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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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dazu angehalten, akademische Hürden zu bewältigen, und als ich am vorgegebenen Standard scheiterte, hat man mir die kalte Schulter gezeigt.« Er schenkte Kate ein bezauberndes Lächeln und variierte sein Sockenkunststück. »Ich liebe Magie und Zauberei, Sie auch? Ja, Sie tun es«, fuhr er fort, ohne ihre Antwort abzuwarten, »sonst könnten Sie nicht solche Bücher schreiben. Ein geheimnisvoller Anfang und dann ein Paukenschlag, genau wie ich es mag. Wir sind uns sehr ähnlich, Katie-Schätzchen.«
    »Sind wir nicht«, erwiderte Kate, »sind wir ganz bestimmt nicht.«
    Carey warf etwas glänzend Dunkelblaues hoch, fing es hinter seinem Rücken mit einer Hand auf und ersetzte es durch eine Socke, ehe Kate den Gegenstand wirklich erkennen konnte. »Lebe, um zu leben«, sagte er, streckte den Arm aus und zog ein Zweipenny-Stück hinter ihrem rechten Ohr hervor. Kate musste lachen.
    »Na endlich«, nickte er. »Es ist die gleiche Technik wie beim Schreiben: Der Zuschauer guckt auf die rechte Hand, der Trick passiert aber mit der linken.« Bei Mördern auch, dachte Kate und wandte sich Carey zu.
    Tief hängende Wolken verdunkelten den Himmel bereits den ganzen Tag; man hätte meinen können, es sei längst Abend. Die gelbliche Straßenbeleuchtung verlieh ihren Gesichtern eine fahle Farbe. Es nieselte leicht. Carey schlug den Kragen hoch. Der Schein der nächsten Straßenlaterne verfing sich in seinem hellen Haar und ließ es fast orange aufglühen. Da fiel es Kate wieder ein.
    »Sie waren das, nicht wahr?«
    »Wessen beschuldigen Sie mich, Liebste? Bei welcher Sünde haben Sie mich ertappt?«
    »Sie waren Mittwochabend auf der Redbourne Road. Ich sah auf der anderen Straßenseite jemanden auf mich zukommen. Seine Gestalt kam mir zwar bekannt vor, aber ich war mir nicht sicher. Jetzt bin ich es. Das waren Sie. In diesem Licht erkenne ich Sie wieder.«
    »Und jetzt sitze ich in der Falle, oder? Aber was hatten Sie in der Mordnacht auf der Redbourne Road zu suchen, Katie-Schätzchen? Soweit ich informiert bin, waren Sie doch mit all ihren Freunden bei Rose und haben ihre süßen Muskeln zu den Rhythmen von Jane Fonda gestärkt, nicht wahr?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weiß das hier nicht jeder? Wir leben in einem Dorf, Kate.«
    »Aber was hatten Sie vor, Carey?«
    »Ich war auf dem Weg zu einer sehr ungezogenen Freundin«, flüsterte Carey verschmitzt, »einer Freundin, die nur darauf wartete, wunderbare, äußerst ungezogene Dinge mit mir zu tun. Und zwar die ganze Nacht hindurch.«
    »Aber Camilla wohnt doch gar nicht in der Redbourne Road«, wandte Kate ziemlich unüberlegt ein.
    »Nein, das tut sie tatsächlich nicht.« Carey warf die drei Socken in die Luft, fing sie eine nach der anderen auf und steckte sie zurück in seine Tasche. »Drei ist meine Glückszahl«, erklärte er, während er das Tor eines schmalen Reihenhauses öffnete. »Aller guten Dinge sind drei.« Er schloss die Tür auf und lächelte Kate auf seine unwiderstehliche Art an. »Noch ein kleiner Tipp«, sagte er. »Wenn Sie allen Ernstes auf eigene Faust Nachforschungen anstellen wollen, dann würde ich an Ihrer Stelle einmal die süße kleine Miss Binns fragen, was sie Mittwochabend gesehen hat. Natürlich nur, wenn Sie es schaffen, an ihrem Drachen von Mutter vorbeizukommen.«
    »Wie bitte? Bei wem?«, fragte Kate noch, aber Carey war bereits im Haus verschwunden. Am Tor glänzte eine Drei aus Messing. War es das, wovon er gesprochen hatte? Vermutlich nicht. Oder hatte er vielleicht andeuten wollen, der Tod käme im Dreierpack? War sie etwa die Nächste auf seiner Liste? Und wen meinte er mit dieser süßen kleinen Miss Binns? Dieser verflixte Carey mit seinem Hang zur Geheimniskrämerei! Er hatte es darauf angelegt, sie zu ärgern. Langsam ging Kate zurück zur Agatha Street, in ihr gemütliches, kuscheliges Zuhause.
    Der Wind hatte wieder aufgefrischt und pustete ihr Regentropfen und feuchte Haarsträhnen ins Gesicht. Der Sommerflieder, den sie im November eigentlich hätte zurückschneiden müssen, schwankte und schaukelte und nickte ihr mit toten, schwarzen Blütendolden zu, als sie die Tür aufschloss.
    Sie würde Sophie noch einmal anrufen müssen, dachte sie. Auch, wenn es ziemlich unverschämt aussah.
    Sophie hob ab. Kate lavierte sich durch eine schwierige Prozedur von Entschuldigungen, weshalb sie schon wieder störte, und stellte schließlich die Frage, die sie auf dem Herzen hatte.
    »Die Oxford-Dose?« Sophies Stimme klang

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