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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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gelesen. Sein Chef musste dorthin fliegen, um bei den Ermittlungen zu helfen. Morde an Kindern sind immer … schwierig für Leo.«
    Ilse trank ihr Glas aus und stellte es auf die Ladentheke. »Ich weiß. Er hat vor Jahren in einer Sache ermittelt, die sich letztlich als Unfall herausstellte. Aber er konnte die ganze Zeit nicht richtig schlafen.« Ihre Blicke trafen sich, und Clara spürte wieder die neue Verbundenheit mit Ilse.
    »Ich hoffe, Gennat klärt den Fall bald auf. Ich darf gar nicht daran denken, dass es sich um einen Serientäter handeln könnte«, sagte Clara und strich sich über die Oberarme, als würde sie trotz des warmen Juniwetters frieren.
    »Morgen Nachmittag habe ich frei. Soll ich vorbeikommen und euch etwas auf Vorrat kochen?«, fragte Ilse beiläufig.
    Clara sah sie dankbar an. Seit ihre Schwägerin ein eigenständiges Leben führte, fiel es Clara leichter, Gefallen von ihr anzunehmen.
    »Danke, das wäre lieb von dir.«
    »Ich muss los. In der Praxis ist viel zu tun, dabei müssten bei dem Wetter eigentlich alle Leute gesund sein. Bis morgen, Clara.« Ilse nickte ihr noch einmal zu und verschwand mit dem Klingeln der Ladenglocke.
    Viktor König saß beim Mittagessen im Klub der Filmindustrie. So hatte er es seit seinem ersten großen Film an allen Premierentagen gehalten. Um diese Tageszeit war nicht viel los, aber das störte ihn nicht. Wenn er seinen Schweinebraten mit Kartoffeln und Rotkohl und ein Glas Bier vor sich hatte, war er zufrieden. Ein bisschen Aberglaube war auch dabei.
    Ob Carla seine Sendung schon erhalten hatte? Er wusste, was sein Film ihr verdankte, und wollte sich großzügig zeigen. Natürlich war Rudolf das Zugpferd, der Name, den man seit Jahrzehnten kannte, der seit der Jahrhundertwende alle großen Rollen auf der Bühne gespielt und sich erst vor wenigen Jahren auf die Leinwand herabbemüht hatte. Die Zuschauer waren begeistert, ihn endlich auch in ihren heimischen Kinos zu erleben, statt nur in den Zeitungen von seinen sensationellen Bühnenauftritten zu lesen. Aber erst Carla an seiner Seite machte den Film perfekt.
    »Ach, der Herr König!« Ein Unterton wie bei einer schmutzigen Anspielung.
    »Ach, der Herr Klein«, konterte König und warf dem Reporter einen abschätzigen Blick zu.
    Der Mann war schmal und winzig, mit einem Menjou-Bärtchen, das ihn nicht verführerisch, sondern eher schmierig aussehen ließ. Viktor fragte sich, weshalb sie ihn überhaupt noch hereinließen. Weil die Leute seine Kolumne liebten, würde die Antwort lauten. Beim Illustrierten Filmkurier hatte man ihn hinausgeworfen, weil ihnen seine Artikel nicht seriös genug waren; seither verdiente er sein Geld mit Beiträgen für Tageszeitungen und – wie man munkelte – mit der einen oder anderen Erpressung.
    Reinhard Klein  – »klein, aber nicht rein«, wie ein Regisseur einmal angemerkt hatte – mischte Tatsachen mit Vermutungen, Hörensagen und kaum verschleierten Verleumdungen und begeisterte damit ein Publikum, das nicht genug überdas Privatleben seiner Idole hören konnte. Unvergessen war sein boshafter »Nachruf« auf Pola Negri, als diese einen profitablen Vertrag mit Paramount abgeschlossen hatte und nach Hollywood gegangen war. Pola, fahr zum Pol , hatte die verächtliche Schlagzeile gelautet.
    Klein zog einen Stuhl heran, ohne auf eine Aufforderung zu warten.
    König trank Bier und goss sich Soße über den Braten. Mal sehen, wer den Wettkampf in Geduld gewann.
    »Wie schade«, ließ sich Klein schließlich vernehmen, »dass ich am Freitag nicht eingeladen war. Enttäuschend. Ich hätte mich gefreut, Ihren Film vorab zu sehen und zu besprechen.«
    »Besprechen?« Königs Stimme troff vor Sarkasmus. »Ich würde das, was Sie gewöhnlich produzieren, nicht als Besprechung bezeichnen. In einer Besprechung geht es um die künstlerischen Aspekte eines Films und nicht um die Brüste oder das Liebesleben seiner Hauptdarstellerin.«
    Er sah, wie sich Kleins Blick verdunkelte. Seltsam, dabei wirkte der Reporter so abgebrüht. Doch wer am meisten austeilte, konnte oft am wenigsten einstecken.
    »Oh, Herr König, das würde ich so nicht sagen. Das Publikum möchte nicht nur den Film sehen, sondern auch etwas über seine Lieblinge erfahren – wie sie wohnen, mit wem sie leben, was sie essen, wie sie sich kleiden, welches Parfüm sie benutzen. Und ich liefere ihnen diese Nachrichten.« Er schaute ihn mit Unschuldsmiene an und breitete die Hände aus. »Carla Vasary. Nur ein paar

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