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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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irgendetwas Ungewöhnliches?«
    Es dauerte, bis sie antwortete. »Nein, nichts, ich … hab geschlafen … nur geschlafen.«
    Ihre Stimme klang träge, sie nuschelte leicht. Vermutlich hatte der Arzt ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht.
    Leo stand auf. »Kommen Sie, ich helfe Ihnen.« Er beugte sich vor, schob die Hände unter Elly Königs Achselhöhlen und zog sie aus dem Sessel. Robert hörte ihn keuchen, wollte die Frau aber nicht erschrecken. Er sah zu, wie Leo sie vom Sessel zum Bett schleppte und vorsichtig darauf ablegte. Dann breitete er die Tagesdecke über sie und ging leise hinaus.
    »Du hast sie tatsächlich zum Sprechen gebracht«, sagte Walther erstaunt.
    »Die Worte waren nicht das Entscheidende«, sagte Leo, »sondern ihre Hände. Ich glaube, ich habe die Erklärung für den Zustand des Wohnzimmers gefunden.«
    »Ganz schönes Durcheinander. Ich habe die Haushälterin danach gefragt, aber sie konnte oder wollte nichts darüber sagen.«
    Leo ging vor ihm her und blieb an der Schwelle des verwüsteten Raums stehen. »Scherben. Blut auf dem Boden, aber keine Spuren eines Einbruchs. Eine leere Schnapsflasche unter dem Couchtisch. Elly König hat mehrere Heftpflaster an der linken Hand. Sie sind durchgeblutet, aber trocken. Sie riecht nach Schnaps, und frag nicht, wie. Ihr Zustand ist eine Mischung aus Vollrausch, Schock und dem Beruhigungsmittel, das ihr der Hausarzt gespritzt hat.«
    Walther zog die Augenbrauen hoch. »Du meinst, sie hat sich betrunken und währenddessen oder danach das Wohnzimmer verwüstet?«
    Leo nickte. »Und ihren Mann geohrfeigt.«
    »Ich stelle fünf weitere Beamte für Sie ab, Herr Wechsler«, sagte Dr. Werneburg. »Es muss eine Verbindung zwischen den Taten geben, und Sie werden sie finden, da bin ich mir sicher.«
    »Ich danke Ihnen. Es sieht übrigens so aus, als könnten wir Hellwig aus der Sache heraushalten.«
    »Ich muss zugeben, dass ich darüber nicht unglücklich bin. Ich habe ungern mit Politikern zu tun, da gibt es so viele Empfindlichkeiten, auf die man Rücksicht nehmen muss.«
    Leo bemerkte, wie müde der Chef aussah, und stand auf. »Danke noch mal für Ihr Vertrauen, Herr Dr. Werneburg.«
    »Sehen Sie zu, dass Sie die Sache aufklären. Solche Serientäter sorgen immer für ziemliche Unruhe in der Bevölkerung.«
    Leo hielt im Gehen inne und drehte sich um. »Mit Verlaub, Herr Dr. Werneburg, aber das hier ist ganz gewiss kein Serientäter. Der Mörder hat sehr genaue Vorstellungen von seinem Tun, er tötet nicht aus einem krankhaften Trieb heraus. Und die roten Scherben haben eine rationale Bedeutung, dessen bin ich mir sicher.«
    Draußen im Flur atmete Leo durch. Er hatte sich die Worte nicht zurechtgelegt, sie waren spontan gekommen. Auf einmal war er zutiefst davon überzeugt gewesen. Dies war kein geistig kranker Serientäter, sondern ein Mensch, der wohlüberlegt handelte. An dieser Stelle würden sie ansetzen und nach der Verbindung zwischen den Opfern suchen.
    Leo musste unwillkürlich an Gennat in Breslau denken, Gennat, der ihnen hier in Berlin fehlte. Leo hatte gelesen, dass er Wachspuppen der Kinder, die deren Kleidung trugen, ineinem Warenhaus ausstellen ließ, dazu Skizzen der Fundorte und Nachbildungen der Pakete, in denen man die Leichenteile gefunden hatte. Außerdem wurden hunderttausend Handzettel verteilt und immer neue Aufrufe an die Bevölkerung in der Presse veröffentlicht.
    Eins wusste er: So richtig Gennats Vorgehen war, ihr Fall war ein anderer und verlangte andere Mittel.

    V IEL G LANZ UND G LORIA – W OHLTÄTIGKEITSGALA
IM C LUB DER F ILMINDUSTRIE
    von
Reinhard Klein

    Gestern Abend trafen sich die Größen der Filmwelt im Club der Filmindustrie in der Friedrichstraße. Alles, was im Kino Rang und Namen hat, war gekommen. Eine elegante Limousine nach der anderen hielt vor der Nr. 223 , wo sich zahlreiche Bewunderer versammelt hatten, um einen Blick auf ihre Idole zu erhaschen.
    Asta Nielsen gab sich die Ehre und stiftete ein signiertes Drehbuch, das für einen guten Zweck versteigert wurde. Emil Jannings spendete goldene Manschettenknöpfe. Besonderes Aufsehen erregte die Ankunft von Viktor König, dessen Erfolgsfilm Die Insel des Magiers seit der Premiere sämtliche Rekorde bricht. Die Menschen stehen Schlange vor den Lichtspielhäusern, aus Steglitz wurde sogar über eine tätliche Auseinandersetzung an der Kinokasse berichtet.
    König schien seinen Auftritt zu genießen und unterhielt sich angeregt mit Rudolf von Hagen und

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