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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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mir vielleicht weiter. Dann bedanke ich mich einstweilen bei Ihnen, und wenn es Ihnen dienlich ist, können Sie dem Hotelbesitzer gern übermitteln, dass Sie mir, der Polizei also, eine große Hilfe waren.«
    Der Portier gewann wieder an Sicherheit. »Das mache ich. Das wird ihn darin bestärken, in mir einen ehrlichen Mann zu sehen.«
    Asmus nickte salutierend und verließ das Haus.

    Schon auf der Straße war Asmus davon überzeugt, dass der Dienstmann die kostbaren Franken für sich behalten und dafür Papiergeld abgeliefert hatte. Das wäre für jeden eine ausgezeichnete Gelegenheit gewesen, sich eine harte Währung zu verschaffen. Der Verdacht lag nahe, dass er auch der Mörder war. Aber was hätte er – in diesem Fall – in der Entenkoje zu suchen gehabt?
    Die Entenkoje konnte nur für die ehemaligen Interessenten Bedeutung haben, insbesondere für Petersen; für den Schützen, von dem immer noch nicht klar war, wer er war und warum er schoss; und für die Dosenliebhaber, die möglicherweise nur zur Information in der Koje gewesen waren und ihrerseits ihren Auftraggeber benachrichtigt hatten, dass es noch mehr Leute gab, die sich in der Koje herumtrieben. Und schließlich für Dücke, der inmitten dieses Ansturms von Besuchern zu Tode gekommen war.

    Als Asmus durch die Friedrichstraße auf dem Rückweg war, wurde er von einer Gruppe von Männern und Frauen aufgehalten, die einander untergehakt hatten und die volle Breite der Straße versperrten. Ein Demonstrationszug, wie sie sich in letzter Zeit häuften. Badegäste mit missmutigenGesichtern drückten sich an die Schaufenster, um nicht von der Kolonne überrollt zu werden.
    Der Anführer schwenkte ein großes, rotes Banner, in dessen Mitte sich eine Faust auf weißem Feld befand.
    Von Zeit zu Zeit ertönte der Schlachtenruf: »Nazi verrecke! Prolet, schlag zu!«
    Ob Sinkwitz von dieser Demonstration nichts gewusst hatte? Er bezeichnete sich selber als Kommunisten.
    Aber niemand schlug zu. Die Passanten äußerten sich nicht laut. »Müssen Sie die denn dulden?«, fragte einer Asmus etwas verzweifelt.
    »Tut mir leid, dass Sie sich belästigt fühlen. Diese Leute waren nicht angemeldet, deshalb wussten wir davon nichts. Außerdem wissen Sie sicher, dass die Kommunisten große Gewinne bei der Reichstagswahl verzeichnen konnten, wenn auch vielleicht auf Sylt nicht ganz so viel wie anderswo. Solange sie nicht gewalttätig werden, haben wir keinen Grund, gegen die Leute vorzugehen.«
    »Das ist auch eine Antwort«, schnaubte der Gast erzürnt, der seinem Äußeren nach zu den Begüterten gehörte und sicher eine bürgerliche Partei gewählt hatte.
    Die Männer hingegen waren in Arbeitskleidung, manche in schweren, lehmverschmierten Stiefeln. Vermutlich unter Unterstützung eines Wortführers vom Festland hauptsächlich Bauarbeiter vom Wattenmeer-Damm in Morsum. Und da diese sich glücklich schätzen durften, überhaupt Arbeit zu haben, würden sie wahrscheinlich schnell dahin zurückkehren.

    Dann waren sie vorbei, die Gäste und die Westerländer, mit ihnen Asmus, setzten sich in Bewegung, als sei nichts geschehen. Als er wieder in der Wache eintraf, wartete Jep schon ungeduldig auf ihn. Er habe viele Neuigkeiten, sagteer. Asmus winkte ihn mit einer Kopfbewegung in seinen Büroraum.
    »Sinkwitz ist noch nicht da«, teilte ihm Jep mit, ohne seine Lautstärke zu mindern. »Und Lorns würde gerne mithören, damit er auf dem Laufenden bleibt.«
    Bei offenbleibender Tür, damit sie sowohl den zurückkehrenden Hauptwachtmeister als auch jemanden hören konnten, der möglicherweise eine Anzeige vorzubringen hatte, versammelten sie sich zu dritt im kleinen Befragungsraum.
    »Was hast du erfahren?«, fragte Asmus, da er sicher war, dass Jep sachdienliche Informationen mitgebracht hatte, so stolz, wie er wirkte.
    »Lars war richtig erleichtert, als ich ihm das Milchpulver vor die Nase hielt. Den hättet ihr sehen sollen! An so eine Hilfe hatte er nicht im Traum gedacht.«
    Asmus lächelte. »Ja, gut.«
    »Ja, es kann dramatisch sein, wenn einer kein Geld für eine Ziege oder Ersatznahrung hat!«, verteidigte sich Jep. »Meine Frau hat noch vier Monate vor sich, und wir hoffen, dass sie stillen kann.«
    »Ach so«, sagte Asmus und verstand alles.
    Jep setzte sich zurecht. »Das Wichtigste also zuerst: Es handelt sich um eine Gesellschaft von Geldgebern vom Festland, die in Kampen eine Fabrik errichtet. Sie soll viel Geld haben.«
    »Also wirklich kein Hotel mit

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