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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Vorwürfe machen, weil er zwei junge Leute der Gefahr aussetzte und selber in der sicheren Wache blieb?
    Ja, das würde man. Und falls etwas passierte, würde er sichselber als Erster anklagen. Unter diesen Umständen sollte er besser allein auf die Suche gehen  – mit Matthiesen im Hintergrund, der ab einer bestimmten Zeit einzugreifen hatte.
    All diese Gedanken führten dazu, dass er sich einen Augenblick auf Petersen konzentrierte. Der musste mit dem Vogelkundler gesprochen haben. Es würde wichtig sein, zu erfahren, worüber. Auch stand immer noch die Frage aus, wer Dückes Mutter weisgemacht hatte, Dücke sei von den Klippen gestürzt. Man sollte meinen, die Benachrichtigung über den vermeintlichen Unfall sei als dessen ehemaligen Vorgesetzten Petersens Aufgabe gewesen. Außerdem hatte Alwart Jensen so freimütig und auch erstaunt ihnen gegenüber die Falschmeldung korrigiert, dass er die Witwe ganz sicher nicht angelogen hatte. Zumal eher das Weglassen unangenehmer Dinge als das Lügen seine Gewohnheit zu sein schien. Und schließlich war noch immer offen, warum Sinkwitz so merklich zurückhaltend war, wenn es um die Vogelkoje ging. Übte Petersen möglicherweise Druck auf ihn aus?
    Ja, Petersen war in diesem Fragenkatalog ein wichtiger Bestandteil.
    Doch ein Schönwettergebiet hatte sich über Sylt ausgebreitet, mit herrlich sonnigem, warmem Wetter wie häufig im Mai. Früher, in Rostock, pflegte Asmus dann segeln zu gehen. Seine Franziska hatte nur noch wenig Wasser gezogen, nachdem Bahnsen sie im April gewartet hatte. Der hatte Fugen geteert und ein Want erneuert, und das waren alles in allem nicht viele Schäden an seinem alten Boot gewesen. Einen leisen Seufzer konnte Asmus sich nicht verkneifen, während hohe Dünen und niedriges Kraut an ihm vorbeizogen.
    Feddersen und seine Eidumer Koje mussten als Ersatz fürs Segeln herhalten – was Asmus gar nicht boshaft meinte.Der Koymann war schließlich eine so kenntnisreiche und angenehme Persönlichkeit gewesen, dass er ihn gerne aufsuchen würde, ganz gleich bei welchem Wetter. Im Übrigen war alles besser, als diesem sauertöpfischen, maulfaulen Geschäftsführer der Vogelkoje von Kampen gegenüberzusitzen, dem Asmus jedes Wort zwischen den Zähnen würde hervorziehen müssen.

    Am nächsten Morgen waren Asmus und Ose auf dem Motorrad zur Eidumer Koje unterwegs, die offen war und betreten werden konnte, weil keine Fangzeit war.
    Sie hatten sogar das Glück, Ingwert Feddersen anzutreffen. Die Axtschläge, mit denen er Altholz schlug, waren bis zum Eingang zu hören, und sie fanden ihn nicht weit davon entfernt, wo er das Holz zum Stapel aufschichtete. Der Hain war lichter und weniger wild als der der Kampener Koje.
    »Nanu, der Herr Nis Asmus«, sagte Feddersen und schien überhaupt nicht ungehalten, unterbrochen zu werden. »Und Sie sind?« Er richtete seinen Blick auf Ose.
    »Ich bin Ose. Tochter des Arztes Borg Godbersen aus Keitum.«
    »Ach, von Borg. Wie geht es ihm? Gut? Und dich habe ich vor zwanzig Jahren in der Wiege gesehen, Ose, erkenne dich aber nicht wieder. Schreibe es meinem greisen Alter zu. Willkommen in meiner Koje.«
    Asmus und Ose brachen in Lachen aus. Asmus fasste Ose bei der Hand. »Wir werden im Spätsommer heiraten.«
    »Glückwunsch, ihr beiden! Aber gewiss seid ihr aus einem anderen Grund hier, als eure Hochzeit zu verkünden. Wollt ihr die Koje besichtigen?«
    »Ja, gerne. Ich habe noch einige Fragen an den Fachmann Feddersen«, erklärte Asmus, »und Ose ist mitgekommen,weil sie von Enten sehr viel mehr als ich versteht. Sie kann die besseren Fragen stellen.«
    Ingwert nickte zu einem dicken Baumstamm am Rand des Kojenteiches hinüber. »Setzen wir uns dorthin. Das ist mein Lieblingsplatz außerhalb der Fangsaison. Stockenten haben wir hier immer, und die Kleinen sind gerade jetzt so putzig anzusehen. An leisen Besuchern stören sie sich zu dieser Jahreszeit nicht.«
    »Sie sind lernfähig?«, fragte Asmus.
    Ingwert machte es Freude, sein Wissen preiszugeben, und die gönnte er ihm von Herzen.
    »Oh, ja. Enten sind nicht blöde. Vögel insgesamt nicht. Habt ihr schon mal Hühner gehalten und gesehen, wie klug sie sich auf der befahrenen Straße verhalten? Oder Rotkehlchen beobachtet, wenn ihr ein Beet umgrabt? Rotkehlchen werden so zutraulich, dass man fast darauf achten muss, nicht über sie zu stolpern.«
    »Ja, ich weiß es«, stimmte Ose zu. »Nis hat eher mit Möwen zu tun.«
    »Die klauen schon mal, wenn ich im Cockpit

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