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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gesorgt haben, Ihnen die Befangenheit zu nehmen, wird Ihnen Fragen über Ihre Reise nach Britannien gestellt haben und wie Sie das hiesige Klima finden. Dann hat sie Sie zweifellos für den Hauptgang und höfliche Fragen, ob Sie Familie haben und wie lange Sie hier zu bleiben gedenken, an die widerborstige Dame in Rot weitergereicht. Meine Schwester«, fügte ich hinzu, als er seinen Blick auf Maia lenkte.
    »Entzückend.« Maia war schon immer attraktiv gewesen. Männer mit einem Blick dafür konzentrierten sich sofort auf sie. Als ihr Bruder war ich mir nie sicher, wie sie das machte. Im Vergleich zu Helena und ihrer Tante trug Maia heute Abend wenig Schmuck. Bei den beiden blitzte immer wieder feines Gold auf, selbst hier draußen in der Dämmerung, wo sich nur das Licht kleiner, in Rosenbüschen schaukelnder Lampen in den Filigranperlen ihrer Armbänder und Halsketten brach. Die Dramatik meiner Schwester kam aus ihr selbst heraus, von ihren dunklen Locken und der auffallenden Ungezwungenheit, mit der sie ihr typisches Karmesinrot trug. Ich war nicht überrascht, als Norbanus höflich fragte: »Und der Ehemann Ihrer Schwester, ist der auch hier?«
    »Nein.« Ich ließ eine kleine Pause entstehen. »Meine Schwester ist verwitwet.« Ich war versucht hinzuzufügen: Sie hat vier anspruchsvolle Kinder, ein hitziges Temperament und kein Geld. Aber das wäre überfürsorglich gewesen. Außerdem hätte sie davon erfahren können, und dieses Temperament von ihr machte selbst mir Angst.
    »Und welchen Beruf haben Sie, Falco?«
    »Prokurator der Heiligen Gänse vom Tempel der Juno.« Meine grässliche Pfründe hatte doch ihre Brauchbarkeit. Sie vermittelte den netten Eindruck, dass ich, abgesehen von einer dubiosen Rolle beim Saubermachen der Hühnerställe der Auguren, ein schwächlicher Müßiggänger war, der vom Geld seiner Frau lebte. »Und Sie?«
    »Das wird Ihnen vielleicht nicht gefallen!« Er hatte echten Charme. Allerdings hab ich nichts für echten Charme übrig. »Ich habe mit Immobilien zu tun.«
    »Ich habe meist zur Miete gewohnt!«, gab ich zurück, strich im Geist das »echt« weg.
    »Ich gebe mich nicht mit privaten Immobilien ab. Nur mit gewerblichen.«
    »Und auf welchem Gebiet, Norbanus?«
    »Ich kaufe oder baue Gebäude und richte dann dort Geschäfte ein.«
    »Ein großes Unternehmen?«
    »Es expandiert.«
    »Wie diskret. Allerdings verrät kein Geschäftsmann Einzelheiten aus seiner Bilanz.« Er lächelte nur höflich, nickte zur Antwort. »Was bringt Sie nach Britannien?«, versuchte ich es.
    »Erforschung des Marktes. Hoffnung auf Kontakte. Vielleicht können Sie mir die große Frage beantworten, Falco: Was braucht Britannien?«
    »Absolut alles, jedes verdammte Ding!« Ich lachte sanft. »Und als Erstes muss man den Briten erklären, wie sehr sie es brauchen … Die Einheimischen werden immer noch aus ihren Hügeldörfern gelockt, manche sind gerade erst aus ihren runden Hütten gekrochen. Man fängt damit an, ihnen zu sagen, das Gebäude Ecken haben sollten.«
    »Gemini! Das ist ja noch hinterwäldlerischer, als ich dachte.« Wir unterhielten uns inzwischen freundschaftlich – zwei zuvorkommende Römer unter naiven Barbaren.
    Mir fiel ein, dass meine Aufgabe als Ersatz darin bestand, Begeisterung für dieses unterbelichtete Rattenloch zu wecken. »Optimistisch betrachtet, muss das Potenzial enorm sein, wenn die Provinz römisch bleibt.« Julius Frontinus würde zu meinem heuchlerischen Bluff applaudiert haben. »Jeder, der für sich die richtige Handelsnische findet, könnte stinkreich werden.«
    »Sie kennen die Provinz?« Norbanus schien überrascht zu sein.
    »Die Armee.« Eine weitere brauchbare Tarnung, umso besser, da es die Wahrheit war.
    »Verstehe.«
    Ein Sklave brachte uns warmes Wasser und Handtücher, damit wir uns nach dem Essen die Hände abspülen konnten. Dieser subtile Hinweis beendete die Gesellschaft. Na ja, die Gallier hätten vermutlich nie bemerkt, dass es Zeit zum Gehen war, aber sie langweilten sich sowieso. Sie trollten sich, sprachen über Schenken für einen Schlummertrunk und nickten uns zum Abschied kaum zu. Der britannische Austernmann war bereits verschwunden. Norbanus beugte sich über die parfümierten Hände der drei Grazien in unserer Verabschiedungsreihe. Er dankte Aelia Camilla und Helena mit perfekter Höflichkeit. Maia war diejenige, der gegenüber er betonte, wie sehr er den Abend genossen hatte.
    »Gute Nacht, Maia Favonia!« Interessant. Maia bewegte sich

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