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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Stiefelriemen und salutierten voreinander wie Legionäre. Dann machten wir uns, Seite an Seite, auf den Weg. Hinter uns in sicherem Abstand folgte Helena im Tragestuhl ihrer Tante, der Maia nach Hause bringen sollte, wenn der Austausch klappte. Meine Rolle bestand darin, zu beobachten, was geschah – und eine Möglichkeit zu finden, Petronius direkt nach dem Austausch zu retten.
    Wir schritten gleichmäßig aus, Schulter an Schulter, achteten kaum darauf, ob wir verfolgt oder beobachtet wurden. Wir wussten, dass die Männer des Statthalters uns beschatten würden, und rechneten damit, auch von der Bande beobachtet zu werden. Wir schlugen ein Tempo an, das Boten Zeit gab, uns anzusprechen. Das passierte gleich, nachdem wir links auf den Decumanus eingebogen waren, auf dem Weg zur Brücke über den Wasserlauf.
    Diesmal war es der Hundemann, der uns den Weg versperrte. Zusammen mit seinem Rudel dürrer, räudiger Köter, die um seine Beine wuselten, war er nicht zu verkennen. »Ist einer von euch Petronius?«
    Wir blieben stehen, und Petro bestätigte seinen Namen höflich.
    »Dann hört zu.« Seine langnasigen Hunde schnüffelten an uns, sabberten auf unsere Tuniken und Stiefelriemen. »Ich soll euch Folgendes ausrichten: ›Der Treffpunkt ist geändert worden. Geht zum Goldenen Regen.‹ Ergibt das für euch einen Sinn?«
    »O ja.« Petronius war fast fröhlich. Er hatte mit mir gewettet, dass das erste Stelldichein eine Täuschung war. Zum Glück hatte ich nichts dagegen gesetzt, also hatte ich auch kein Geld verloren. Es stand genug auf dem Spiel.
    Der Statthalter und seine Männer würden vor »Cäsars Thermen« herumsitzen und versuchen, sich hinter Pollern und Trögen zu verstecken. Petronius war gezwungen, auf ihre Unterstützung zu verzichten und sich an einem anderen Ort mit dem zu erwartenden Ärger herumzuschlagen.
    In zwei zackigen Zügen führten wir eine Infantriekehrtwendung aus. Jeder, der uns beobachtete, hätte von unserer präzisen Marschordnung beeindruckt sein müssen. Statt nach Nordwesten marschierten wir jetzt nach Südosten. Wir gingen an dem Tragestuhl vorbei, scherten davor nach rechts und links aus und nickten Helena höflich zu, die ängstlich zu uns herausschaute.
    »Neuer Treffpunkt. Keine Bange. Wir hatten damit gerechnet.« Dann kamen wir an einem besorgten Burschen vorbei, dem Beschatter des Statthalters, der sich in einem Türeingang unsichtbar zu machen versuchte, während er voller Panik unsere Planänderung beobachtete.
    »Der ›Goldene Regen‹ ist als Nächstes dran!«, verkündete Petronius laut, hoffte, der Mann würde kapieren, dass wir uns nicht wegen eines vergessenen Halstuchs zurück auf den Heimweg gemacht hatten: Jemand sollte den Statthalter darüber informieren, dass die Dinge komplizierter waren, als er gehofft hatte. Es könnte noch mehrere Umleitungen geben.
    Wir erreichten die schmale Seitenstraße, an der wir abbiegen mussten, und dann allzu schnell den Eingang zu der dreckigen Gasse, die zur Schenke führte. Sie war unbeleuchtet und lag still da. Auf halber Strecke konnten wir den »Goldenen Regen« erkennen, die Tür umrandet von schwachem Lampenlicht. Beobachtend blieben wir stehen. Nichts bewegte sich.
    Jetzt befanden wir uns in einer Lage, die wir beide fürchteten: Am einen Ende einer verlassenen Gasse festzusitzen, während es rasch dunkler wurde, in der sicheren Gewissheit, dass jemand uns dort hinten auflauerte, uns überraschen und töten wollte. Es war ein Hinterhalt. Musste einer sein. Ist es in solchen Situationen immer.

LII
     
     
     
    Es war ein stiller Abend mit einer durchgängigen Wolkendecke. Und es war kühl. Der Sturm hatte die Schwüle vertrieben, doch man konnte immer noch ohne Mantel draußen sein und sich wohl fühlen. Allerdings machte sich Feuchtigkeit breit. Nebel vom nahe gelegenen Fluss und aus den Marschen legte sich klebrig auf unsere Haut und das Haar. In Britannien ändert sich im späten August der Einbruch der Nacht mit dem Wetter. Wäre es ein Sonnentag gewesen, hätten wir immer noch genug Helligkeit gehabt. Aber der Regen war nicht fern. In dem schmalen Eingang spähten wir durch das trübe Licht auf Schatten, die allen möglichen Ärger verheißen konnten.
    Petronius saugte an seinen Zähnen und fluchte. »Klassisch!«
    Das Sträßchen sah wie eine Sackgasse aus. Ich konnte mich nicht erinnern. Ich war aus einer Richtung gekommen und in dieselbe zurückgegangen. »Ich bin nervös.«
    »Ich auch.«
    »Du musst

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