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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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der Routineablauf umgestoßen werden. Der Tageskalender wurde umorganisiert: Treffen, die seit Wochen vereinbart waren, wurden abgesagt oder hastig verschoben. Botenreiter und Melder hatten sich bereitzuhalten. Eintreffende Boten wurden in einen Seitenraum geführt und kurz angewiesen, wegen der ganzen Aufregung dort zu warten. Örtliche Offiziere und Beamte wurden eilig herbeizitiert, hineingeführt, worauf sie doppelt so schnell wieder verschwanden und dabei meistens aussahen, als seien sie bei etwas erwischt worden.
    Niemand erklärte, was vorging. Es war ein Geheimnis der höchsten Stufe, mit dreifachem Wachssiegel.
    Ich selbst wurde nicht hineingerufen. Das war mir recht. Und ich verstand es: Der Statthalter versuchte, den König zu beschwichtigen, bevor er zugab, wie wenige Fortschritte wir gemacht hatten.
    Als der Nachmittag in den Abend überging, tauchte Flavius Hilaris kurz auf.
    »Wie läuft es?«
    Er lächelte gequält. »Könnte schlimmer sein.«
    »Könnte auch besser sein?«
    Er nickte, sah müde aus. »Frontinus und ich speisen heute Abend ganz privat mit dem König. Aus Respekt für seine Trauer.« Und um ihn weiterhin von der Außenwelt abzuschneiden, zweifellos. »Er hat die Leiche gesehen …« Mir war nicht aufgefallen, dass ein Besuch beim Beerdigungsunternehmer erfolgt war. Ich fragte mich, ob man die Leiche hergebracht hatte. »Der Statthalter hat zugestimmt, dass morgen eine Einäscherung stattfindet, unter den gegebenen Umständen sehr diskret. Ich werde teilnehmen, als Freund und Nachbar des Königs. Offizielle Repräsentanten wird es nicht geben, angesichts dessen, dass Verovolcus in Ungnade gefallen war. Nur Briten aus seinem Heimatbezirk.«
    »Soll ich hingehen?«
    »Besser nicht, findet Frontinus.« Zum Glück hatte ich nie an den Mythos geglaubt, dass Mörder auftauchen, um zuzuschauen, wie ihre Opfer dem Hades übergeben werden. Wenige Mörder sind so bescheuert.
    »Eine Bestattung im römischen Stil?«, fragte ich.
    »Scheiterhaufen und Urne«, bestätigte Gaius. »Der König ist vollständig romanisiert.« Er sah mein Gesicht. »Ja, ich weiß, das ist nicht seine Bestattung. Aber er ist Römer genug, immer das Kommando zu übernehmen!« Ich mochte den anhaltenden stillen Humor dieses Mannes.
    Welche Zeremonie Verovolcus wohl für sich gewählt hätte? Fühlte er sich selbst so sehr im Einklang mit Rom? Ich bezweifelte es. Würde er sich wirklich für eine Einäscherung im Dunstschleier parfümierten Öls entschieden haben – oder hätte er sich lieber mit seinem abgeschlagenen Kopf zwischen den Knien, zusammen mit seinen Waffen und reichen Grabbeigaben bestatten lassen?
    »Weiche Art von Trauer zeigt der König denn, Gaius?«
    »Er kannte Verovolcus von Kind an. Daher ist Togidubnus niedergeschlagen, trotz allem, was passiert ist. Er droht damit, seine eigenen Jungs loszuschicken, um nach Informationen zu graben.«
    »Soll er ruhig«, sagte ich. »Ich habe jede mögliche Zeugenerstbefragung durchgeführt. Sollen die Briten das alles doch nochmal durchhecheln, wenn sie wollen. Sie könnten irgendwas aufstöbern – und wenn nicht, wird Togidubnus dann vielleicht glauben, dass wir unser Bestes getan haben.« Ein Oberschreiber kam, um mit dem Prokurator zu sprechen. Gaius musste gehen. Vorher teilte er mir nur noch kurz mit, dass für morgen Früh ein offizielles Treffen zwischen dem König und mir vereinbart worden sei. (Ich schätzte, dass ich im Morgengrauen ebenfalls zu einer Vorbesprechung mit Gaius und dem Statthalter gerufen werden würde, aus Panik darüber, was ich sagen könnte.) Dann fragte er, ob Helena und ich seiner Frau bei der Bewirtung der Gäste aus der örtlichen Gemeinde behilflich sein könnten, die heute Abend hier speisen sollten. Weitere ernsthafte Importeure. Ich war nicht begeistert, aber die Einladungen abzusagen hätte zu viele Fragen aufgeworfen, und jemand musste den Gastgeber spielen. Ich versicherte dem erschöpften Prokurator, dass er sich auf uns verlassen konnte.
    Aelia Camilla wäre auch allein zurechtgekommen. Als Diplomatengattin war sie an solche Ereignisse durchaus gewöhnt und sicherlich auch daran, sie allein durchzuziehen, wenn Gaius plötzlich weggerufen wurde. Aber Helena und Maia kleideten sich bereits an, um ihr zu helfen, und sie freute sich über unsere Unterstützung.
    Ich würde den männlichen Gastgeber spielen, praktisch eine diplomatische Rolle. Das war ein hübscher Aufstieg für einen Privatschnüffler. Es bedeutete ein sauber

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