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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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entfernte sich.
    Noch fünfzig Schritt bis zum Bahnhof. Herzog Alois und seine Männer stiegen aus. Der Bürgermeister führte sie ins Empfangsgebäude. Nach einem letzten prüfenden Blick in die Runde, bei dem sich nichts Verdächtiges erkennen ließ, folgten Pitt und Stoker ihnen.
    Auf dem Bahnhof herrschte geschäftiges Treiben. Ein Gepäckträger schob einen Karren voller großer Koffer und Kisten vorüber, dessen Räder laut über den leicht unebenen Bahnsteig holperten. Wenige Schritte weiter stritten sich die Mitglieder einer Familie, während Kinder fröhlich auf und ab hüpften. Ein kleiner Junge quengelte. Ein Mann winkte und rief einen Gruß. Ein halbes Dutzend Waggontüren eines abfahrbereiten Zugs wurde zugeschlagen.
    Pitt und Stoker folgten der Gruppe und erreichten den Zug, vor dem sich der Bürgermeister daran machte, Herzog Alois zu verabschieden. Dessen Begleiter schienen den Bahnsteig aufmerksam mit Blicken in alle Richtungen abzusuchen.
    Als Pitt näher trat, sah er, dass einer von ihnen die Hand unter dem Jackett verborgen hielt. Offensichtlich ruhte sie auf dem Griff seines Revolvers. Pitt blieb stehen und sah dem Mann ins Gesicht.
    »Commander Pitt vom Staatsschutz«, stellte er sich vor. »Ich zeige Ihnen gern meinen Ausweis.«
    Bevor der Mann antworten konnte, wandte sich der Herzog vom Bürgermeister ab und trat lächelnd auf Pitt zu. Seine Gesichtszüge waren zwar angenehm, doch so ausgeprägt asketisch, dass man ihn nicht unbedingt als gut aussehend bezeichnen konnte. Mit einem Ausdruck leichter Belustigung hielt er ihm die Hand hin. »Wie freundlich von Ihnen, eigens herzukommen«, sagte er munter. »Ich bin zwar sicher, dass das überflüssig war, aber es ist eine ausgesprochen freundliche Geste.« Er sprach Englisch ohne den geringsten Akzent.
    Die Hand, die ihm Pitt hinhielt, wurde überraschend kräftig gedrückt.
    »Wie geht es Ihnen, Hoheit?«, gab er zurück. »Auch wenn es unter Umständen tatsächlich unnötig war, könnte es trotzdem ein guter Gedanke sein einzusteigen, sofern es Ihnen recht ist.«
    »Unbedingt. Ziemlich kalt hier draußen. Immer schrecklich zugig, solche Bahnsteige. Finden Sie nicht auch?« Rasch wandte sich der Herzog dem Bürgermeister zu, winkte zum Abschied und verschwand in dem Waggon Erster Klasse. Pitt folgte ihm auf dem Fuße.
    Herzog Alois musterte das Abteil billigend. »Wirklich sehr behaglich«, sagte er befriedigt. »Viel Platz.« Er sah zu seinen Leuten, die auf seine Anweisungen warteten. »Sie können tun, was Ihnen beliebt, meine Herren – aus dem Fenster schauen, Türen im Auge behalten, was auch immer. Und für den Commander eine Tasse Tee.« Er sah Pitt an. »Sie möchten doch sicher welchen?« Zwar hatte er das als Frage formuliert, doch zeigte der feste Blick seiner leuchtend blauen Augen, dass sich dahinter eine unmissverständliche Anweisung verbarg.
    »Ich würde mich lieber in den anderen Abteilen des Waggons umsehen, Sir, wenn es Ihnen recht ist«, sagte Pitt.
    Der Herzog lachte. »Großer Gott, Mann, das können Sie doch Ihren Kollegen tun lassen.« Er wies auf Stoker. »Ich bin sicher, dass er das bestens erledigen wird. Wenn Sie nur ihn mitgebracht haben, können Sie unmöglich der Ansicht sein, dass es Grund zur Sorge gibt.«
    »Es sind noch mehr da«, teilte ihm Pitt mit.
    »Umso besser. Dann können wir auf jeden Fall eine Tasse Tee trinken und alles andere denen überlassen. Kommen Sie.« Er öffnete die Tür zum Nebenabteil, und Pitt blieb nichts anderes übrig, als der Aufforderung Folge zu leisten, wenn er nicht eine offene Ablehnung riskieren wollte, mit der er letzten Endes nur seiner eigenen Autorität geschadet hätte.
    Der Herzog schloss die Tür, nahm auf einem der äußerst bequemen Sitze Platz, schlug die Beine übereinander und bedeutete Pitt mit einer Handbewegung, sich ihm gegenüber zu setzen. Das sah nach einer langen und ausgesprochen langweiligen Fahrt aus. Narraway hätte sich sicher auf die Art von Konversation verstanden, mit der man einen österreichischen Herzog unterhalten konnte, doch bei Pitt war das ganz entschieden nicht der Fall. Zwischen ihm und dem Besucher gab es vermutlich nicht die geringste Gemeinsamkeit. Er war fest davon überzeugt, dass sich alles, was er, der Sohn eines Wildhüters auf dem Gut eines Landadligen in einer der an London grenzenden Grafschaften, in seiner Kindheit erlebt hatte, grundlegend von den Jugendtagen des Herzogs in österreichischen Schlössern unterschied.
    Er

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