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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Die Bruchbude nennt sich die ›Alte Nachbarin‹. Ich habe gerade die mumifizierte Großmutter der alten Nachbarin kennen gelernt.«
    »Die gibt eine bösartige Feindin ab«, warnte mich Petronius.
    »Damit werde ich schon fertig. Sie ist dir aufgefallen?« Seine Antwort war ein Brummen. »Wer ist der Sammler?«, fragte ich.
    Petronius warf mir einen scharfen Blick zu. »Ein Zuhälter, der neues Futter heranschafft.« Er hielt inne. »Gefährlich.« Nach einem Augenblick setzte er mich vollständig ins Bild. »Du weißt, wie das funktioniert. Sie haben es auf schutzlose Mädchen abgesehen. Der Sammler klappert die Straßen ab und liest sie auf. Nimmt sie mit, vergewaltigt und verprügelt sie, lässt sie glauben, dass sie wertlos sind und keine andere Wahl haben, bringt sie in irgendeinem miesen Loch unter und lässt sie arbeiten, bis sie tot umfallen. Nur er macht Profit. Den Freiern werden überteuerte Preise abgeknöpft, und sie werden ausgeraubt. Die alte Vettel behält das neue Fleisch in ihren dreckigen Klauen, bis es unterwürfig ist, dann schickt der Zuhälter die Mädchen auf den Strich, bis sie zusammenbrechen.«
    Ich stieß einen wütenden Laut aus, versuchte mir einzureden, dass Albia vorher nicht in diesem Gewerbe tätig gewesen war. Als man sie entführte, wusste sie, was auf sie zukam, aber sie hatte die Chance ergriffen, mich um Hilfe zu bitten, und ich war gerade noch rechtzeitig gekommen.
    »Also«, sagte ich langsam, »Longus, mein alter Kumpel, observierst du diese Lasterhöhle?«
    »Ich führe eine Observierung durch«, bestätigte er knapp.
    »Zuhälterei?«
    »Zuhälterei. Und alles andere.«
    »Darf ich fragen, wieso?«
    »Nein, Falco.«
    »Bist du zu der Kohorte in Ostia versetzt worden?«
    »So funktioniert das nicht. Die Vigiles von Ostia sind keine getrennte Kohorte. Ostia wird von ausgeliehenen Mitgliedern der regulären römischen Kohorten abgedeckt, nach einem Rotationsprinzip. Ich gehöre immer noch zur Vierten.«
    »Ist es demnach Rom oder Ostia, das ein Interesse an Britannien entwickelt hat?«, fragte ich trocken.
    »Beide, Falco.«
    »Und der Statthalter weiß nichts davon?«
    »Ich glaube nicht.« Petros Anklang von Unsicherheit war rhetorisch. Er wusste es genau.
    »Du solltest nicht hier sein. Was denken sich die Vigiles dabei, ihren Arm nach Übersee auszustrecken? Und das auch noch heimlich?« Es musste ein Geheimnis sein. Wenn der Präfekt der Vigiles um Erlaubnis bat, Männer hierher zu schicken, würde die Antwort negativ ausfallen. In den Provinzen war die Armee für alles zuständig. Der Statthalter hatte die alleinige Verfügungsgewalt; Frontinus würde empört sein über dieses hinterhältige Manöver. Selbst angenommen, Petros Vorgesetzte hatten ihn hierher geschickt – und davon ging ich aus, da sie wussten, wohin sie ihm schreiben mussten –, würden sie, wenn er hier bei der Arbeit erwischt wurde, jedes Wissen über die Mission abstreiten. Eine Verhaftung wäre noch das kleinste seiner Probleme mit Frontinus. »Ich frage dich nochmal, du Halunke: wie kommt’s?« Petronius stand mit verschränkten Armen da. Ich spürte eine neue, düstere Stimmung in ihm, aber er war immer noch derselbe. Groß, im Allgemeinen friedlich, scharfsinnig, fähig, verlässlich. Eigentlich schade, dass er meine Schwester abgewiesen hatte. Und eine Schande, dass sie ihn vorher abgewiesen hatte.
    »Du spielst den Muskelmann für dieses Badehaus?«, riet ich. »Aber das ist Tarnung?«
    »Ich suche nach jemandem«, gab er zu. »Vielleicht sogar nach zwei Männern. Von einem wissen wir mit Sicherheit, dass er nach Britannien gereist ist, und der andere ist von zu Hause verschwunden. Es sind auch noch Handlanger darin verwickelt, aber es geht darum, die beiden großen Tiere zu erwischen.«
    »Es handelt sich um eine bedeutende Bande?«
    »Ja, echte Dreckskerle. Sie haben in Ostia Aufmerksamkeit erregt, aber Rom ist ihre Basis. Wir glauben, dass sie auf Britannien als neuen Regionalmarkt abzielen. Sie haben Verwalter eingesetzt, eine ganze Entwicklungsmannschaft, und es sieht so aus, als seien die Anführer momentan hier, um die Dinge in Gang zu bringen. Daher bin ich auch hier.«
    »Du und wie viele noch?«
    »Ich«, sagte er. »Nur ich.« Mich überlief ein Schauder, ihn vielleicht auch.
    »Scheiße, Petro.« Jetzt drehte ich mich um und schaute ihn an. »Die Sache ist zum Scheitern verurteilt.« Petronius Longus, ein Mann von ruhiger Intelligenz, widersprach nicht. »Ich unterstütze dich,

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