Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
interessierte sich in keiner Weise für philosophische Fragen und auch nicht für die eher abstrakten Naturwissenschaften, mit denen sich der Herzog dem Vernehmen nach beschäftigte.
    »Schön«, befand Herzog Alois mit einem Lächeln, lehnte sich auf seinem Sitz zurück und streckte die langen Beine aus. »Jetzt können wir uns in aller Ruhe miteinander unterhalten.«
    Pitt schluckte. Er wusste nicht, wie er mit diesem Albtraum umgehen sollte, den er nicht vorhergesehen hatte. Er überlegte, mit welcher Ausrede er sich dem am ehesten entziehen könnte.
    »Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass Sie nach Dover kommen würden«, fuhr der Herzog fort. »Wegen Staum hätten Sie allerdings keinen so großen Aufwand zu treiben brauchen«, fuhr er fort. »Er ist zwar ein widerlicher Schweinekerl, arbeitet aber für uns, wie auch Reibnitz. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns von Zeit zu Zeit dieser fragwürdigen Gestalten zu bedienen. Ich nehme an, dass auch Sie solche Leute haben.«
    »Wie b..bitte, Sir?«, stotterte Pitt.
    Der junge Herzog machte ein belustigtes Gesicht und strahlte eine Freude aus, die ihn weit entspannter, weniger gelehrt und eher wie jemanden aussehen ließ, der eine Ferienreise unternahm. War es denkbar, dass er die Situation genoss? Dachte er denn gar nicht an die Gefahr, an Blut, Schmerzen oder gar Tod?
    Pitt holte tief Luft und versuchte, gemessen und höflich zu antworten. Auch wenn der Mann unübersehbar wirklichkeitsfremd war – und die Habsburger hatten weiß Gott mehr Dummköpfe in die Welt gesetzt, als ihnen von Rechts wegen zustand –, so war er doch immer noch ein Herzog von Geblüt.
    »Hoheit, wir können es uns nicht erlauben, die Drohungen auf die leichte Schulter zu nehmen«, setzte er an.
    »Das tue ich auch nicht«, versicherte ihm sein Gegenüber. »Mir ist durchaus bewusst, dass die Sache ernst ist. Gerade deshalb sollten wir unsere Unterhaltung sofort führen, für den Fall, dass sie unterbrochen wird.«
    »Hoheit …«, setzte Pitt an.
    Der Herzog hob die Hand. »Bitte unterbrechen Sie mich nicht«, forderte er ihn auf. »Immerhin ist dieses Gespräch der eigentliche Zweck meiner Reise.« Als er Pitts Verblüffung erkannte, huschte ein kurzes Lächeln über sein Gesicht und verschwand gleich wieder. »Sie finden das unverständlich? Gut. Das bedeutet, dass ich zumindest im Augenblick mit meiner Mission Erfolg habe.«
    Pitt biss die Zähne zusammen. Das wurde ja immer schlimmer.
    Der Herzog beugte sich vor. Sein Gesicht war vollkommen ernst. »Sie haben einen Verräter in Ihrer Regierung, lieber Pitt. Genauer gesagt, im Außenministerium. Ich teile Ihnen gern alle Einzelheiten mit, über die ich informiert bin, und ich versichere Ihnen, dass es eine ganze Menge sind.«
    Pitt schluckte. Er wusste nicht, was er denken sollte, wollte aber auf keinen Fall, dass der Herzog das merkte.
    »Warum haben Sie die Reise unternommen, Sir?«, fragte er und hoffte, dass seine Worte nach höflichem Interesse klangen.
    »Weil ich eine tragfähige Beziehung zum britischen Staatsschutz knüpfen möchte. Ich denke, dass sich der bewusste Herr zum Vorteil unserer beiden Länder als Doppelagent einsetzen ließe.«
    Ein schrecklicher Verdacht kam Pitt. Aufmerksam musterte er den Herzog und begriff mit einem Mal, dass der Mann von einer beträchtlichen Intelligenz war, die er äußerst erfolgreich zu verbergen verstand. Pitt holte tief Luft und stürzte sich ins kalte Wasser. »Vermutlich sprechen Sie von Lord Tregarron?« Sein Herz pochte so heftig, dass er zu ersticken fürchtete.
    Langsam legte sich ein betrübtes Lächeln auf die Züge des Herzogs, wie bei einem Kind, dem man die Freude an einem Spiel verdorben hatte. Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Und ich hatte gedacht, ich hätte etwas in der Hand, was ich Ihnen zum Tausch anbieten könnte. Da habe ich wohl ins Leere gegriffen?«
    Weitere wilde Gedanken schossen Pitt durch den Kopf. »Nicht unbedingt«, gab er zurück. »Ich bin ihm erst vor Kurzem auf die Schliche gekommen. Vermutlich besteht da ein Zusammenhang mit seinem Vater und Serafina Montserrat. Jedenfalls dürfte es am Anfang so gewesen sein?«
    »So ist es. Das war aber lange vor meiner Zeit und, genau genommen, sogar vor der meines Vorgängers«, gab der Herzog zurück.
    »Ihres Vorgängers?«, fragte Pitt.
    »So, wie Victor Narraway der Ihre war«, klärte ihn der Herzog auf. »Der Unterschied zwischen Ihrer und meiner Stellung besteht lediglich darin, dass ich es

Weitere Kostenlose Bücher