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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ich gebe meine Arbeit in der Studiokantine auf«, sagte Gladys.
    »Warum denn? Kein Mensch will dich vergiften oder mit einer falschen Marmorbüste erschlagen.«
    »Schon. Aber es trifft manchmal auch den Falschen. Wie Heather Badcock zum Beispiel.«
    »Stimmt«, sagte Cherry.
    »Weißt du«, sagte Gladys, »ich habe nachgedacht. Ich war beim Fest oben in der Halle, als Aushilfe. Ich stand ganz in ihrer Nähe.«
    »Als sie starb?«
    »Nein, als sie ihren Cocktail verschüttete. Über das ganze Kleid. Ein sehr hübsches Kleid, königsblauer Nylontaft. Sie hatte es sich extra dafür gekauft. Es war sehr seltsam.«
    »Was war seltsam?«
    »Damals fand ich nichts dabei. Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es sehr seltsam.«
    Cherry wartete gespannt. »Um Gottes willen!«, rief sie dann, »was war denn so seltsam?«
    »Ich bin überzeugt, sie hat es absichtlich getan.«
    »Dass sie den Cocktail verschüttete?«
    »Ja. Und das finde ich seltsam. Du nicht auch?«
    »Auf ein nagelneues Kleid? Kaum zu glauben.«
    »Ich überlege nur«, sagte Gladys, »was Arthur Badcock mit Heathers Zeug macht. Das Kleid könnte man reinigen lassen. Auslassen könnte man es auch, der Rock hat eine Menge Falten. Glaubst du, Arthur Badcock wäre beleidigt, wenn ich ihn fragte, ob er es mir verkauft? Es müsste nicht viel geändert werden, und es ist ein so hübscher Stoff.«
    »Würde es dir nichts ausmachen?«, fragte Cherry zögernd.
    »Was denn?«
    »Na, ein Kleid zu tragen, in dem jemand gestorben ist – in dem jemand auf diese Weise gestorben ist…«
    Gladys starrte sie verblüfft an.
    »Daran habe ich nicht gedacht«, gestand sie. Sie überlegte einen Augenblick. Dann erhellte sich ihre Miene.
    »Eigentlich spielt es keine große Rolle«, erklärte sie. »Wenn man etwas Gebrauchtes kauft, muss man immer damit rechnen, dass der ursprüngliche Besitzer gestorben ist.«
    »Trotzdem, es ist nicht das Gleiche.«
    »Ich finde, du hast zu viel Fantasie«, antwortete Gladys. »Es ist so ein schönes leuchtendes Blau und wirklich ein teures Material. Und wegen der seltsamen Geschichte werde ich morgen, bevor ich zur Arbeit gehe, mit Mr Giuseppe sprechen«, fügte sie nachdenklich hinzu.
    »Ist das der italienische Butler?«
    »Ja. Er sieht sehr gut aus. Faszinierende Augen. Und so viel Temperament. Wenn wir aushelfen, hetzt er uns ganz schön herum.« Sie kicherte. »Aber es macht uns nichts aus. Er kann so unglaublich nett sein… jedenfalls, ich erzähle es ihm und frage ihn, was ich tun soll.«
    »Ich sehe nicht ein, dass du überhaupt mit ihm reden musst«, sagte Cherry.
    »Nun – es war so seltsam«, erklärte Gladys, sich trotzig an ihr Lieblingswort klammernd.
    »Meiner Meinung nach suchst du nur nach einem Vorwand, um diesen Butler zu sehen – und da würde ich lieber vorsichtig sein, Mädchen. Du weißt doch, wie die Italiener sind. Vaterschaftsklagen, wo man hinsieht. Heißblütig und leidenschaftlich sind die.«
    Gladys seufzte inbrünstig.
    Cherry betrachtete das breite, etwas fleckige Gesicht ihrer Freundin und erkannte, dass jede Warnung überflüssig war. Mr Giuseppe, dachte sie, würde seine Angeln woanders auswerfen.
     
    »Aha!«, sagte Doktor Haydock. »Sie sind beim Aufziehen, wie ich sehe.« Er blickte von Miss Marple zu einem Berg weicher weißer Wolle.
    »Sie hatten mir geraten, es damit zu versuchen, wenn ich nicht stricken könnte«, antwortete Miss Marple.
    »Sie scheinen sich meinen Rat sehr zu Herzen genommen zu haben.«
    »Ich habe gleich am Anfang einen Fehler gemacht, und damit geriet das ganze Muster durcheinander. Da musste ich alles wieder aufziehen. Es ist ein sehr schwieriges Muster.«
    »Was ist schon ein schwieriges Muster für Sie? Gar nichts!«
    »Wegen meiner Augen sollte ich mich wohl an einfachere Sachen halten.«
    »Da würden Sie sich bald langweilen. Jedenfalls fühle ich mich geschmeichelt, weil Sie meinen Rat befolgt haben.«
    »Ich folge Ihnen doch immer, Doktor Haydock.«
    »Ja, wenn es Ihnen passt.«
    »Sagen Sie mal, Doktor, dachten Sie wirklich ans Stricken, als Sie mir den Rat gaben?«
    »Wie weit sind Sie denn mit der Lösung Ihres Mordfalles vorangekommen?«, fragte er und zwinkerte ihr zu. Miss Marple zwinkerte zurück.
    »Ich fürchte, mein Verstand ist auch nicht mehr der, der er einmal war«, sagte sie und schüttelte dabei seufzend den Kopf.
    »Unsinn!«, erwiderte Haydock. »Erzählen Sie mir nicht, Sie hätten noch keine Meinung darüber.«
    »Natürlich habe ich meine

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