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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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seinerzeit in Leipheim in Empfang genommen, und mich hier in München einige Male verhört hatte. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, trat er vor den Richtertisch, schnarrte geschäftsmäßig seine Personalien herunter, und noch ehe der Richter ihn fragen konnte, fing er an:
    »Ich arbeite im Dezernat für Kapitalverbrechen und bekam eines Tages aus Davos eine Anfrage nach Stefan Roeder, der angeblich in einen sehr merkwürdigen Unfall verwickelt sein sollte. Die Darstellung meiner Kollegen in Davos erschien mir, na, sagen wir, unpräzise und nicht sehr gründlich, weshalb ich hinfuhr, um mich an Ort und Stelle umzusehen. Was ich dann dort feststellte, erschien mir höchst verdächtig. Vor allem konnte ich einfach nicht daran glauben, daß ein Mensch einfach aus der Türe fällt und sich dabei das Genick bricht. Dazu noch der mysteriöse Fund der Waffe, an der Fingerabdrücke gefunden worden waren, die man nicht identifizieren konnte, die man aber mit dem Unfall in Zusammenhang brachte. Durch die Aussagen des Portiers kam mir der Verdacht, die Pistole könne, oder besser, müsse Stefan Roeder gehören und die Fingerabdrücke darauf müßten von ihm stammen.«
    »Was haben Sie daraufhin unternommen? Bis dahin waren das doch nur Vermutungen.«
    »Ja, nur Vermutungen. Ich kehrte nach München zurück und wollte mir diesen Herrn Roeder einmal persönlich anschauen, aber da war er gerade nach Stuttgart weggezogen. Also fuhr ich nach Stuttgart, in erster Linie, um Gewissheit über die Fingerabdrücke auf der Pistole zu erhalten. Mein Plan gelang, ich arbeitete mit einem Kollegen aus Stuttgart zusammen, der...«
    Der Richter winkte ab.
    »Das hat uns vorher Kriminalassistent Merker erklärt. Schritten Sie daraufhin sofort zur Festnahme des Angeklagten?«
    »Nein, noch nicht. Erst jetzt interessierten wir uns in München für den Nachlaß des Carl Weynert. Da Weynert keine Angehörigen mehr besaß, fanden wir seine Sachen vollzählig im Hause vor. Bei einer Prüfung entdeckten wir eine Adresse und eine Telefonnummer, die uns bekannt vorkam: es war die von Stefan Roeder. Und schließlich fanden wir anhand von Briefen und Fotos heraus, daß Weynert ein Verhältnis mit Frau Hilda Roeder, der Ehefrau des Angeklagten, gehabt hatte. Die Unterlagen wurden dem Gericht übergeben. Und damit bestand für uns dringender Tatverdacht. Es lag auf der Hand, daß es sich um keinen Unfall, sondern um einen Mord handeln mußte.«
    Und da hatte ich mich die ganze Zeit über in Sicherheit gewiegt! Aber noch war nichts verloren, noch würde die großartige Theorie, auf die mein Verteidiger verfallen war, in allen Punkten aufrecht erhalten werden können.
    Die Verhandlung wurde für heute abgebrochen.
    Am späten Abend saß ich wieder in meiner Zelle und hatte Zeit, über das Ergebnis dieses aufregenden ersten Verhandlungstages nachzudenken. Mir schien, daß meine Position nicht schlecht sei. Vor allem redete ich mir immer wieder ein: ob sie es glauben oder nicht — nachweisen konnten sie mir nichts. Und hieß es nicht »im Zweifelsfalle für den Angeklagten«?

    Am nächsten Morgen wurde ich schon halb acht Uhr abgeholt, die Verhandlung begann jedoch erst um neun. Ich hatte keine Gelegenheit, vorher mit Dr. Herrmann zu sprechen, oder er selbst hielt es für besser, mich nicht zu besuchen.
    Als ich den Sitzungssaal betrat, begrüßte er mich kurz.
    »Alles in Ordnung«, sagte er. »Halten Sie nur die Ohren steif.«
    Ich nahm das für ein gutes Zeichen, anscheinend machte er sich keine Sorgen. Ich machte mir welche. Ich fand nämlich, daß zuviel von Hilda gesprochen worden war. Zuviel wurde meine glückliche Ehe betont. Und zuviel von dem Verhältnis Hildas mit Carl Weynert. War denn niemand so klug, jetzt auch noch auf den Gedanken zu kommen, ich könnte auch Hilda ermordet haben, eben weil sie mich mit Carl Weynert betrogen hatte?
    Endlich begann die Verhandlung. Ein Sachverständiger aus Wiesbaden hielt einen langen Vortrag über Fingerabdrücke, und anschließend wurde ein Gerichtsmediziner aus München aufgerufen. Er sagte aus, die Leiche Carl Weynerts sei obduziert worden, der Tod sei durch Genickbruch eingetreten. Der Richter fragte ihn:
    »Konnte festgestellt werden, daß der Tod einwandfrei durch den Sturz vom vierten Stockwerk auf einen Haufen Ziegelsteine eingetreten ist?«
    »Das konnte nicht genau festgestellt werden. Nachweisbar war nur der Tod, der sofortige Tod durch Genickbruch.«
    »Wäre es demnach auch denkbar, daß das

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