Mord in Babelsberg
diesmal vorbereitet.«
Albertz nickte. »Alles spricht für eine geplante, durchdachte und vorsätzliche Tat, genau wie bei Marlene Dornow. Dazu die Ähnlichkeit der Tatwaffen.«
In diesem Augenblick näherten sich Stimmen von der Straße. Leo schaute aus der Tür und sah Paul Delbrück und die anderen Kollegen vom Erkennungsdienst. Delbrück schob den Rest einer Stulle in den Mund und nickte zur Begrüßung.
»Vielleicht hätten Sie sich das Frühstück für später aufheben sollen«, meinte Albertz, doch Delbrück blieb ungerührt.
»Wenn ich mich davon abschrecken ließe, wäre ich schon verhungert. Leo, das ist ja wieder eine schöne Art, den Tag zu beginnen.«
»Mahlzeit, Paul. Am besten fangt ihr mit der Umgebung des Hauses an, dann der Hausflur, danach der Rest des Hauses.Überprüft auch den Wagen auf Fingerabdrücke.« Leo deutete auf den Hispano-Suiza, der in der Morgensonne glänzte.
Die Kollegen machten sich an die Arbeit. Leo wollte die Frau des Ermordeten aufsuchen und warf noch einen letzten Blick auf die Leiche. Er stutzte und beugte sich vor. »Darf ich?«, fragte er den Arzt.
»Sicher.«
Vorsichtig strich er mit dem Finger über die linke Wange des Mannes und trat nach draußen ans Tageslicht. Ein Fleck, rot und hellbraun, fast beige. Blut, vermischt mit einer anderen Substanz.
»Albertz, wofür halten Sie das?«
Der Arzt warf einen Blick auf Leos Finger. »Blut und Schminke, würde ich sagen.«
Sonnenschein blickte verwundert von seinem Notizblock auf. »Schminke?«
»Geben Sie mir mal ein Tuch«, sagte Leo.
Der Arzt reichte ihm einen sauberen Lappen aus seiner Tasche. Leo wischte damit sehr sachte über die Wange des Toten und zeigte Albertz das Resultat.
»Ein Hämatom«, konstatierte der Arzt. »Ein großflächiger blauer Fleck, ohne Hautverletzung. Dürfte von einem heftigen Schlag mit der flachen Hand herrühren. Er wurde überschminkt. Nicht älter als … sagen wir, vierundzwanzig Stunden. Höchstens. Sonst hätte die weitere Verfärbung eingesetzt.«
»Wenn ich Sie richtig verstehe, sprechen Sie von einer Ohrfeige?«, vergewisserte sich Leo. Albertz nickte. »Ja, und er hat sich geschminkt …«
»Oder schminken lassen«, warf Sonnenschein ein. »Denken Sie an seinen Beruf.«
»Stimmt«, sagte Leo. »Er war gestern Abend irgendwo eingeladen und wollte verständlicherweise nicht, dass jemanddie Spuren der Ohrfeige bemerkt. Ich werde mal nach Frau König sehen.«
Im Inneren des Hauses hörte er Stimmen aus Richtung der Küche, dazwischen das Weinen einer Frau. Das Haus war übersichtlich, wenige Wände, große, offene Räume. Alles wirkte makellos, fast schon kalt. Er erinnerte sich an Roberts Worte von vorhin. Dann schaute er um eine Ecke in den offenen Wohnbereich und blieb abrupt stehen.
Chaos. Zerbrochenes Glas und Porzellan. Umgekippte Möbel. Ein Bild lag mit der Vorderseite nach unten auf dem Boden. Vereinzelte rote Tropfen. Eine Schnapsflasche war unter den gläsernen Couchtisch gerollt.
Leo ging rasch nach draußen, wo Delbrück arbeitete. »Paul, nach dem Eingangsbereich kümmert ihr euch zuerst um das Wohnzimmer. Du wirst schon sehen, warum.«
Dann machte er sich auf die Suche nach Elly König.
»Wo ist der Chef?«, fragte Walther und schaute sich um. Er hatte die Vernehmung der Haushälterin beendet und wollte Leo darüber berichten. Dr. Albertz packte gerade seine Tasche.
»Er wollte zu Frau König«, antwortete Sonnenschein.
Walther hatte sich von der Haushälterin den Grundriss erklären lassen und fand ohne Mühe den Flur, von dem die Schlafzimmer abgingen. Dort kam ihm ein älterer Mann mit Arzttasche entgegen.
»Ist mein Kollege dort drinnen?«
Der Arzt nickte.
Walther trat an die Tür, die nur angelehnt war, und öffnete sie behutsam. Das Zimmer hatte Fenster, die bis zum Boden reichten, doch die Jalousien waren halb geschlossen, so dass es etwas dämmrig war und die verchromten Möbel nur matt schimmerten. In einer Ecke stand ein Sessel, in dem eine Frau saß, reglos, den Kopf nach hinten gelehnt. Leo kniete vor ihrund hielt ihre Hände. Nein, er hielt sie nicht nur, er drehte sie vorsichtig in seinen und führte sie fast bis ans Gesicht.
Eine seltsam intime Szene. Walther wagte kaum zu atmen.
»Es tut mir leid, Frau König. Ich weiß, dass es Ihnen schlecht geht. Sie dürfen gleich schlafen, nur diese eine Frage.« Leo hielt inne. »Haben Sie heute Nacht irgendetwas gehört? Zwischen Mitternacht und eins? Ein Motorengeräusch? Lärm,
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