste einmal mit der Polizei in Berührung gekommen sein aus einem Grund, der sie immer noch beunruhigte und misstrauisch machte. Er beschloss, sich bei nächster Gelegenheit näher über sie zu erkundigen. Nachdem Mrs Bain das Tablett abgestellt hatte, erklärte sie, sie könne nicht bleiben, sie müsse nachhause. Damit ging sie.
    »Wirklich eine nette Frau«, sagte Inspektor Cornish.
    »Ja, das stimmt. Sehr freundlich ist sie, eine gute Nachbarin und sehr sympathisch«, meinte Badcock.
    »War sie auch mit Ihrer Frau befreundet?«
    »Nein. Nein, das möchte ich nicht behaupten. Sie waren Nachbarinnen und verkehrten freundlich miteinander, nicht mehr.«
    »Ich verstehe. Also, Mr Badcock, wir brauchen so viele Informationen, wie wir nur bekommen können. Das Ergebnis der Untersuchung war sicherlich ein großer Schock für Sie.«
    »Ja, Inspektor. Natürlich mussten Sie annehmen, dass etwas nicht stimmte, und ich vermutete es beinahe auch schon, weil Heather immer so gesund gewesen war. Praktisch war sie nie auch nur einen Tag krank gewesen. Aber es erscheint mir so unglaublich, wenn Sie verstehen, was ich meine, Inspektor. Wirklich vollkommen unfassbar! Was ist das für Zeug – dieses Hy-äthyl-« Er schwieg.
    »Es gibt einen einfacheren Namen dafür«, antwortete Cornish, »unter dem es auch im Handel ist. Da heißt es einfach Calmo. Schon mal davon gehört?«
    Badcock schüttelte verblüfft den Kopf.
    »Es ist in den Staaten mehr verbreitet als hier«, fuhr Cornish fort. »Soviel ich gehört habe, verschreibt man es dort sehr häufig.«
    »Wofür?«
    »Angeblich beruhigt es und hat eine positive Wirkung auf die geistige Verfassung eines Menschen«, sagte Cornish. »Es wird bei Stresssituationen, gegen Depressionen und Angstzustände verschrieben. Gegen Schlaflosigkeit und noch viele andere Dinge. Wenn man die übliche Menge nimmt, ist es harmlos, doch eine Überdosis kann gefährlich sein. Ihre Frau hat das Sechsfache genommen.«
    Badcock starrte ihn entgeistert an. »Heather hat nie in ihrem ganzen Leben so was genommen! Das weiß ich genau. Sie mochte überhaupt keine Medizin. Sie war auch nie deprimiert oder verängstigt. Sie gehörte zu den Menschen, die immer fröhlich und positiv sind.«
    Der Inspektor nickte. »Aha. Und das Mittel war ihr von keinem Arzt verschrieben worden?«
    »Bestimmt nicht. Davon bin ich völlig überzeugt.«
    »Wer ist ihr Arzt?«
    »Doktor Sims. Aber ich glaube nicht, dass sie mehr als einmal in seiner Sprechstunde war.«
    »Also gehörte sie offenbar zu den Frauen, die ein solches Mittel nicht brauchen und auch nicht nehmen würden.«
    »Sie hat so etwas nie genommen, da bin ich sicher. Es muss ein Irrtum gewesen sein.«
    »Sehr schwierig, sich das vorzustellen«, meinte Cornish. »Was hatte sie an jenem Nachmittag gegessen und getrunken?«
    »Lassen Sie mich

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