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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Worte zu ihr. Immerhin ist sie Ihre Entdeckung.«
    »Carla ist eine ausgezeichnete Schauspielerin und wird mit meinem neuen Film eine große Karriere beginnen«, verkündete König in offiziellem Ton. »Reicht das?«
    »Nicht ganz. Führte ihr Weg in Die Insel des Magiers vielleicht über … eine persönliche Beziehung?«
    König zog eine Augenbraue hoch, blieb aber unbewegt.»Ich pflege meine Besetzungsentscheidungen nicht im Bett zu treffen, Herr Klein.«
    »Es muss ja nicht unbedingt Ihr Bett gewesen sein. Es gibt noch andere einflussreiche Herren, die an diesem Film beteiligt sind, Herren, die auch in Amerika Erfolge feiern«, sagte Klein selbstzufrieden.
    »Fragen Sie Rudolf doch danach«, erwiderte König, der seinen Hauptdarsteller gut genug kannte. Ein Rudolf von Hagen würde Klein mit einem vernichtenden Blick durch sein Monokel bedenken und seiner Wege schicken. Er wischte sich den Mund an der Serviette ab und schob den Teller von sich.
    »Wenn Sie mir ernsthafte Fragen stellen wollen, nur zu. Ansonsten möchte ich Sie bitten, mich in Ruhe meinen Kaffee trinken zu lassen.« Er winkte dem Kellner und bestellte, ohne Klein eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Dr. Erich Hartung stürmte aufgebracht ins Behandlungszimmer, in dem sich ein Assistenzarzt und zwei Schwestern um die Frau bemühten, die angeschnallt auf einem Tisch lag. Ihre Handgelenke und Unterarme waren mit Tüchern abgedeckt, der Arzt bereitete Nadel und Faden vor. Der Boden war mit braunen Flecken übersät und wies klebrige Abdrücke auf, wo mehrere Paar Schuhe hindurchgelaufen waren.
    »Was ist das für eine Sauerei?«
    Sie drehten sich erschrocken um. Der Chef brüllte selten. Eigentlich nie. Doch diesmal hatte er die Fassung verloren.
    »Es galten strengste Sicherheitsmaßnahmen für die Patientin Gerber. Wer hat sie ohne Aufsicht ins Schreibzimmer gelassen? Und was hatte der Füller dort zu suchen?«
    Der Assistenzarzt schaute betreten zu Boden. »Es muss eine Verwechslung in den Papieren gegeben haben, Herr Doktor, ich werde das gleich überprüfen. Und den Füller hat sie vermutlich … unbemerkt mitgehen lassen.«
    »Ist sie stabil?«, fragte Hartung besorgt.
    Er nickte. »Wir haben sie sediert. Ich schlage vor, sie die nächsten Tage im Bett zu fixieren, bis sie sich beruhigt hat.«
    »Das entscheide ich«, sagte Hartung in knappem Ton. Er wendete diese Methode nur im Notfall an, da er sie für antiquiert und grausam hielt. »Fahren Sie wie geplant fort. Wir sprechen heute Abend noch einmal über den Fall.«
    Dann verließ er den Raum und zog die Tür hörbar hinter sich zu. Er ärgerte sich, weil er dem Kollegen gegenüber ungerecht gewesen war. Das war nicht seine Art, zumal er selbst die Situation möglicherweise falsch eingeschätzt hatte. Vielleicht hatte das friedliche Bild getrogen, als er die junge Frau im Gras hatte sitzen sehen. Und sie hatte ihn an Erika erinnert. Persönliche Empfindungen konnten die Objektivität beeinträchtigen. Vielleicht hatte er ihr zu früh erlaubt, nach draußen zu gehen, so dass auch andere ihren Zustand falsch gedeutet und sie allein ins Schreibzimmer gelassen hatten. In diesem Raum konnten Patienten in Ruhe Briefe oder Tagebuch schreiben und fanden dort auch leichte Lektüre, mit der sie sich ablenken konnten. Gewöhnlich duldete man dort nur Bleistifte. Jemand musste den Füller vergessen haben oder so unvorsichtig gewesen sein, ihn sich aus der Tasche stehlen zu lassen. Geisteskranke Patienten entwickelten häufig eine ungeheure Findigkeit, wenn es darum ging, sich selbst Schaden zuzufügen.
    Hartung stellte sich vor, mit welcher Kraft Johanna Gerber die Feder des Füllers in ihre Arme gestoßen, wie tief sie die metallene Spitze hineingebohrt hatte, wie sich Tinte und Blut zu einer braunen Masse vermischt hatten. Er würde sie in den nächsten Tagen genau beobachten. Er musste herausfinden, warum sie so hasserfüllt gegen den eigenen Körper vorgegangen war.

5
    Frau Maletzke begrüßte Leo mit einem misstrauischen Blick und führte ihn und Sonnenschein in den zweiten Stock. Das Haus war von innen ebenso elegant und gepflegt wie die ganze Wohnanlage. Läufer auf den Treppen, Topfpflanzen auf den Treppenabsätzen, ein sauberer, frischer Geruch im ganzen Haus. Aus einer Wohnung erklang Geigenspiel. Auf dem Messingklingelschild der Toten stand in Schönschrift ziseliert M. Dornow . Die Hausmeisterin schloss ihnen die Tür auf.
    Leo drehte sich zu ihr um. »Wenn mein Kollege Delbrück kommt,

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