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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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finden Sie daran so schlimm?«
    »Die Anlage wird für Leute wie Sie und mich unerreichbar bleiben, Kate. Es wird ein Club mit einem vierstelligen Jahresbeitrag und einer langen Warteliste. In den Reklamebroschüren wird das Wort ›Exklusiv‹ stehen. Und das bedeutet, dass wir Otto-Normalverbraucher, die eine solche Anlage brauchen könnten und die heute zumindest über diese Wiese laufen dürfen, von vorneherein ausgeschlossen sind.«
    »Jetzt übertreiben Sie aber. Ganz bestimmt. Außerdem: Woher wollen Sie wissen, dass es Grant war, der dem Postle das ganze Ungemach angetan hat? Haben Sie Beweise?«
    »Überlegen Sie doch mal, wer von der Geschichte profitiert! Die Antwort heißt: Grant und seinesgleichen. Beweise gibt es dafür natürlich nicht. So, wie es aussieht, hat man ab einem gewissen Einkommen einfach mehr Rechte. O ja, ich glaube, sie haben so einen dicken Kerl aus Berinsfield festgenommen, einen mit tätowierten Armen und rasiertem Schädel, der eine Brechstange dabeihatte und Fenster einschlug. Zu dreißig Tagen haben sie ihn verknackt. Vermutlich hat Grant ihn entschädigt, als er aus dem Gefängnis kam. Ach, und noch etwas: Ich nehme an, Sie wissen, dass der ursprüngliche Antrag abgeschmettert wurde?«
    »Das habe ich gelesen. Und im zweiten Antrag hat er einiges verändert.«
    »Der Bauplan war fast identisch, aber beim zweiten Mal hatte er einen neuen Berater. Es klingt vielleicht merkwürdig, aber in Oxford gibt es eine Consulting-Gesellschaft, die jeden Plan durchzudrücken scheint, selbst wenn er vorher schon einmal abgelehnt wurde.«
    »Gavin«, sagte Kate nachdenklich. »Haben Sie jemals von einer Firma namens White and Darke gehört?«
    »O ja. Genau die meinte ich gerade.«
    »Allmählich fangen die Dinge an, zueinander zu passen«, sagte Kate.
    Es wurde bereits dunkel, als sie die Binsey Lane hinuntergingen und nach links Richtung Fridesley abbogen.
    »Kommen Sie noch mit zu mir nach Hause?«, fragte Kate. Ihre Frage hallte in der stillen Luft nach. Eigentlich hätte es nur eine ganz normale Einladung sein sollen, aber irgendwie war es das an diesem Abend nicht.
    »Mein Fahrrad steht an der Straßenlaterne vor Ihrem Haus.«
    »Ich verstehe leider immer noch nicht, was das alles mit Yvonne zu tun hat«, sagte Kate. »Sicher, sie war eine überzeugte Mitstreiterin der Freunde der Fridesley Fields, aber das waren viele andere auch. Und nach allem, was Sie mir eben erzählt haben, kümmerte eine kleine Umweltschutzgruppe Tom Grant wahrscheinlich nicht besonders.«
    »Sie war eine mächtige Verbündete«, erklärte Liam. »Ihr Wort hatte einiges Gewicht in der Gemeinde.«
    »Na, nun mal halblang«, sagte Kate. »Wer nimmt schon eine Zahnärztin für voll? Bei Ärzten will ich das nicht behaupten. Aber Zahnärzte? Keiner nimmt sie wirklich ernst, außer, man kriegt einen Abszess, oder eine Plombe fällt raus. Irgendwie wirken sie lächerlich. Oder könnten Sie sich einen Zahnarzt als Held in einem Liebesroman vorstellen?«
    »Das ist also das Kriterium, nach dem wir gehen?«, fragte Liam spöttisch.
    »Sie wissen genau, was ich meine«, sagte Kate und ärgerte sich darüber, wie pedantisch und belehrend er ihren noch ungeordneten Gedanken begegnete.
    »Was hätte sie denn tun können, um Grant zu stoppen? Ihn mit ihrem Bohrer angreifen? Ihm drohen, seinen Zahnstein zu entfernen?«
    Seit der Wind sich gelegt hatte, war es für einen Märzabend recht warm. Auf dem klaren, vom Regen rein gewaschenen Himmel schwebten einzelne zarte Wölkchen, die wie Federn von Miss Prices grauem Papagei aussahen. Kate wünschte, sie könnte diesem Streit mit Liam entrinnen. Sie hatte sich die Zeit mit ihm ganz anders vorgestellt. Wenn er doch nur endlich aufhören würde, von Grant, den Fridesley Fields und dem Postle zu sprechen. Stattdessen sollte er lieber ihre Hand nehmen. Wie schön wäre es, wie – ja, wie was? Alte Freunde? Vielleicht sogar ein Liebespaar? – zu ihrem gemütlichen, kleinen Puppenhäuschen zurückzukehren. Sie könnten eine Flasche Wein aufmachen, und sie würde eine einfache, aber edle Kleinigkeit kochen. Nach dem Essen könnten sie es sich nebeneinander auf ihrem rosa Samtsofa gemütlich machen. Sie hatte das Frühstücksgeschirr gespült. Ihr Kühlschrank war gut bestückt. Sie besaß genügend CDs, um auch seinen Musikgeschmack zu treffen. Trotzdem würde sie bei Gelegenheit noch ein paar neue Scheiben anschaffen müssen, denn mehr als den üblichen Tschaikowski und einen ziemlich

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