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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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durch die Zähne und deutete auf den Wagen, der vor der Garage parkte. »Ein Hispano-Suiza! Der hat ein Vermögen gekostet.«
    »Herr König lebte auf ziemlich großem Fuß«, bemerkte Leo. »Kann man mit Filmen so viel Geld verdienen?«
    Sonnenschein räusperte sich. Manchmal überraschte er seine Kollegen durch sein breit gestreutes Wissen, das sich durchaus auch aus Illustriertenklatsch speiste. »Ich habe gelesen, er habe eine wohlhabende Frau geheiratet.«
    »Stimmt«, meinte Walther. »Die Tochter von Pawlak, dem Klosettkönig von Schwerin.«
    Leo unterdrückte ein Grinsen, als ihnen ein Schupo entgegentrat. »Die Herren von der Kripo? Oberwachtmeister Freese von der Polizei Potsdam.«
    Leo stellte sich und die Kollegen vor. »Die Ehefrau hat ihn gefunden?«
    »Wir konnten sie am Telefon kaum verstehen. Ein Arzt ist bei ihr, sie ist nicht vernehmungsfähig.«
    »Und sonst? Gibt es Hausangestellte?«
    Freese nickte. »Schon, aber über Nacht war niemand hier. Als die Haushälterin, eine Frau Schmidt, vorhin kam, haben wir sie zur Seitentür geschickt. Sie wartet in der Küche.«
    »Gut.« Leo schaute zur Haustür. »Ich möchte mir den Toten ansehen.«
    Freese trat beiseite. »Wie gesagt, eine ziemliche Schweinerei. Die arme Frau. Wir haben die Scherbe so liegen gelassen, wie wir sie gefunden haben.«
    Leo atmete tief durch. Er erinnerte sich an die Worte der Frau, die Marlens Leiche entdeckt hatte. Moderne Kunst. Rot an der weiß getünchten Hauswand. Hier waren es der weiße Marmorboden, die weißen Wände, die weiße Haustür, auf denen der Täter seine Spuren hinterlassen hatte. Blut an der Wand, bis zu einer Höhe von mehr als zwei Metern, Blut auf dem Boden, eine Lache unter dem Hals des Mannes, klebrig geronnen.
    Der Tote trug Abendkleidung und lag auf dem Bauch, das Gesicht nach links gedreht. Die Beine waren ausgestreckt, derrechte Arm leicht angewinkelt, die Handfläche nach oben gekehrt. Die Position – die Füße knapp hinter der Haustür, der Kopf zum Inneren des Hauses gewandt – ließ darauf schließen, dass er entweder gerade hereingekommen war oder dem Täter die Tür geöffnet und sich unmittelbar vor dem Angriff umgedreht hatte.
    »Sonnenschein, Sie stenographieren mit. Robert, du gehst bitte zu der Haushälterin. – Freitag, 11. Juni 1926, 8.46 Uhr. Männliche Leiche, Fundort Kaiserstraße 43a, Wohnhaus von Viktor König, Potsdam, Stadtteil Neubabelsberg. Der Tote liegt unmittelbar hinter der Haustür auf dem Bauch, vollständig bekleidet. Gesicht nach links gedreht. Starke Blutung, vom Hals ausgehend. Lache aus geronnenem Blut unter Kopf und Hals. Blutspritzer und -flecken an der Wand, der Haustür und auf dem Boden.« Leo kniete sich neben den Toten, streifte dünne Handschuhe über und tauchte zwei Finger in die Blutlache. Er hob die Scherbe vorsichtig hoch und zeigte sie Sonnenschein.
    »Schreiben Sie: In der Blutlache unter dem Hals des Toten befindet sich eine Scherbe von etwa fünfzehn Zentimetern Länge.« Er wischte behutsam eine Ecke sauber. »Eine rote Scherbe. Und das Glas sieht aus wie im Fall Dornow.«
    »Ein Déjà-vu, wie mir scheint«, verkündete Dr. Albertz, als er Leo und seine Kollegen begrüßte.
    Leo fasste die bisherigen Ergebnisse zusammen, woraufhin der Arzt mit der Untersuchung begann. »Vermutliche Todeszeit«, er sah auf die Uhr, »vor sieben bis acht Stunden, also zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens. Todesursache ist eine tiefe Schnitt- und Stichverletzung am Hals.« Er begutachtete die Hände des Toten. »Hm.«
    »Was ist?«, fragte Leo und beugte sich vor.
    »Keine Abwehrverletzungen. Anders als im Fall Dornow.Auch an den Fingernägeln sind keine Spuren eines Kampfes erkennbar«, sagte Albertz nachdenklich. »Das ist merkwürdig. Selbst wenn der Mann angetrunken war – ich denke da an die Abendkleidung, er könnte von einem Fest gekommen sein –, hätte er sich gewehrt. Niemand lässt einen solch brutalen Angriff einfach über sich ergehen, der Abwehrreflex ist zu stark.«
    »Vielleicht hat man ihn vorher niedergeschlagen.« Leo ging um den Toten herum. »Allerdings gibt es keine sichtbare Kopfverletzung.«
    Der Arzt beugte sich tief über die Leiche und schnüffelte. Dann kam er hoch, hockte sich auf die Fersen und schaute triumphierend von Leo zu Sonnenschein. »Chloroform.«
    »Er wurde betäubt?«
    »Zweifellos. Der Geruch ist fast verflogen, aber aus der Nähe noch wahrnehmbar.«
    »Der Täter hat dazugelernt«, sagte Leo. »Also kam er

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