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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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lassen.«
    »Stimmt. Sinkwitz will wohl nicht, dass wir erfahren, was er bei Schulz oder Müller zu tun hat. Mach’s gut, und halt die Ohren steif !«

    Die Fahrt der Schmalspurbahn zum Hafen Munkmarsch dauerte nur wenige Minuten. Die Dünen hatten ihre Lage seit dem Herbst, in dem Asmus noch auf seinem Boot gewohnt hatte, kaum verändert, weil sie zumeist bewachsen waren. Er freute sich, mal wieder zu seinem ersten Wohnort auf Sylt zurückzukehren. Ganz nebenher konnte er auch sein Boot inspizieren und den Sitz der Festmacher überprüfen. Seit einigen Wochen war die Franziska wieder im Wasser.
    Und seinen Freund Hans Christian, den Besitzer der Werft Bahnsen, würde er auch besuchen. Letztens hatte er etwas hinfällig gewirkt.
    Auf der Werft wurde gearbeitet, wie die Hammerschläge bewiesen, aber Bahnsen war nicht zu sehen. Asmus steuerte deshalb auf den Eingang des Fährhauses zu, neben dem wie üblich die Abfahrtszeiten der Fähre angegeben waren. Leider war der Aushang bereits ausgetauscht gegen die Zeiten der kommenden zwei Wochen.
    Mart, Betreiber des Fährhauses mit kleinem Ausschank und Hafenmeister in einer Person, befand sich in der Fahrkartenausgabe. Er ließ Asmus ein, kaum dass er die Uniform sah.
    »Moin, moin, Wachtmeister«, grüßte er verhalten, wie immer auf Vorwürfe, schwierige Fragen oder schlicht Komplikationen gefasst, die seinen Tagesablauf durcheinanderbringen würden.
    Asmus grinste, um Marts Nervosität zu zerstreuen. »Ich brauche nur die Abfahrtszeit der Freya vor etwa drei Wochen. Ich kann dir den Tag sagen.«
    » Frisia «, verbesserte Mart. »Die Freya lag in der Werft von Husum für eine größere Reparatur. Dass wir zeitweise nur eine Fähre hatten, hat den Fahrplan etwas durcheinandergebracht.«
    »Gut. Es war der Donnerstag in der letzten Aprilwoche.«
    Mart schlug ein schwarz eingebundenes Buch auf. »April, April, letzte Woche, Donnerstag«, murmelte er vor sich hin. »Hier hab ich die Frisia . Sie ist mit Verspätung abends halb sechs abgedampft. Die Verbindung am Morgen wurde gestrichen.«
    »Dann saß hier wahrscheinlich alles voll mit wartenden Fahrgästen?«
    »Nicht die Spur. Kein einziger. Wir waren ja vorbereitet. Im Reichsbahnhof, im Ostbahnhof und im Südbahnhof von Westerland hingen Anschläge über die geänderten Abfahrtszeiten aus, im Kurhaus auch, und die großen Hotels waren alle benachrichtigt. Die kleinen Logierhäuserschicken in diesen Fällen täglich ihren Laufburschen zum nächsten großen Hotel.«
    »Weißt du, ob der Schwarze Hahn die Information erhält?«
    »Selbstverständlich. Darauf legt sein Direktor Wert. Der ist vom Festland, aus Kopenhagen, glaube ich. Der Schwarze Hahn ist klein, aber fein. Der gehört zu unserer Benachrichtigungskette.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ihr so etwas habt«, sagte Asmus beeindruckt.
    »Erst seit dem Winter. Das hat sich jemand ausgedacht, für den die Bequemlichkeit der Gäste das Wichtigste ist«, verkündete Mart hochtrabend. »Für uns schließlich auch, wir wollen alle Badegäste zurückgewinnen, die vor dem Krieg kamen und weggeblieben sind, aber inzwischen wahrscheinlich auf Juist oder Norderney Sommerurlaub machen.«
    »Viel Aufwand. Glaubst du nicht, dass die Fährlinie eingestellt wird, sobald der Damm fertig ist?«
    »Wer weiß, wer weiß?«, fragte Mart unerschüttert und nicht im Geringsten eingeschüchtert. »Wir werben damit, dass die Gäste das Vergnügen haben, im plombierten Eisenbahnwaggon durch das Ausland, Dänemark also, zu dampfen, dann die offene See mit einem Raddampfer durchpflügen und sich schließlich wahlweise mit einer Schmalspurbahn oder einer Kutsche durch die Dünen nach Westerland bringen lassen können. Manche Erwachsenen betrachten das als den Beginn eines Urlaubsabenteuers und ihre Kinder sowieso.«
    »Meine Güte! Ihr werbt sogar!« Asmus wunderte sich über die wahrscheinlich eingelernte Anpreisung. Aber vielleicht war sie gar nicht so verkehrt, und jedenfalls folgte sie amerikanischen Gepflogenheiten, die sich allmählich auch in Deutschland durchsetzten.
    »Jawohl«, sagte Mart stolz.
    »Das war’s dann schon«, sagte Asmus freundlich.
    »Wirklich? Ich habe gar nichts begangen?«
    »Ich wüsste nichts. Du denn?«
    »Neiiin«, lehnte Mart so energisch ab, dass sich Asmus sofort der Verdacht aufdrängte, es gebe da etwas.
    Aber derzeit interessierte es Asmus nicht. Er hatte erfahren, was er wollte. Die Geschichte von Degenhardts eiliger Abfahrt stimmte nicht. Degenhardt

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