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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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seid?«
    »Mir fällt nichts ein«, sagte Sophie knapp. »Was sollte es auch gewesen sein? Wir lebten in einem Städtchen in Wiltshire. Denington. Eine der niedrigsten Kriminalitätsraten im ganzen Land. Dort passiert niemals irgendwas. Damals ist mein Vater …« Sie brach ab. Kate fragte nicht weiter. Sie mochte nicht ausgerechnet jetzt an den Tod des anderen Elternteils rühren. Sophie atmete stoßweise, als ob sie sich beim Sprechen zu sehr angestrengt hätte.
    »Hast du nicht Angst, es könnte gefährlich werden? Ich meine, so viele Fragen zu stellen?«, stieß sie schließlich hervor.
    »Ich glaube, wir müssen so lange im Sumpf rühren, bis die Wahrheit an die Oberfläche kommt«, sagte Kate.
    »Wie Schaum auf Erdbeermarmelade«, sinnierte Sophie. Kate fröstelte bei der kindlichen Assoziation zwischen Erdbeermarmelade und ermordeten Menschen.
    »Was willst du als Nächstes tun?«, fragte Sophie, während sie Kate zur Tür brachte.
    »Ich glaube, es ist höchste Zeit, dass ich nach Hause gehe und ein Kapitel meines Romans in Angriff nehme«, sagte Kate.

16. KAPITEL
    D
    er Himmel weinte. Es war dieser durchdringende, andauernde Regen, der jeden Regenmantel und jeden Schuh im Nu durchnässt, durch Haare rinnt und in den Nacken tropft. Wie üblich hatte Kate keinen Schirm dabei. So viel also zu dem wunderbar rosa gestreiften Himmel heute Morgen, dachte sie. Sie stürmte in die Blackwell-Buchhandlung, nahm die mit Messingkanten versehenen Stufen gleich im Doppelpack und riss die schmale blaue Tür auf, die zur Abteilung mit den Romanen führte. Ein Blick auf die Bestseller unter den Neuerscheinungen würde nicht schaden. Viel deprimierter über den langsamen Fortschritt ihres eigenen Romans konnte Kate gar nicht mehr werden. Zwar war noch genug von ihrem Vorschuss übrig, um die nächsten Monate zu überstehen, aber wenn sie im gleichen Tempo weiterarbeitete wie bisher, würde sie sich bald nach einem Halbtagsjob umsehen müssen, um mit den Lebenshaltungskosten und der Hypothek für das Haus über die Runden zu kommen. Außerdem konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das, was sie gerade tat, ziemlich verrückt war. Einen Verdächtigen zu verfolgen klang in Büchern einfach nur spannend, aber wenn man es im richtigen Leben tat, konnte es leicht einen gewissen Anstrich von Melodramatik annehmen.
    Die Buchhandlung roch nach feuchten Mänteln und war voller Leute mit durchnässten Schultern und halb zusammengefalteten Regenschirmen. Kate drängte sich zwischen ein paar interessiert schmökernden Kunden durch, griff nach dem erstbesten Roman und las den Klappentext. Wenn sie sich ans Fenster stellte und über den Rand ihres Buches hinweglugte, würde sie ihre Beute sehen können, sobald diese vorüberkam. Und wenn sie ihn nicht entdeckte, würde sie sich sagen können, dass es sowieso egal war, und wieder nach Hause gehen.
    »Sie sind doch Kate, oder?«
    Sie musste den Kopf ein ganzes Stück heben, ehe sie in dunkle Augen unter schwarzen Augenbrauen blickte. Das dichte, mit Regenperlen verzierte Haar hatte einen ausgezeichneten Schnitt. Es war der Mann, der in der ›Krypta‹ gegessen hatte, als sie sich mit Andrew zum Mittagessen getroffen hatte. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass er auch der attraktive Jogger war. Aber woher kannte er ihren Namen?
    »Erinnern Sie sich nicht an mich? Wir haben uns ganz hier in der Nähe kennen gelernt, im Garten des Leicester College. Auch damals hat es geregnet.«
    Plötzlich dämmerte es ihr. Im letzten Juni. Die Gartenparty. Sie war mit Andrew dort gewesen. Der ganze Sommer war außergewöhnlich trocken gewesen, aber ausgerechnet an diesem Tag hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet, und es hatte wie aus Eimern geschüttet.
    »Sie trugen etwas Rosafarbenes, Leichtes und einen Hut mit Rosen.« Beim Gedanken an Hüte verzog Kate das Gesicht. »Und unbequeme Schuhe. Ich kann mich erinnern, dass Sie aussahen, als hätten Sie sie am liebsten ausgezogen und wären barfuß über die Wiese gelaufen.«
    Erst hatte es nach Erdbeeren geduftet, anschließend waren die ersten dicken Regentropfen auf die Blätter der Rotbuche in einer Gartenecke geklatscht. Und da war dieser Mann gewesen, der seinen Doktorhut als provisorisches Tablett für ihre Teetasse zur Verfügung gestellt hatte. Andrew hatte sie einander kurz vorgestellt. »Kate, das ist Liam Ross. Liam, darf ich Ihnen meine schriftstellernde Freundin Kate vorstellen?« Anschließend hatte er sie am Ärmel gezupft und ihr

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