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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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nehmen«, erklärte Elly König. »Die Kulissen wurden sofort wieder abgebaut, nachdem wir die Arbeiten beendet hatten.«
    Diese Wahrhaftigkeit findet ihren Ausdruck im vollendeten Film, den wir nur empfehlen können. Er bietet den Zuschauern Unterhaltung und große Kunst zugleich.
    Eine Beobachtung am Rande wollen wir unseren geschätzten Lesern auch nicht vorenthalten: Die zauberhafte Häkelstola, welche die Hauptdarstellerin Carla Vasary an diesem Abend über ihrer Robe trug, stammt aus einer Modehandlung in der Nähe des Kurfürstendamms, in der auch Viktor König gelegentlich gesehen wurde.
    Viktor hatte sich unfreiwillig geschmeichelt gefühlt – bis er den letzten Absatz las. Er ließ die Zeitung fallen, kniete sich neben Elly und legte ihr die Hand auf den Arm.
    »Der Kerl ist ein Schwein.«
    »Ein Schwein, das die Wahrheit sagt?« Sie hob den Kopf, und ihr Blick war kalt. »Ich weiß, dass dich mein Geld gereizt hat. Mit Liebe habe ich nicht gerechnet … nicht so richtig … aber dass du mich respektierst.« Sie stand langsam auf, und ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Dass du deine Arbeitmit mir teilst. Dass ich weiß, wo du abends hingehst, auch wenn du mich nicht mitnimmst. Dass ich bei einer Premiere nicht allein herumstehe. Und dass niemand so etwas schreiben kann!« Sie deutete auf die Zeitung und schlug ihm mit der unverletzten Hand so heftig ins Gesicht, dass sein Kopf zur Seite flog.

10
    Die Mordkommission verbrachte den Rest des Nachmittags im Besprechungszimmer und wertete die neuen Erkenntnisse aus. Leo war erleichtert, weil es ihn von dem Telefongespräch mit dem Vater ablenkte. Er hatte eine große Schultafel besorgt und an der Wand anbringen lassen.
    »Ich komme mir vor wie damals, als ich den Dreisatz nicht konnte«, meinte Walther grinsend.
    »Die beste Methode, um die verschiedenen Ermittlungsansätze übersichtlich zu notieren und schnell wieder zu entfernen, sobald sie sich als falsch erweisen«, sagte Leo und warf ihm den Schwamm zu. »Das kannst du übernehmen.«
    Dann schrieb er Eduard Hellwig an die Tafel.
    »Der ist es nicht gewesen«, sagte Walther. »Wenn wir dem Taxifahrer glauben.«
    Sie hatten den Mann schnell ausfindig gemacht. Er hatte am fraglichen Abend einen Herrn, auf den die Beschreibung passte, nach Hause gefahren und konnte die Uhrzeit und Hellwigs Adresse bestätigen.
    »Wir haben keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Solange wir nicht mehr gegen Hellwig in der Hand haben als die Tatsache, dass er die Tote gekannt und am Vorabend ihres Todes getroffen hat, sollten wir die Ehefrau aus dem Spiel lassen«, sagte Leo.
    »Und hoffen, dass der Pförtner aus dem Reichstag nicht zur Presse rennt«, fügte Walther hinzu.
    Leo griff nach seiner Kaffeetasse, trank einen Schluck und schrieb Frau im Salon Lou neben Hellwigs Namen. »Gute Arbeit, Sonnenschein, das könnte wichtig sein.«
    »Danke, Herr Kommissar. Ich habe schon in den Befragungsprotokollen nachgelesen. Die junge Frau scheint nicht regelmäßig bei der Toten verkehrt zu haben. Könnte es eine Verwandte sein?«
    Leo schüttelte den Kopf. »Wir wissen nur vom Vater und einem Bruder. Ich habe vorhin mit Herrn Dornow telefoniert, er hatte seit Jahren keinen Kontakt zu seiner Tochter. Kommen wir zu möglichen Augen- oder Ohrenzeugen. Gibt es dahingehend etwas Neues? Wie sieht es mit den Handzetteln für die umliegenden Straßen aus?«
    »Gedruckt und verteilt«, meldete sich der junge Kriminalassistent Friedrichs zu Wort. Er war noch nicht lange bei der Kripo. »Aber erst seit heute Mittag.«
    Walther hob die Hand. »Es haben sich durchaus noch Leute gefunden, die etwas gehört haben wollen, aber viele machen sich nur wichtig. Meist stimmt die Uhrzeit nicht, oder es sind angeblich Geräusche gehört worden, die sich nicht mit dem Tathergang decken. Eine Frau berichtete von dämonischem Gelächter gegen vier Uhr morgens.«
    Leo seufzte. »Falsche Bettlektüre, was? Wir konzentrieren uns auf die Frau aus dem Frisiersalon und holen weiter Erkundigungen bei den Nachbarn ein. Vielleicht melden sich auch Bekannte der Toten, sobald sie in der Zeitung von dem Mordfall gelesen haben. Friedrichs, Sie holen den Schmuck in der Bank ab.«
    Der junge Kollege nickte.
    Leo stand auf. »Noch Fragen? Sonst machen wir Schluss für heute.«
    Leo, Walther und Sonnenschein bogen vom Bahnhof Friedrichstraße in die Georgenstraße ein, leicht beschwingt von den zwei Weißen, die sie nach Dienstschluss in einer Kneipe nahe dem Präsidium

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