Mord in Oxford
sagen?«
»Dass es ein großer Haufen Scheiße ist«, erklärte Beck. »Dass es nur darum geht, Geld in die Taschen von sowieso stinkreichen Säcken zu scheffeln. Die haben die Leute hier einfach entsorgt, wie es gerade kam. Die Folgen waren ihnen scheißegal. Haben uns mit allen Mitteln übers Ohr gehauen. Und die versprochene Entschädigung? Nix da. Wir gucken in die Röhre.«
»Aber wer?«, fragte Kate. »Wer hat das getan?«
»Angeblich Davies, dieses Arschloch. Und noch ein anderer«, antwortete Judas. »Aber für wen haben die wohl gearbeitet?«
»Für wen haben sie denn gearbeitet?«, echote Kate.
»Na, für diesen Mistkerl von Grant, wenn Sie mich fragen«, schimpfte Judas. Zwei der Hunde begannen zu knurren. »Der weiß haargenau, was er aus dem Gelände machen will, und das wird er tun, sobald er uns vor die Tür gesetzt hat.« Er spuckte aus. »Das schafft er aber nicht. Und sollten wir doch gehen, dann zu unseren Bedingungen. Wenn wir hier ausziehen, dann erlebt Grant ein paar nette kleine Überraschungen, das kann ich Ihnen flüstern. Wenn er das Haus hier übernimmt, kriegt er mehr, als er bezahlt hat.«
Seine Augen waren sehr dunkel und blickten nicht ganz in die gleiche Richtung. Er zog eine flache Dose aus der Gesäßtasche und rollte eine dünne Zigarette. Nach ein paar hastigen Zügen reichte er den Glimmstängel an Beck weiter.
»Wir brauchen einen Zuschuss zum Hundefutter«, sagte er unvermittelt. Kate hatte ihre Handtasche zu Hause gelassen, aber ein kurzes Wühlen in den Taschen der hässlichen grünen Webpelzjacke förderte ein paar Pfundmünzen zu Tage.
»Reicht das?«
»Ist das alles, was Sie dabeihaben?«
»Ja.«
»Dann muss es wohl reichen.«
Beck murmelte etwas von ›knickrige Kuh‹, drehte sich um und ging so unhörbar zum Haus zurück, wie sie gekommen war. Kate erkannte, dass auch Judas nicht vorhatte, noch mehr zu dem Thema zu sagen; daher murmelte sie eine Art Schlusswort und wandte sich zum Gehen.
»Aus was ist die Jacke da gemacht?«, tönte Judas’ Stimme hinter ihr her. »Aus grünen Affen?« Er lachte, und die Hunde bellten aus lauter Zuneigung.
Dann eben nicht, dachte Kate. Sicher hätte sie von diesem Kerl noch eine ganze Menge erfahren können, aber sie konnte ihn nicht länger ertragen. Sie fühlte sich unwohl in seiner Gegenwart. Sie gehörte nicht hierhin. Kate hatte den Eindruck, als ob eine harte Hand auf ihrem Rücken sie mit Macht die Straße entlang weg vom Postle schubste. Erst, als sie in die Waverley Lane abbog, ging es ihr ein wenig besser. Hier standen luxuriöse, neue Häuser, deren Gärten winterfertig gemacht worden waren und jetzt darauf warteten, sich beim ersten warmen Hauch in ein Blumenmeer zu verwandeln. Auch die wenigen Autos, die auf der Straße oder in den Auffahrten parkten, sahen ziemlich teuer aus. Plötzlich öffnete sich eine Haustür, und eine Frau trat auf die Straße.
»Was suchen Sie hier?«, fragte sie Kate. »Ich beobachte Sie schon die ganze Zeit mit ihrem Block. Sie schnüffeln herum, stellen Fragen, schauen in unsere Fenster und beobachten uns.«
Sie war für die Tageszeit äußerst ungewöhnlich gekleidet, denn sie trug ein weit ausgeschnittenes goldenes Glitzer-Top, einen engen schwarzen Stretchrock, der weit über dem Knie endete, schwarze Strumpfhosen und schwindelnd hohe Pfennigabsätze. Ihre Augen waren blass, ihr Haar so golden wie ihr Top, und sie war stark geschminkt. Eine Nutte?, überlegte Kate. War hier vielleicht Oxfords Rotlichtbezirk? Bis jetzt hatte sie nie darüber nachgedacht, dass es auch in Oxford so etwas geben könnte.
Hinter der Frau tauchte ein großer Hund auf. Er sah sehr gepflegt aus, war aber mindestens ebenso übel gelaunt wie die Tiere, die sie im Postle getroffen hatte.
»Ich mache lediglich eine Umfrage zum Bebauungsplan«, erklärte Kate.
»Und warum? Soweit ich weiß, ist doch alles längst beschlossene Sache. Die Penner drüben im Postle werden sicher nicht mehr lange durchhalten. Noch eine kleine Überraschungsparty, dann haben die auch die Nase voll und verschwinden. Auch die dämliche Alte, die immer darauf pocht, dass sie seit ihrer Hochzeit in dem Haus lebt. Sie wird es wohl kaum ohne Strom und Wasser dort aushalten. Ich meine natürlich Leitungswasser. Von dem anderen haben die da unten ja mehr als genug.«
»Wollen Sie behaupten, man zwingt sie aus ihren Häusern?«
»Ach, wissen Sie, denen ist genug Geld angeboten worden. Als man mir Geld gegeben hat, damit ich aus Sudden
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