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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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ging zielstrebig zu der kleinen Werkstatt in der linken hinteren Ecke. Wegen des warmen Wetters stand die Tür weit offen, und er trat ein, wobei er sich ein wenig unter dem Türrahmen ducken musste.
    Eine ältere Frau blickte von der Maschine auf, als sie die Schritte hörte. Sie nahm den Fuß vom Pedal, die Maschine kam zum Stehen. »Ja, bitte? Was kann ich für Sie tun?«
    »Guten Abend. Sind Sie Frau Hunold? Gut, dass ich Sie noch antreffe.«
    Die Frau stand auf und trat hinter dem Tisch hervor. »Wenn man allein arbeitet, muss man sich ranhalten.« Sie zeigte auf mehrere Stapel Kleidung. »Das muss alles noch geändert werden bis morgen.«
    Er stellte sich vor und zeigte seine Dienstmarke. »Ich möchte mit Ihnen über Johanna Gerber sprechen.«
    Das rundliche Gesicht der Frau wirkte plötzlich verhärmt,sie wurde blass und stützte sich mit der Hand am Tisch ab. »Kriminalpolizei? Wegen Johanna? Was ist passiert?«
    »Sollen wir uns setzen?« Er zog einen Hocker aus einer Ecke, während sich die Frau schwer auf den Stuhl am Nähtisch fallen ließ. Sie fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. »Was ist mit Johanna?«
    Friedrichs räusperte sich. »Ich möchte Sie bitten, mir alles zu erzählen, was Sie über die junge Frau wissen. Es könnte dazu beitragen, Fräulein Gerber zu helfen.«
    »Augenblick.« Sie stand auf, ging an einen Schrank, nahm eine Schnapsflasche und ein kleines Glas heraus. Sie goss sich etwas ein und sah Friedrichs verständnissuchend an. »Tut mir leid, aber den brauche ich jetzt. Sie sind im Dienst, oder?«
    »Ja. Stärken Sie sich ruhig.«
    Sie stellte das Glas weg und setzte sich wieder. »Ein nettes Mädchen, fleißig und lieb. Sie hat bei einem Bekannten gelernt, der sie nicht übernehmen konnte, da hat sie bei mir angefangen. Eigentlich wollte ich ihr einen Gefallen tun, die Zeiten waren schlecht vor drei Jahren, aber sie hat sich so geschickt angestellt, dass ich froh war, sie zu haben. Meine andere Näherin ist oft krank. Sie hat’s an der Lunge. Feuchte Kellerwohnung.« Sie schien zu merken, dass sie abschweifte, und gab sich einen Ruck. »Johanna war ein bisschen verträumt. Manchmal musste ich sie aufrütteln, wenn sie in Gedanken versunken dasaß und Illustriertenfotos anstarrte.«
    »Was für Fotos?«
    Frau Hunold lächelte. »Sie hat immer diese Filmillustrierten mit den Schauspielern drin gekauft. Schöne Frauen, elegante Männer. Sie hat davon geträumt, beim Film zu arbeiten, Kostüme zu schneidern, sogar selbst vor der Kamera zu stehen. Was junge Frauen eben so träumen.«
    Friedrichs stenographierte mit, während Frau Hunold erzählte. Dann blickte er auf. »Hat sie nur davon geträumtoder tatsächlich einmal versucht, dort eine Stelle zu finden? Hat sie sich je woanders beworben?«
    Ein Anflug von Missbilligung huschte über Frau Hunolds Gesicht, verschwand aber wieder. »Ja. Dummes Kind, dafür fehlte es ihr an Erfahrung. Einmal kam sie morgens verweint zur Arbeit und wollte nicht raus mit der Sprache. Aber ich kann sehr hartnäckig sein. Hab so lange gefragt, bis sie es mir gesagt hat.«
    »Und?«
    »Sie war einfach zu einer Filmgesellschaft gegangen und hatte dort eine Bewerbung abgegeben. Sie hatte sich wochenlang nicht getraut und dann allen Mut zusammengenommen. Aber die haben ihr wohl gesagt, sie hätten keinen Bedarf.«
    Der Kriminalbeamte wurde hellhörig. »Hat sie gesagt, welche Filmgesellschaft das war?«
    Die Schneidermeisterin schüttelte den Kopf. »Ich wollte sie nicht ausfragen, sie war so traurig, das arme Ding.«
    »Was können Sie mir sonst noch sagen, Frau Hunold? Alles kann wichtig sein, jede Kleinigkeit. Hat sie über persönliche Dinge gesprochen, Familie, Freunde, Bekannte? Wurde sie mal von jemandem abgeholt?«
    Sie überlegte. »Man vergisst so viel, weil man nicht darauf achtet. Wenn es dann wichtig wird, kann man sich nicht erinnern.« Sie rieb sich die Nase und kniff die Augen zusammen. Dann blickte sie plötzlich auf. »Doch, da war mal was, nur eine Kleinigkeit. Johanna kam morgens zur Arbeit, und mir fiel auf, dass sie schöne Strümpfe anhatte. Seidenstrümpfe, so was hatte ich noch nie an ihr gesehen. Ich habe sie darauf angesprochen. Sie wurde ein bisschen rot und meinte, die hätte sie von einer Bekannten geschenkt bekommen. Natürlich hat mich das ein bisschen gewundert, ich hätte nicht gedacht, dass sie reiche Bekannte hat.«
    »Hat sie einen Namen erwähnt?«
    »Nein.«
    »Wann war das?«
    »Nicht lange nach der Geschichte

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