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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Ihnen, Fräulein Moll, das war sehr hilfreich.«
    Er hängte ein und nickte Friedrichs anerkennend zu. »Gute Arbeit.«
    Die Mordkommission hatte sich im Besprechungszimmer versammelt. Auf den Wandtafeln hatten sie sämtliche Personen verzeichnet, die in die Fälle verwickelt waren, ob als Zeugen, Verdächtige oder Opfer. Beweise waren mit grüner Kreide markiert, offene Fragen in Rot. Noch überwogen die rot markierten Stellen, doch Grün war auf dem Vormarsch. Die Aussage von Helga Moll war als letzter Punkt hinzugekommen.
    »Meine Herren, heute Abend können wir nichts mehr unternehmen«, erklärte Leo. »Aber jetzt haben wir endlich die Verbindung zwischen den beiden Mordopfern, und morgen geht es richtig los. Das Regina-Atelier ist die Schwachstelle, dort setzen wir an. Hellwig müssen wir wie ein rohes Ei behandeln, aber sobald wir etwas in der Hand haben, legen wir ihm Daumenschrauben an, große Politik hin oder her. Die wichtigste Person bleibt Johanna Gerber. Sie ist der Schlüssel zu allem, dessen bin ich mir sicher. Aber die Sache ist heikel, wir müssen äußerst behutsam vorgehen.«
    Robert Walther hob die Hand. »Werden wir die Erlaubnis erhalten, sie zu befragen?«
    Leo zuckte mit den Schultern. »Dr. Hartung hat gesehen, dass wir eine Reaktion bei ihr hervorgerufen haben. Das ist mehr, als er bisher geschafft hat. Es ist denkbar, dass man nun leichter zu ihr durchdringen kann. Ich hoffe, dass wir Dr. Hartung überzeugen können.«
    »Wie wollen wir vorgehen?«, erkundigte sich Sonnenschein, der bei Gerson und im Frisiersalon nichts Neues erfahren hatte.
    »Das hängt davon ab, was wir im Regina herausfinden«, sagte Leo. »Ich denke an eine Gegenüberstellung mit verschiedenen Personen. Johanna Gerber soll sich die Mitarbeiter des Ateliers anschauen. Ich möchte sehen, wie sie sich verhält.«
    Er hörte, wie sich Walther leise räusperte. Er hatte mit Widerspruch gerechnet und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ja?«
    »Das erlaubt Hartung nie und nimmer. Du hast doch gesehen, wie sehr er sie schützt.«
    Sonnenschein schaute von einem zum anderen, sagte aber nichts.
    »Ich glaube nicht, dass wir mit einer bloßen Befragung weiterkommen«, erwiderte Leo mit Nachdruck. »Wir müssensie aufrütteln. Sie muss sich dem stellen, was sie in diesen Zustand versetzt hat. Vielleicht kann man sie auf diese Weise zurückholen, aus ihrer Starre reißen …«
    Oder noch tiefer hineinstoßen, sagte eine warnende Stimme in seinem Inneren. Durfte er Johanna Gerber für seine Zwecke benutzen? Aber es waren nicht nur seine Zwecke, es konnte ihr vielleicht helfen, er könnte zwei Fliegen … nein, das klang makaber. Er schluckte die Worte hinunter und sah Walther an.
    »Wir müssen es riskieren. Ohne sie werden wir diesen Fall nicht aufklären.«
    August Gerber kam spät nach Hause. Er hatte noch eine politische Versammlung besucht und war äußerst schlechter Laune, da er nicht wusste, wohin mit seiner Unzufriedenheit. Die Kommunisten schwadronierten immer nur von Moskau, das ihm schnurzegal war, er lebte in Berlin. Er spielte mit dem Gedanken, selbst eine Gruppe zu gründen, die sich für die Belange der Arbeiter vor Ort einsetzte, der Menschen in der Cösliner und den anderen grauen Straßen des Wedding, für die sich seit 1923 wenig verbessert hatte. Viel weniger als für die Reichen jedenfalls. Klar kostete das Brot keine Milliarden mehr, aber am Monatsende blieb trotzdem nichts übrig.
    Er schloss mit hängendem Kopf die Tür auf und stöhnte, als ihm Windelgeruch entgegenschlug. Sosehr er seine Kinder liebte, sehnte er sich nach einer Wohnung, in der er eine Ecke für sich hatte, in der es nicht nach Windeln und Kohl roch, wenn er nach Hause kam.
    Martha kam aus der Küche. »Spät geworden.«
    »Mhm. Gibt’s Essen?« Er hängte die Jacke an den Haken.
    Sie trat beiseite, um ihn in die Küche zu lassen, stellte ihm Brot und Eintopf hin und setzte sich mit ihrem Nähzeug auf den Stuhl gegenüber. Er aß schweigend, während ihre Nadel mit gleichmäßigen Bewegungen durch den Strumpf fuhr und ein säuberliches Gittermuster zeichnete.
    »Heute war jemand von der Polizei da.«
    »Was?«, fragte er scharf und bereute es sofort, als er Marthas Blick sah. »Warum denn?«
    »Wegen Johanna. Er war nett, wollte nur die Adresse der Schneiderei haben. Ich hab sie ihm gegeben.« Martha sah ihn vorsichtig an, als wollte sie seine Zustimmung einholen.
    »Ja, ja«, sagte August zerstreut. »Schon gut.« Er löffelte

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