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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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steht auf dem letzten Steinsplitter?«, fragte Kaaper. Seine Stimme klang, als keuchte er diesen Satz nach einem Schlag in die Magengrube hinaus.
    Rechmire starrte den Priester überrascht an. »Sagt dir denn der Name in der Königslinie gar nichts?«
    »Ich will die Worte auf dem nächsten Splitter hören«, entgegnete Kaaper knapp.
    Rechmire zuckte die Achseln, erstaunt über diese etwas schroffe Antwort des Priesters. Doch er wollte nicht weiter nachfragen, sondern griff stattdessen zum letzten Text: »›Wenn sich ein Mann in seinem Traum sieht, wie er einen alten Mann zum Haus der Ewigkeit trägt – gut. Es bedeutet baldigen Reichtum.‹ Es ist ein Spruch …«
    »… aus dem Traumbuch des Chnumhotep«, vollendete Kaaper und nickte düster. »Kenherchepeschef muss verrückt gewesen sein, diese uralten Weisheiten einfach auf irgendwelche Steinsplitter zu notieren und dann achtlos wegzuwerfen wie die missglückte Skizze eines unbedarften Zeichners. Irgendein Unbefugter hätte dies lesen können.«
    »Vielleicht hat es ein Unbefugter schon getan«, gab Rechmire zu bedenken. »Möglicherweise hat er genau diese Notiz gelesen oder eine andere, die der Erste Schreiber auf ähnliche Weise angefertigt und später weggeworfen hatte.«
    »Kenherchepeschef hat alte Texte gesammelt, wie andere Männer alten Goldschmuck sammeln«, rief Kaaper zornig. »Manchmal denke ich, dass es ihm vor allem darauf ankam, dass die Papyri alt waren. Er sah in ihnen wertvolle
Sachen,
nicht
Texte.
Ich glaube, er wusste viele seiner Schätze gar nicht richtig zu würdigen. Deshalb ging er auch so sorglos mit dem Inhalt seiner Papyri um.«
    »Glaubst du, dass derjenige, der Kenherchepeschef in das Reich des Westens geschickt hat, auch mir aufgelauert hat?«, fragte Rechmire.
    Kaaper lachte rau. »Wer sonst hätte einen Grund dafür gehabt? Irgendjemand fühlt sich von deinen Nachforschungen schon sehr gestört.«
    »Er muss mich beobachtet haben, als ich mich aus dem Dorf geschlichen habe.«
    Dann erzählte Rechmire dem Priester in allen Einzelheiten von seiner Nacht im Tal der toten Pharaonen. Anschließend berichtete er ihm von dem Kästchen aus Merenptahs Haus der Ewigkeit, das er in Parahoteps Grab gesehen hatte. Und schließlich verriet Rechmire ihm, dass die Geschichte, die Sennodjem ihm erzählt hatte, nicht wahr sein konnte.
    »Du selbst hast mir gesagt, dass du den Tempel des Amun jeden Abend verschließt. Niemand kann in der Nacht des Mordes dort gewesen sein, auch der Zweite Schreiber nicht. Also denke ich, dass mir entweder Parahotep oder Sennodjem aufgelauert haben, denn beide müssen irgendetwas zu verbergen haben«, schloss Rechmire düster. »Aber ich kann es keinem von beiden beweisen.«
    Kaaper strich sich mit der Hand über sein Gesicht und schloss seine trüben Augen. »Ein Sack voll Skorpione«, murmelte er nachdenklich. »Es gehören eine große, wenn auch frevlerische Fantasie und ziemlich viel Mut dazu, Dutzende von Skorpionen einzufangen. Wahrscheinlich hat der Unbekannte sie in einem Tonkrug oder einer kleinen Kiste aus massivem Holz gesammelt und erst im letzten Augenblick in einen dünnen Leinensack gekippt, den er dir dann gegen den Körper schleuderte. Die Arbeiter fanden auf deiner Schulter noch Fetzen von altem billigen Leinen. Wären Sennodjem oder Parahotep wirklich zu einer solchen Tat fähig?«
    Rechmire nickte betrübt. »Ich sehe, worauf du hinauswillst, Priester: Du meinst, dass es beiden Männern an Fantasie und Kaltblütigkeit dafür fehlt.«
    Kaaper machte eine zustimmende Geste. »Das ist fast richtig: Sennodjem fehlt es meiner Meinung nach an Fantasie dafür, Parahotep an Kaltblütigkeit. Außerdem gibt es da noch eine andere Unstimmigkeit: Der Mörder Kenherchepeschefs benutzte einen Dolch, um sein Opfer in das Reich des Westens zu schicken. Eine ziemlich direkte, geradezu soldatische Methode. Warum hätte er sie nicht auch bei dir anwenden sollen? Er lauert dir in der Dunkelheit auf – und rammt dir den Dolch in den Rücken. Warum hätte er eine Technik ändern sollen, die sich«, er suchte kurz nach dem richtigen Wort, »bewährt hat? Die Skorpione deuten eher auf jemanden hin, der sich scheut, mit eigener Hand einen tödlichen Stoß zu führen. Oder der irgendein Symbol damit verbinden will. Vielleicht ein Hinweis auf einen Gott? Doch obwohl ich Diener des Amun bin, muss ich gestehen, dass ich keinen Unsterblichen kenne, der es liebt, wenn Menschen von Skorpionen vergiftet werden.«
    »Aber wer

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