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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Totengebisse erinnerten und die aussahen, als ob sie jeden Moment zubissen, wenn man sie nicht im Auge behielt. Ob Yvonne die Absicht gehabt hatte, die Oxford-Dose in einem dieser Glaskästen aufzustellen? Vielleicht mit offenem Deckel, damit der elfenbeinerne Totenschädel über den Rand blickte? Stirb , um zu leben .
    »Die anderen lassen dich alle ganz herzlich grüßen«, sagte Kate und fühlte sich schrecklich fehl am Platz. »Wenn wir etwas für dich tun können …«
    »Ihr seid wirklich lieb«, antwortete Sophie. »Es tut so gut, die Gruppe hinter sich zu wissen.«
    Die Tür zu Yvonnes Praxis war geschlossen. Sophie und Kate gingen daran vorbei die Treppe hoch. Das Haus war irgendwie merkwürdig. Nie zuvor hatte Kate bemerkt, wie sehr sich sein Äußeres von seinem Innenleben unterschied. Außen sah es aus wie eine ganz normale Vorortvilla aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Zwar waren die Praxisräume und die Etage darüber nachträglich hinzugefügt worden, aber das Haus war noch immer genau das, was man in einer Straße wie dieser erwartete. Ganz anders innen. Wenn man einmal die Praxis und das Wartezimmer hinter sich gelassen und die große doppelte Glastür zu den Privaträumen durchschritten hatte, fühlte man sich plötzlich wie in den tiefsten kanadischen Wäldern.
    »Das waren die Leute, die vor uns hier gewohnt haben«, sagte Sophie, als hätte sie Kates Gedanken erraten. »Der Mann hatte sein Leben lang davon geträumt, in einem Blockhaus zu wohnen, also hat er sich hier drin eins gebaut.«
    »Es wirkt nur ein bisschen komisch in einem Haus von 1930«, meinte Kate. »Hätte er sich nicht etwas suchen können, was dem Blockhausstil insgesamt näher kam? Warum hat er nicht gleich selbst gebaut?«
    »Das ist in Oxford gar nicht so einfach«, gab Sophie zurück. »Außerdem wollte er unbedingt alles selbst machen.« Sie sagte das, als wäre es die normalste Sache der Welt.
    Die Wände bestanden aus gespaltenen Baumstämmen, die niedrige Decke ließ Stützbalken erkennen, und der Fußboden war aus Holz. Rustikale Läufer rundeten den ländlichen Eindruck ab. Die zedernholzfarbene Innenausstattung duftete harzig mit einem leichten Unterton von Kreosot.
    »Ich glaube, meine Mutter hat dieses Haus genau aus dem Grund gekauft: Sie liebte es, die Leute damit irrezuführen, dass das äußere Erscheinungsbild dem immer geheim gehaltenen Innern nicht entsprach.«
    Hey!, dachte Kate, das kannst du ruhig laut sagen.
    Sophies Zimmer lag über den Praxisräumen und war ursprünglich als eigenes kleines Wohnzimmer eingerichtet worden, wo sie Freunde empfangen und es sich gemütlich machen konnte. Aber inzwischen hatte sie es, wie sich selbst, völlig der Gesundheit, Fitness und dem (bisher vergeblichen) Streben nach körperlicher Schönheit verschrieben. Der Holzfußboden war mit hellem Vinyl ausgelegt und glänzte fleckenfrei. An zwei Seiten des Zimmers hingen riesige Spiegel an den Blockhauswänden. Sie erinnerten Kate an die Ballettschule, die sie und Millie als Kinder besucht hatten. Vermutlich kontrollierte Sophie jede ihrer Bewegungen, wenn sie trainierte. Auf einer Ablage waren Gewichte und merkwürdige Geräte mit Ringen und schweren schwarzen Gummibändern aufgereiht. Ein Hometrainer stand neben einer Rudermaschine, außerdem gab es etwas, das wie ein winziges Trampolin aussah. In einer Ecke entdeckte Kate sogar ein Paar Inlineskates.
    »Sie wollte so gern, dass ich hübsch werde«, sagte Sophie leise. In ihren Augen standen Tränen. »Ich habe mich wirklich bemüht, aber es wollte einfach nicht klappen.«
    »Dass du dich bemüht hast, sehe ich. Und wie!«
    »Komm, setz dich«, sagte Sophie und zeigte auf einen Stuhl aus Chrom und Plastik. »Ich habe uns Kaffee gemacht.«
    An den Holzstämmen hinter Kate hing eine Pinnwand, die überhaupt nicht zu dem Blockhauscharakter des Zimmers passen wollte und mit Zetteln voller Kurven und Zeitplänen gespickt war. Kate erkannte Sophies Gewichtskurve, die in der letzten Woche einen deutlichen Einbruch zeigte. Sie fasste Sophie kritisch ins Auge. Tatsächlich wirkte sie dünner; selbst die puddingartigen Gesichtszüge hatten sich leicht verfestigt und zeigten eine gewisse Ähnlichkeit mit Yvonnes Schärfe.
    »Wie läuft’s denn?«, fragte Kate. »Ich meine, wie geht es mit der Polizei.«
    »Ich bin wirklich froh, dass wir nichts von unserer Aktion mit Roses Dosen erzählt haben. Die haben mich stundenlang belagert, aber ich konnte ihnen nichts anderes

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