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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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befürchtet hatte, bereits eingetreten, oder die Gefahr war vorüber, und sie war allem irdischen Erfolg oder Versagen entzogen. Vespasia sah sie an und erkannte nur die Hülle – der Geist war dahin.
    Was hatte sie geglaubt, erfahren zu können? Was auch immer geschehen war, musste auf andere Weise entdeckt werden. Sie wandte sich ab und verließ den Raum, um Nerissa zu danken und ihr erneut ihr tiefes Beileid auszusprechen. Dann nahm sie eilends ihren Umhang an sich, trat aus dem Haus, stieg in ihre Kutsche und ließ den Kutscher wissen, wohin er fahren sollte. Sie war fest entschlossen, Thomas Pitt aufzusuchen.
    Sie brauchte nicht lange vor seinem Büro in Lisson Grove zu warten. Sein Mitarbeiter Stoker wusste, wer sie war, und erklärte, er sei sicher, dass Pitt sie empfangen wolle.
    »Tante Vespasia?«, sagte dieser mit Beunruhigung in der Stimme. Er erhob sich von seinem Stuhl und trat zu ihr, als sie die Tür hinter sich schloss. Ein flüchtiger Blick auf die Bilder an den Wänden und die Bücher zeigten ihr den Unterschied zu der Zeit, als dies Narraways Reich gewesen war. Sie setzte sich Pitt gegenüber und sah ihn an.
    »Guten Tag, Thomas. Danke, dass du mich sogleich empfangen konntest. Ich wollte vorhin einen Besuch bei Serafina Montserrat machen und musste zu meiner Bestürzung feststellen, dass sie irgendwann in der vergangenen Nacht unerwartet gestorben ist.«
    »Das tut mir leid«, sagte er. »Ich weiß, dass du sie gut gekannt hast.«
    »Danke. Sie war eine bemerkenswerte Frau – bemerkenswerter, als ich angenommen hatte. Aber nicht der Verlust einer Freundin macht mir Sorge, denn wir haben einander nicht besonders nahegestanden. Bei meinem letzten Besuch vor einigen Tagen hat sie mir ihre Befürchtung anvertraut, das Nachlassen ihrer geistigen Fähigkeiten könne sie dazu veranlassen, in Erinnerungen zu versinken und zu vergessen, wo sie ist und mit wem sie gerade spricht. Ich würde so weit gehen zu sagen, dass ihr dieser Gedanke entsetzliche Angst bereitet hat. Bei alten Leuten ist das nicht unbedingt etwas Besonderes«, sagte sie mit einem leicht betrübten Lächeln. »In ihrem Fall, davon war sie nicht abzubringen, war das aber gefährlich. Sie kannte so manches Geheimnis, weil sie vor langer Zeit in Österreich-Ungarn an revolutionären Bewegungen beteiligt war, und sie fürchtete, sie könne für diesen oder jenen Menschen nach wie vor eine Gefahr bedeuten.« Sie merkte, dass er mit einem Mal hellhörig zu werden schien.
    »Ich nahm zwar an, dass sie die Dinge vielleicht etwas übertrieben sah«, fuhr sie fort, »habe aber vorsichtshalber Victor Narraway gefragt, ob auf Wahrheit beruhen könne, was sie sagte. Er ist der Sache nachgegangen. Anfangs sah es ganz so aus, als erliege sie Täuschungen, aber nach gründlicherer Beschäftigung mit der Sache ist er zu dem Ergebnis gekommen, dass sie ihre eigene Rolle damals unter Umständen sogar eher zu bescheiden dargestellt hat.«
    »Wie lange liegen diese Dinge zurück?«, fragte er.
    »Vielleicht ein halbes Menschenleben. Aber sie war der Ansicht, dass ihr Wissen Personen schaden könnte, von denen einige noch leben, oder solchen, die ihre Angehörigen gern vor derlei bewahren würden. Namen kann ich dir nicht nennen, denn ich weiß keine, aber sie hatte unübersehbar entsetzliche Angst, Thomas.«
    Er sah verwirrt drein. »Angst, unbeabsichtigt jemanden verraten zu können – jetzt noch, nach so langer Zeit? Hat sie auch gesagt, um wen es sich dabei handeln könnte?«
    »Nein. Sie war mir gegenüber sehr zurückhaltend. Ich denke, weil sie keine Namen genannt hat, hatte ich angenommen, es könne sich um bloße Hirngespinste handeln. Aber Victor hat erklärt, ihre Rolle sei weit bedeutender gewesen, als sie mir gesagt hat. Ich war auch nicht ganz sicher, ob ihre Angst bezüglich ihres Geisteszustands begründet war oder nicht, denn wenn ich mit ihr allein war, schien sie bei ebenso klarem Verstand zu sein wie du oder ich. Doch sobald jemand ins Zimmer kam, hätte man glauben können, sie sei schwachsinnig und wisse nicht einmal mehr, wo sie sich befand.«
    »Wovor hatte sie denn am meisten Angst? Sag mir doch bitte genau, worauf du hinauswillst.«
    Sie holte tief Luft, wobei sie merkte, dass sie ein wenig zitterte, und stieß sie seufzend wieder aus. Es fiel ihr schwer, Pitt eine vernünftige Antwort auf seine Frage zu geben, aber sie versuchte es. Denn deshalb war sie schließlich hergekommen. »Ich nehme an, vor der Möglichkeit, jemand könne

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