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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bevor er antwortete. Das Feuer war niedergebrannt, und er legte mit einer schön gearbeiteten Messingzange Kohlen nach.
    »Was Geheimnisse mit politischen Folgen angeht, habe ich da meine Zweifel«, sagte er schließlich. »Aber sofern sie etwas über einen Verrat an Personen weiß – derlei Dinge bleiben lange in der Erinnerung lebendig. Zwar dürften, wie du schon gesagt hast, die meisten davon betroffenen Personen tot sein, ganz davon abgesehen, dass uns hier in England all das so gut wie nichts angeht, doch will ich mich unauffällig umhören, und sei es nur, um dir die beruhigende Mitteilung machen zu können, dass es niemanden gibt, dessen Leben sie in Gefahr bringen könnte.«
    Sie lächelte und nickte ihm dankbar zu. »Auf jeden Fall ist es ein Anfang und unter Umständen tatsächlich alles, was wir tun können.«
    »Fürchtet sie um ihre eigene Sicherheit?«, erkundigte er sich.
    Die Frage verblüffte sie. »Nein, ich glaube nicht. Offenbar macht sie sich Sorgen, dass sie unabsichtlich an anderen Verrat üben könnte, weil sie nicht immer eindeutig weiß, mit wem sie gerade spricht.«
    Er sah sie über den Couchtisch und das darauf stehende Tablett hinweg an. Der Schein des Kaminfeuers brach sich im Glas der Weinflasche, die in ihrem Korb ruhte.
    »Bist du sicher?«
    Ihre Augen weiteten sich. »Nicht unbedingt«, sagte sie ganz leise. »Ich hatte es angenommen, aber vielleicht hast du recht, und sie fürchtet in Wahrheit, jemand könne versuchen, sie zum Schweigen zu bringen, und sei es um den Preis ihres Lebens. Doch was könnte sie wissen, was nach all diesen Jahren noch so wichtig wäre?«
    »Das vermag ich nicht zu sagen«, räumte er ein und nahm seinerseits eine Scheibe Toast. »Vielleicht nichts. Auf jeden Fall stellst du mir mit dieser Frage eine lohnende Aufgabe. Ich melde mich, sobald ich mehr in Erfahrung gebracht habe, als du bereits weißt.«
    »Danke, Victor. Ich bin dir wirklich außerordentlich verbunden.«
    Er lächelte. »Heute Abend kann ich nichts tun. Trink noch etwas, und lass uns die Pastete aufessen.«
    Am nächsten Morgen machte sich Narraway auf die Suche, um festzustellen, ob er etwas herausfinden konnte, was mit Serafina Montserrat zusammenhing. Früher hätte er dabei auf die Unterlagen des Staatsschutzes zugreifen oder – noch einfacher – seinen Vorgänger im Amt fragen können, woran sich dieser erinnerte. Jetzt aber hatte er weder Zugriff auf Akten, noch war er irgendjemandem gegenüber weisungsbefugt. Außerdem hatte er – was vielleicht noch wichtiger war – keine Möglichkeit zu verlangen, dass Gesprächspartner etwas, was er ihnen sagte, als vertraulich behandelten.
    Er hätte zu Pitt gehen können, aber der hatte mit seiner neuen Aufgabe selbst genug zu tun. Ganz davon abgesehen würde der nichts wissen, das ihn weiterbringen konnte, denn dafür war er viel zu jung. Als die Ereignisse stattgefunden hatten, an denen Serafina mehr oder minder beteiligt gewesen sein musste, war er noch ein Kind gewesen.
    Als Erstes machte Narraway sich daran, ohne zu zeigen, worauf er hinauswollte, die ältesten Mitglieder seines Klubs am Strand zu befragen, erfuhr dort aber nichts. Auch sein nächster Versuch blieb ergebnislos.
    Um die Mitte des Nachmittags hatte er alle ihm zugänglichen Möglichkeiten erschöpft, deren Zahl ohnehin gering war. Da er kein Aufsehen erregen wollte, hatte er ganz allgemein gefragt, sich lediglich nach Orten und Zeiten erkundigt, ohne Namen zu nennen. Er hatte aus den Antworten durchaus dies und jenes Aufschlussreiche erfahren – Erinnerungen an ein Jahr, in dem für kurze Zeit eine Hoffnung auf Freiheit aufgeflammt war, die sich nach wie vor nicht erfüllt hatte. Dabei war hier und da Vespasias Name gefallen, aber nicht der Serafinas. Sofern diese Frau tatsächlich etwas wusste, was für andere gefährlich sein oder sie in Verlegenheit bringen konnte, hatte sie das mit bemerkenswerter Zurückhaltung für sich behalten.
    Am Spätnachmittag, es wurde schon dunkel und deutlich kälter, gelangte er allmählich zu der Überzeugung, dass die Vergangenheit in Serafinas Vorstellung weit lebendiger und abwechslungsreicher sein musste, als sie in Wirklichkeit gewesen war. Während er mit raschem Schritt den Russell Square überquerte, wo an den kahlen Bäumen der Regen hinablief, kam er zu dem Ergebnis, dass er einen direkteren Weg wählen und offen würde nachfragen müssen, wenn er etwas erreichen wollte.
    Am nächsten Tag rief er Lord Tregarron im

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