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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Chilswell Farm und zum Boar’s Hill. Ich kann auf dem Hügel stehen und mir das Szenario ansehen, das Matthew Arnold inspiriert hat. Ich kann bis zu den Chilterns hinüberschauen und den Drachenfliegern zusehen, die durch die goldene Luft eines Sommernachmittags gleiten. Und ich freue mich darüber. Ich bin glücklich, an einem so schönen Platz leben zu dürfen. Was für einen Unterschied sollten ein paar Gebäude mehr dabei machen? Es wird eine neue Straße geben, es wird für Minibusse in die Stadt gesorgt und von einem neuen Schwimmbad ist ebenfalls die Rede. Denn Oxford ist nicht nur für Leute wie Sie und mich da. Hier leben Menschen, die Jobs brauchen, deren Kinder Schulen und Freizeiteinrichtungen und Hoffnung brauchen, damit sie nicht irgendwann versacken. Ein sumpfiges Stück Wiese soll nur ein bisschen aufgeräumt werden. Der Postle mag ein ökologisches Schatzkästchen sein, aber im Augenblick ist er nicht gerade eine Augenweide. Es gibt dort eine Menge New-Age-Jünger, die alles mit ihren leeren Bierdosen, ihrem Abfall und ihrem Lärm versauen, und ein paar Hausbesetzer samt ihren verflohten Kötern. Sie brechen in Häuser und Lagerhallen ein und nehmen sich, was sie gerade brauchen. Wenn man sie auf der Straße trifft, erbetteln sie Geld für Hundefutter, und wenn man nichts gibt, fluchen sie einem hinterher. Ist es das, was Sie schützen wollen?«
    »Sie wissen also nicht, was dieser Unternehmer vorhat? Haben Sie sich tatsächlich so sehr von den Werbefeldzügen dieses Menschen täuschen lassen?«
    »Ich habe mir die Bebauungspläne angesehen«, sagte Kate beleidigt.
    »Können sie jemandem über den Weg trauen, der die Leute, die im Postle gewohnt haben, auf eine Art losgeworden ist, die ihresgleichen sucht? Wissen Sie, wie sie im letzten Jahr vor ihrem Auszug terrorisiert worden sind? Klar sind jetzt Hausbesetzer dort; schließlich ziehen sie in jedes leer stehende Haus, und mit den Ämtern haben sie schon gar nichts am Hut. Aber früher lebten im Postle sechs normale, nicht sonderlich gut gestellte Familien. Dann kam Tom Grant. Er schaltete ihnen den Strom ab und kappte die Telefonleitungen. Die Post wurde nicht mehr zugestellt, weil der Postbote an einem düsteren Morgen tätlich angegriffen wurde; von da an mussten sie ihre Briefe beim Postamt abholen. Der kleine Laden, wo sie Brot, Milch und Dinge des täglichen Bedarfs kaufen konnten, wurde geschlossen. Haben die ›Freunde‹ Ihnen das alles vorenthalten?«
    »Merkwürdig«, sagte Kate langsam, »von alledem habe ich nicht ein einziges Wort gehört. Und jetzt stelle ich mir die Frage, warum das so ist. Es könnte natürlich sein, dass die ›Freunde‹ von jemandem gesteuert werden, der insgeheim die Pläne befürwortet.« Penny?, dachte sie. Gavin? Yvonne? Nein, nicht Yvonne. Vielleicht Barbara. Aber ganz oben auf der Liste stand eindeutig Gavin.
    Auf der Holzbrücke, die den Peter’s Stream überquerte, donnerten ihre Schritte geradezu, denn der tobende, schäumende Bach darunter, der Liams Ärger über Grant widerzuspiegeln schien, warf den Schall verstärkt zurück. Sie blieben stehen und schauten dem wilden Wasser zu. Nur ein kleines Stück oberhalb war der Kanal noch dunkelgrün, still und verwunschen. Kate blickte verträumt in die Wellen. Sie wünschte, sie könnte Janá č ek mögen; und dass sie sich so um die Fridesley Fields sorgen könnte, wie Liam es tat, anstatt dem Mörder von Yvonne Baight hinterherzurennen.
    Ein Mann näherte sich und ging ebenfalls über die Brücke. Kate hörte seine Schritte, die längst nicht so heftig klangen wie ihre und Liams. Sie drehte sich um. Es war ein Mann in den Sechzigern, ungefähr so groß wie sie selbst, aber stämmig und windgegerbt. Sein Gesicht war sehr rot und wies die typischen, groben Züge eines Trinkers auf. In der Hand hielt er ein T-förmiges Metallgerät.
    Wo habe ich so etwas nur schon einmal gesehen?, überlegte Kate, während sie sich an das Brückengeländer drückte und inständig hoffte, dass Liam so stark war, wie er aussah.
    »Ich will nur die Schleuse schließen«, sagte der Mann. Wahrscheinlich hatte er bemerkt, wie nervös Kate geworden war, denn er lächelte sie an, wobei er sie mit Bierdünsten umnebelte. Eifrig kletterte er ein paar Stufen hinauf und drückte die Winde in eine Fassung. »Die Flut geht zurück«, erklärte er, als hätten sie es noch nicht selbst festgestellt. »Der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage keinen Regen mehr voraus. Falls wir den

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