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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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gerichtet«, entgegnete Rechmire kühl.
    Der Zeichner wurde rot. »Deshalb hat dich der Tschati nicht nach Set-Maat geschickt«, entgegnete er verstockt.
    »Das stimmt. Und es wäre mir auch gleichgültig, wem du leidenschaftliche Zeilen widmest – wenn sie nicht in derselben Handschrift verfasst worden wären, wie die Fluchformel auf den zerbrochenen Scherben, mit denen Kenherchepeschefs Leiche geschändet worden ist.«
    Der Angriff kam so überraschend, dass Rechmire nicht einmal aufschreien konnte. Parahotep sprang ihn ohne Vorwarnung an. Er hatte das Skarabäus-Amulett fallen gelassen und krallte nun beide Hände in Rechmires Hals. Dieser gurgelte erstickt und kippte nach hinten über, während er blindlings und wirkungslos um sich schlug. Sein Puls dröhnte in seinem Schädel wie die Trommel des Aufsehers, der die rudernden Galeerensklaven zum höchsten Takt antreibt. Rote Schleier tanzten vor seinen Augen, seine Lunge fühlte sich an, als müsste sie jeden Moment zerplatzen wie ein prall gefüllter Wasserschlauch aus Ziegenleder, den jemand gegen eine Mauer schleuderte. Doch schließlich schaffte es Rechmire irgendwie, das Knie hochzuziehen und zwischen sich und den Körper seines Angreifers zu drücken. Dann streckte er das Bein und schleuderte Parahotep quer durch den Raum.
    Der Rest war viel einfacher, als er befürchtet hatte. Rechmire war kein geübter Kämpfer, doch kräftig genug für den verweichlichten Zeichner. Seine Linke traf Parahoteps Oberlippe, die sofort aufplatzte. Blut quoll über den Mund des Zeichners und befleckte dessen weißes Leinengewand. Parahotep hielt überrascht und mit schmerzverzerrtem Gesicht inne und starrte auf die großen roten Flecken auf seinem Gewand.
    Diesen Augenblick seiner Unaufmerksamkeit nutzte Rechmire, holte weit aus und schlug ihm mit der Rechten mitten auf die Nase. Er spürte, wie etwas unter seiner Faust nachgab und dabei ein kleines, hässliches Knacken zu hören war. Dann heulte der Zeichner auf und brach auf dem Boden zusammen, beide Hände vor seinem Gesicht; jetzt floss sein Blut so stark, dass es zwischen seinen Fingern hervorquoll.
    Rechmire blieb keuchend stehen. Er spürte wilden Triumph – und doch zugleich so etwas wie Enttäuschung und böse Vorahnung: Es war zu einfach gewesen.
    Konnte ein Mann, den selbst er, ein junger thebanischer Schreiber ohne Kampferfahrung, mit wenigen Schlägen bezwungen hatte, einen Dolch so führen, dass er den kräftigen Kenherchepeschef mit einem einzigen Stich in das Reich des Westens geschickt hatte? Hätte dieser schwächliche Zeichner Sennodjem tödlich verletzten können, um dann in aller Ruhe zuzusehen, wie der Sterbende mit seinem eigenen Blut Hieroglyphen an die Wand schmierte?
    Er packte Parahotep an den Schultern und warf ihn auf die Liege. Der Zeichner stöhnte auf und krümmte sich.
    »Du hast mein Nasenbein gebrochen«, wimmerte er. »Ich werde für immer entstellt sein.«
    Rechmire hielt inne, für einen Moment zu verblüfft, um etwas zu erwidern. Dann lachte er laut auf. »Es wird den Krokodilen gleichgültig sein, ob deine Nase gerade ist oder krumm wie eine alte Akazie«, rief er. »Du wirst für den Tod der beiden Schreiber so hart bestraft, dass sich noch in tausend Jahren die Menschen schaudernd an deine Qualen erinnern werden.«
    »Ich habe Kenherchepeschef nicht umgebracht. Und Sennodjem erst recht nicht. Ich war ja nicht einmal während des Opet-Festes in Theben«, flüsterte Parahotep und schluchzte.
    Rechmire kam sich plötzlich vor wie ein alter Lastochse, der ratlos vor einer hohen Wand steht. »Kannst du beweisen, dass du nicht in Theben warst?«, fragte er, doch seine Stimme verriet mehr als nur eine Spur von Irritation.
    »Wie kann man beweisen, dass man irgendwo
nicht
war?«, antwortete der Zeichner. »Ich bin allein am Ort der Wahrheit geblieben, um die Wandgemälde meines Grabes zu vollenden. Ich brauche Ruhe, um ein Kunstwerk zu schaffen. Und niemals hat man davon so viel wie während des Opet-Festes, wenn alle Menschen in Theben sind, um Amun und den Pharao zu sehen.«
    »Und dir waren Gott und der Pharao also weniger wichtig als dein eigenes Haus der Ewigkeit?«
    »Ich verehre Thot mehr als Amun und Merenptah habe ich schon zweimal aus nächster Nähe gesehen, als er kam, um sein Grab zu inspizieren.« Parahotep richtete sich mühsam auf, riss sich einen Streifen aus seinem Leinengewand und drückte ihn auf seine Nase, die nun weniger heftig blutete. Sein Gesicht fing bereits an,

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