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Mord in Mesopotamien

Mord in Mesopotamien

Titel: Mord in Mesopotamien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Kerl jetzt steckt, schielend oder nicht schielend.»
    «Ich nehme an, dass er bereits über die syrische Grenze ist», sagte Poirot.
    «Wir haben nach Tell Kotchek und Abu Kemal einen Steckbrief geschickt… an alle Grenzposten.»
    «Ich könnte mir vorstellen, dass er sich über die Berge aus dem Staub gemacht hat, auf dem Weg, den die Lastautos der Schmuggler benutzen.»
    Hauptmann Maitland sagte: «Dann müssen wir sofort nach Deir ez Zor telegrafieren.»
    «Das habe ich bereits gestern getan… man solle auf einen Wagen aufpassen mit zwei Männern, deren Pässe in bester Ordnung sind.»
    Der Hauptmann starrte Poirot an. «So, das haben Sie getan? Und zwei Männer…?»
    Poirot nickte. «Es sind zwei Männer.»
    «Es wundert mich, Monsieur Poirot, dass Sie über so vieles keinen Ton gesagt haben.»
    «Nicht über sehr vieles», entgegnete Poirot kopfschüttelnd. «Die Wahrheit habe ich erst heute Morgen erraten, als ich den Sonnenaufgang betrachtete… es war ein herrlicher Sonnenaufgang.»
    Ich glaube nicht, dass jemand von uns die Anwesenheit von Mrs Mercado bemerkt hatte. Sie musste sich ins Zimmer geschlichen haben, als wir uns alle mit dem grauenvollen, großen, blutbefleckten Stein beschäftigten.
    Nun begann sie auf einmal schrill zu schreien: «Mein Gott», schrie sie, «mir ist jetzt alles, alles klar. Es war Pater Lavigny! Er ist irrsinnig… religiöser Wahnsinn! Er hält alle Frauen für sündig. Er bringt alle um! Erst Mrs Leidner… dann Miss Johnson… und die Nächste werde ich sein…» Wie eine Wahnsinnige stürzte sie sich auf Dr. Reilly und klammerte sich an ihn. «Ich bleibe nicht länger hier! Nicht eine Minute länger! Es ist gefährlich. Überall lauert Gefahr. Er versteckt sich irgendwo… wartet einen günstigen Moment ab. Und dann fällt er über mich her!» Mit weit aufgerissenem Mund schrie sie von neuem.
    Ich eilte zu Dr. Reilly, der sie festhielt, gab ihr zwei kräftige Ohrfeigen und zwang sie mit Dr. Reillys Hilfe, sich in einen Sessel zu setzen.
    «Niemand wird Sie umbringen», fuhr ich sie an. «Wir passen auf. Setzen Sie sich ordentlich hin und nehmen Sie sich zusammen!»
    Sie hörte auf zu schreien und starrte mich, den Mund geschlossen, mit großen Augen an.
    Dann kam eine andere Unterbrechung: Die Tür ging auf und Sheila Reilly, blass und ernst aussehend, kam herein und ging schnurstracks zu Poirot. «Ich war heute früh auf der Post, Monsieur Poirot», sagte sie. «Es ist ein Telegramm für Sie gekommen… ich habe es mitgebracht.»
    «Vielen Dank, Mademoiselle.»
    Er nahm es und riss es auf, während sie ihn beobachtete. Ohne das Gesicht zu verziehen, las er es, faltete es wieder sorgsam zusammen und steckte es in die Tasche.
    Mrs Mercado hatte ihn ebenfalls beobachtet. «Ist es aus Amerika?», fragte sie mit erstickter Stimme.
    «Nein, Madame, es kommt aus Tunis.»
    Sie starrte ihn einen Augenblick an, als habe sie nicht verstanden, dann lehnte sie sich mit einem tiefen Seufzer in ihren Sessel zurück.
    «Pater Lavigny», sagte sie. «Ich hatte Recht. Er kam mir immer merkwürdig vor. Er sagte einmal Sachen zu mir… ich glaube, er ist verrückt…» Sie machte eine kleine Pause, dann sprach sie weiter. «Ich bin jetzt ganz ruhig. Aber ich muss hier fort. Joseph und ich können im Gasthaus übernachten.»
    «Geduld, Madame», sagte Poirot. «Ich werde alles erklären.»
    Hauptmann Maitland sah ihn neugierig an. «Wollen Sie behaupten, dass Sie die Lösung gefunden haben?»
    Poirot verbeugte sich. Es war eine theatralische Verbeugung, die Hauptmann Maitland zu ärgern schien. «Also los!» sagte er ungeduldig. «Heraus mit der Sprache!»
    Doch das war nicht Hercule Poirots Art. Ich spürte ganz genau, dass er einen großen Auftritt in Szene setzen wollte, und ich war neugierig, ob er wirklich das Rätsel gelöst hatte oder sich nur aufspielen wollte.
    Er wandte sich an Dr. Reilly. «Würden Sie so gut sein, Herr Doktor, die anderen zu rufen?»
    Dr. Reilly erhob sich gehorsam und ging hinaus. Bald kamen alle Expeditionsmitglieder. Zuerst erschienen Reiter und Emmott, dann folgten Bill Coleman, Richard Carey und schließlich Mr Mercado, der aussah wie der leibhaftige Tod. Ich glaubte, er hatte panische Angst, dass er wegen Fahrlässigkeit angeklagt würde, da er giftige Chemikalien hatte herumliegen lassen.
    Ale setzten sich um den Tisch, ungefähr in derselben Reihenfolge wie bei Monsieur Poirots Ankunft. Bill Coleman und David Emmott zögerten, bevor sie Platz nahmen, und

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